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Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge

Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge

Titel: Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge
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Sicherheit von 48 Fluggästen und zwei Stewardessen anvertraut war, doch einfach nicht benehmen. Vielleicht, dachte der Funkoffizier, vielleicht sollte ich die nächste Flugkontrollstelle rufen und sie verständigen. Jetzt jagt der den Vogel schon wieder in so eine halsbrecherisch enge Schleife! Lieber Gott, es wäre kein Wunder, wenn uns der Schlitten auseinanderbricht wie ein morscher Doppeldecker aus dem Museum! Ich möchte bloß wissen, was die Passagiere jetzt denken…
    Die Fluggäste dachten noch an gar nichts. Ein leichtes Rütteln der Maschine hatten die erfahreneren unter ihnen ' schon öfters erlebt, wenn eine Schlechtwetterzone durchflogen worden war oder ein plötzliches Luftloch das Flugzeug ein Stück absacken ließ. Professor William D. Rutherford, der zu einer schwierigen Gehirnoperation nach Toronto flog, beschäftigte sich mit den Röntgenaufnahmen des Patienten und spürte die Unruhe der Maschine überhaupt nicht. Vielleicht waren die beiden jungen Stewardessen die einzigen, die bemerkten, daß etwas nicht ganz in Ordnung sein konnte. Sie schaukelten und taumelten von Sitzreihe zu Sitzreihe, um Getränke zu offerieren, weil sie sich davon erhofften, daß die Fluggäste sich ablenken lassen würden.
    Ein Passagier freilich, ein sonnengebräunter, sportlich wirkender Typ mit leicht angegrauten Schläfen, äußerte sich laut und deutlich, so daß nun erst alle aufmerksam wurden: »He, Miß, sagen Sie doch mal Ihrem Flugkapitän, er soll gefälligst ein bißchen ruhiger fliegen! Und fragen Sie ihn, was der Unsinn mit Links- und Rechtskurven soll! Slalom-Flugstrecken gibt es doch wohl nicht — oder?«
    Plötzlich verstummten alle Gespräche. Ein paar Leute wandten die Köpfe. Die blonde Stewardeß tat einen Schritt auf den Sprecher zu, als plötzlich ein harter Stoß die Maschine durchrüttelte.
    Das Mädchen verlor das Gleichgewicht und stürzte mit einem leisen Schrei in die nächste Sitzreihe hinein. Zwei Gepäckstücke .rutschten aus dem Ablagefach und polterten, wie von unsichtbaren Händen herumgestoßen, durch den Mittelgang. Ein kleines Kind begann laut zu weinen.
    »Anschnallen!« rief die brünette Stewardeß, die sich krampfhaft an der Rückenlehne eines freien Sitzes festhielt. »Bitte, schnallen Sie sich an, Ladies and Gentlemen! Wir scheinen eine Schlechtwetterfront zu durchqueren. Kein Grund zur Besorgnis. Es wird nur ein bißchen wackeln, als würden Sie mit Ihrem Wagen durch ein paar Schlaglöcher fahren.«
    »Durch ein paar Schlaglöcher!« höhnte der sonnengebräunte Mann. »Kindchen, haben Sie den Verstand verloren! Wissen Sie, was im Augenblick mit dieser Maschine geschieht? Wenn mich nicht alles täuscht, sind wir dabei, einen Looping zu drehen! Ihr Flugkapitän muß den Verstand verloren haben! Los, verdammt noch mal, gehen Sie vor und sehen Sie nach!«
    Die Stewardeß nickte verwirrt. Sam Turner fuhr sich mit einer fahrigen Geste über das markante Gesicht. Sein Blick glitt über die Köpfe der Passagiere hin, nachdem er sich hochgestemmt hatte. In seinen Mundwinkeln stand ein dünnes kaltes Lächeln. Ihr werdet euch noch wundern, dachte er. Alle miteinander! Hoffentlich haben die beiden Unglücksraben da vorn nur einen Kaffee getrunken. Sonst treiben sie es womöglich zu toll.
    Ein neuer Stoß rüttelte durch die Maschine. Weitere Gepäckstücke fielen aus den Ablagefächern. Jetzt schrie eine junge rothaarige Frau erschrocken auf. Ein Mann brüllte etwas. Das Kind plärrte schrill.
    Fein, dachte Sam Turner. Es läuft ja alles wie geplant…
    ***
    Captain Hywood vom Hauptquartier der New Yorker City Police zwängte seine Hünengestalt aus der Dienstlimousine, mit der er gekommen war. Er stemmte die mächtigen Fäuste in die Hüften und warf einen prüfenden Blick zum Himmel hinauf. Es sah nach Schnee aus, und in New York kann Schnee für die Polizei nur zusätzliche Arbeit bedeuten: mehr Unfälle, vom Schnee hinausgelockte Kinder, deren Eltern sie als vermißt melden, verstopfte Straßen.
    »Mist«, knurrte Hywood lapidar und stapfte auf das Pförtnerhäuschen der »Chedrug Company« zu. Er trug wie üblich seine dunkelblaue Uniform mit der Offiziersmütze. Bei seiner Größe hatte er nicht das Glück, die Uniform von der Stange kaufen zu können, nein, er mußte sich sogar die Mützen und die Stiefel in Maßanfertigung hersteilen lassen. Mit Handschuhen hatte er es aufgegeben. In Maßanfertigung waren sie ihm zu teuer, wenn man in Betracht zog, daß er sie immer wieder
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