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Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett

Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett

Titel: Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett
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festnageln?
    Ich ging die Fälle durch, an denen Phil und ich zur Zeit arbeiteten. Es waren Routinedinge, und in den meisten Fällen war noch nicht einmal abzusehen, ob sich aus ihnen auch nur ein Verfahren ergeben würde. War ein Kall darunter, bei dem in den nächsten vierundzwanzig Stunden irgendeine entscheidende Wendung ein treten konnte? Ich glaubte es nicht. Aber das war nicht verläßlich. Wir konnten eine Kleinigkeit übersehen haben, etwas, das für uns noch ohne Bedeutung schien, für die anderen aber von enormer Bedeutung sein mochte. Aber wenn dem so war, hätten sie sich auch Mühe geben müssen, Phil vorübergehend aus dem Verkehr zu ziehen. Und bei Phil war doch offensichtlich nichts passiert, denn sonst hätte er am Telefon wenigstens eine Andeutung gemacht.
    Warum sollte gerade ich vierundzwanzig Stunden lang nicht meine Wohnung verlassen? Das war die Kardinalfrage. Hier lag der Schlüssel, der uns auf die Spur der Leute bringen konnte, die Mrs. Hilier und ihren Jungen entführt hatten. Warum sollte ich zu Hause bleiben?
    Ich trat ans Fenster und sah hinüber auf die andere Straßenseite. Einige Fenster waren dunkel, in anderen brannte Licht. Gab es irgendwo da drüben jetzt einen Mann, der mit einem Fernrohr zu mir herüberstarrte?
    Es klingelte. Ich hastete hinaus in den Flur und zog die Tür auf.
    Mein alter Freund und Berufskollege Phil Decker stand auf der Schwelle. Er trug einen leichten Trenchcoat und einen Hut. Aber in der rechten Hand hielt er schußbereit seinen 38er. Mit einem einzigen kurzen, fragenden Blick auf mich versuchte er herauszufinden, ob vielleicht hinter mir Leute stünden, die mich bedrohten.
    »Die Kanone kannst du einstecken«, sagte ich. »Ich bin ganz allein in der Wohnung. Nett, daß du so schnell gekommen bist.«
    Er trat über die Schwelle, warf den Hut auf die Ablage und schlüpfte aus dem Mantel.
    »Jetzt bin ich aber gespannt«, sagte er zu mir.
    »Möchtest du einen Kaffee?«
    »Kann ich in einer Stunde wieder im Bett liegen?«
    »Bestimmt nicht.«
    Phil seufzte. »Dann möchte ich Kaffee.«
    Ich holte das Nötige aus der Küche und baute es im Wohnzimmer auf. Wenn meine Wohnung wirklich beobachtet wurde, konnten sie natürlich sehen, daß ich Besuch bekommen hatte. Aber sie konnten nicht wissen, daß ich ihn selbst herbeitelefoniert hatte. Folglich mußte er ihnen als zufällig erscheinen. Dachte ich jedenfalls.
    »Fällt dir etwas auf?« fragte ich, nachdem ich an meinem Kaffee genippt hatte.
    Phil sah sich um und zuckte mit den Achseln.
    »Meine Wohnung ist nicht aufgeräumt«, sagte ich.
    »Wenn es dich stört, räume sie auf!«
    »Okay, alter Junge. Nun versuche einmal, deinen geschulten Verstand in Bewegung zu setzen. Ich bezahle eine gewisse Mrs. Hiller dafür, daß sie hier Ordnung hält. Das solltest du wissen.«
    »Stimmt, ja. Ist sie krank geworden?«
    »Sie wurde gekidnappt.«
    »He?« Phil stellte seine Tasse überrascht zurück. »Das ist aber ein dummer Witz! Wer soll schon eine Frau entführen, bei der nichts zu holen sein wird?«
    »Das möchte ich eben wissen. Jedenfalls ist sie gekidnappt worden.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil die Kerle, die es gemacht haben, hier anriefen. Außerdem haben sie mein Telefon angezapft.«
    »Was?« Phil machte ein so ungläubiges Gesicht, daß ich kurzerhand zum Hörer griff und wieder die ersten drei Ziffern von der Rufnummer des FBI-Distriktgebäudes wählte. Und prompt kam wieder eine fremde Männerstimme aus dem Hörer: »Was soll es, Cotton? Wir sind in der Leitung, und wir bleiben drin! Also machen Sie gar nicht erst blöde Versuche!«
    »Ich wollte nur sehen, ob ihr nicht eingeschlafen seid«, grunzte ich und legte den Hörer wieder auf. »Glaubst du es jetzt?«
    »Ich glaube dir alles«, sagte Phil. »Und ich verstehe überhaupt nichts. Was soll das Ganze?«
    »Sie haben, wie gesagt, Mrs. Hiller und ihren Sohn entführt. Aber sie wollen kein Lösegeld. Morgen abend, versprachen sie, würden die Frau und der Junge wieder freigelassen. Aber nur unter einer Bedingung.«
    »Und zwar?«
    »Daß ich bis morgen abend meine Wohnung nicht verlasse.«
    »Bitte?«
    »Du hast schon richtig gehört. Ich soll bis morgen abend meine Wohnung nicht verlassen. Trotzdem habe ich es schon ein paarmal gemacht heute abend. Ich glaube nicht, daß sie einen kompletten Einblick in meine Bude haben. Sonst hätte es ihnen auffallen müssen, als ich bei den Nachbarn herumlief, nur um herauszufinden, wie weit sie mich sehen
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