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Jerry Cotton - 0540 - Terror im Highway-Hotel

Jerry Cotton - 0540 - Terror im Highway-Hotel

Titel: Jerry Cotton - 0540 - Terror im Highway-Hotel
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Tasche auf den Boden. Ich bückte mich rasch. An einer Ecke der Tasche war die Naht auf geplatzt, so daß man die Innenseiten des ungefärbten Rohleders ein wenig auseinanderklaffen sah. Ich griff zu und hob die Tasche auf. Den gemurmelten Dank der Lady hörten wir schon nicht mehr, denn wir hatten es ja, wie gesagt, sehr eilig.
    ***
    Etwas krachte, Glas splitterte, und ein unheimliches, dumpfes Brausen erfüllte die Luft. McPherson hob den Kopf und starrte verständnislos zu der Glaskabine hinaus in ein wogendes, rotes, knisterndes Flammenmeer. Eine Sekunde brauchte er, um den stechenden Schmerz in seinem Kopf, der sein Bewußtsein zu überrennen drohte, von sich wegzuschieben. Dann richtete er sich taumeld auf, von Schwindelanfällen gepackt.
    Die Luft war heiß wie flüssiges unsichtbares Feuer. Jeder Atemzug brannte ihm Lungen, Luftröhre und Rachen aus. McPherson hüstelte. Halb aufgerichtet stützte er sich gegen den Schreibtisch. Was, zum Teufel, war denn hier eigentlich los, fragte etwas in seinem Gehirn.
    Die vergangenen Ereignisse traten undeutlich aus seinem Gedächtnis. Natürlich, da war die Blonde gewesen, die — McPherson schüttelte den Kopf, und sogleich zuckte eine rasende Schmerzwelle durch seinen Körper. Mochte geschehen sein, was da wollte, jetzt war weiß Gott nicht die Zeit, darüber nachzudenken.
    Er griff zum Telefon. Mit lautem Knall barst eine andere Scheibe in der Front der Glaskabine. Unwillkürlich zog McPherson den Kopf ein.
    »Empfang?« krächzte McPherson in den Hörer, als er gewählt und eine weibliche Stimme vernommen hatte. »Hier ist McPherson, Tankstelle 2. Rings um uns brennt es. Nellies liegt bewußtlos oder tot neben mir. Ich versuche, mit ihm aufs Gratewohl nach Westen durch die Flammenwand durchzukommen. Wenn ihr könnt, schickt uns von Westen her Leute mit Feuerlöschern entgegen. Und betet zu Gott, daß sie uns finden. Ich weiß nicht, ob ich durchkomme…«
    Er ließ den Hörer neben dem Apparat auf dem Fußboden liegen. Der Lärm des Feuers tobte wie die Urgewalt der chaotischen Elemente um ihn. Es war nackter Selbstmord, sich in dieses Feuer zu stürzen. Nicht zwei Schritte weit würde er kommen.
    Aber hier drin hielt er es auch nicht mehr aus. Das Feuer fraß den Sauerstoff. Er mußte hinaus. Und natürlich mußte er zusammen mit dem Jungen hinaus. Nicht einen Augenblick dachte er daran, daß er versuchen könnte, allein durchzukommen.
    Mit fahrigen Bewegungen riß er die Schiebetüren unter der Glaswand auf, die nur noch aus Scherben bestand.
    Draußen explodierte mit bläulichem Schein wieder irgend etwas. McPherson warf sich flach auf den Boden. Die heftige Bewegung zuckte wie ein flutender Glutstich durch seinen ganzen Körper. Seinen Hinterkopf schienen Kobolde mit Preßlufthämmern zu bearbeiten.
    In den Fächern des niedrigen Wandschrankes lagen Auto-Feuerlöscher. McPherson zerrte sie alle heraus. Es waren noch fünf Stück. Richtig, dachte etwas in ihm, wir haben vorige Woche ein halbes Dutzend bekommen, und einen habe ich vorgestern an den Dicken verkauft, der auf dem Highway einen Unfall beobachtet hatte.
    Der Strahl schoß scharf und schaumig aus dem Feuerlöscher. Nellies’ Glieder wurden unter dem Druck herumgeschleudert wie die Glieder einer leblosen Puppe, die ein wütender Besitzer schüttelt. Gleich darauf war Nellies’ Gestalt unter einem Berg von Schaum verborgen.
    McPherson schaufelte ihm das Gesicht frei. Er ließ einen anderen Feuerlöscher leerlaufen und wälzte sich in der schaumigen Nässe. Mit beiden Händen knetete er Schaum durch sein Haar. Dann zerrte er Ricky Nellies hoch. Es war eine mörderische Anstrengung, und seine Lungen pumpten wie wild. Dabei wurde die Atemluft immer dünner. Gab es überhaupt noch Luft? War es nicht flüssiges Feuer, was durch seine Kehle brannte und ihn zu verbrennen und gleichzeitig zu ersticken drohte!
    Endlich lag Nellies über seiner linken Schulter. McPherson griff mit dem angewinkelten rechten Arm an seinem eigenen Gesicht vorbei und krampfte die Faust in Nellies Overall fest, um die kostbare Last zu halten und gleichzeitig sein Gesicht ein wenig zu schützen vor dem Gluthauch des prasselnden, tobenden Feuers.
    Also dann, sagte er sich. Hier drin bist du mit Sicherheit geliefert. Wenn es überhaupt eine letzte Chance für dein bißchen Leben gibt, dann besteht sie darin, daß du durchkommst.
    Ein letztes Mal zögerte er kurz vor der offenstehenden Tür der nur noch als Gerippe vorhandenen Glaskabine.
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