Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik

Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik

Titel: Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik
Autoren:
Vom Netzwerk:
zusammen wie ein Freiballon, dem die Luft ausgeht. Bewußtlos blieb er auf den weißen Fliesen liegen. Ich schnappte mir einige der Frottierhandtücher und verschnürte Legrelle blitzschnell zu einem Paket. Ich hatte es auf einmal eilig, zu Phil zu kommen.
    Ich ging zurück in das Wohnzimmer und trat ans Telefon, um die Polizei anzurufen. In diesem Moment öffnete sich mit einem Ruck die Tür des Hotelzimmers.
    Ein Girl trat ein. Es war ein ungewöhnlich schönes Mädchen, groß, schlank und rothaarig. Noch auffälliger als ihre strahlende Schönheit war jedoch die Pistole, die sie in der rechten Hand hielt.
    Sie richtete die Waffe dorthin, wo mein Herz sich vergeblich darum bemühte, seine normale Tourenzahl zurückzugewinnen. »Hallo!« sagte ich. »Was wollen Sie hier?«
    In den graugrünen Augen des Girls fand ein Vereisungsprozeß statt.
    »Sie töten!« lautete die Antwort.
    ***
    Das Mädchen hatte eine dunkle angenehme Stimme mit einem fremdländischen Akzent. Das, was sie sagte, klang freilich weder angenehm noch fremd. Ich hatte es schon oft genug gehört. Es gehörte zu den Dingen, an die ich mich in meinem Beruf noch immer nicht gewöhnt hatte.
    »Mich töten?« echote ich. »Soll das ein Witz sein?«
    »Ist es ein Witz, daß Sie Mark Lennon auf dem Gewissen haben?« fragte sie mit leiser scharfer Stimme. Ich begriff. Sie hielt mich für Legrelle. Wahrscheinlich war sie Mark Lennons Freundin. »Sie kommen aus Frankreich?«
    »Ihnen soll es egal sein, woher ich komme«, antwortete sie. »Interessieren Sie sich lieber dafür, wohin Sie gehen. Es ist die Hölle, Raoul Legrelle!«
    »Sie irren sich, meine Liebe. Ich bin nicht Raoul Legrelle. Mein Name ist Cotton. Jerry Cotton.«
    Ich sah, wie sich Zweifel in das kalte Funkeln ihrer Augen einnisteten. Wahrscheinlich hatte ich das Glück, nicht ganz der Vorstellung zu entsprechen, die sie sich von Legrelle zurechtgebastelt hatte.
    »Ich habe mich beim Portier erkundigt!« stieß sie hervor. »Das hier ist Monsieur Legrelles Zimmer!«
    »Stimmt genau. Er ist sogar hier… nämlich im Bad. Wollen Sie sich nicht davon überzeugen?«
    »Keine falsche Bewegung, bitte!« herrschte sie mich an. »Sie wollen mich nur bluffen!«
    »Darf ich telefonieren?« fragte ich. »Es wird für Sie sehr interessant sein, dem Gespräch zu folgen…«
    »Meinetwegen«, sagte sie mißtrauisch, »aber vergessen Sie nicht, daß mein Finger am Abzug liegt! Wenn ich merke, daß Sie mich über das Ohr zu hauen versuchen, ist es aus mit Ihnen!«
    Ich bat den Portier, mich mit dem zuständigen Revier zu verbinden. Nach einer halben Minute hatte ich einen Cop an der Strippe. Er gab das Gespräch an den Lieutenant vom Dienst weiter. Ich teilte ihm mit, worum es ging. »Beeilen Sie sich, bitte!« sagte ich. »Es kommt auf jede Minute an!«
    Ich legte auf und wandte mich um. Das Girl starrte mich an. »Wer sagt mir, daß das keine Täuschung war?«
    Ich marschierte auf das Badezimmer zu und öffnete die Tür. Legrelle lag auf dem Boden und bemühte sich darum, seine Fesseln zu lösen.
    »Raoul Legrelle«, stellte ich vor. »Wußten Sie nicht, wie er aussieht?« Das Mädchen ließ die Pistole sinken. »Nein«, sagte sie, »aber genau so habe ich mir diese Ratte vorgestellt!«
    ***
    Ich stieg auf die Bremse und jumpte aus dem Jaguar wie jemand, der vor einer Explosion davonläuft. Ich nahm mir nicht die Zeit, den Wagen abzuschließen. Ich hatte schon zu viel Zeit verloren.
    Kurz darauf hetzte ich die Treppen eines alten vierstöckigen Mietshauses hinauf. Ich stoppte, als ich vor der Tür von Andy Griffith stand, und klingelte. Die Adresse des Gangsters hatte ich dem Zettel entnommen, der in Jenkins' Besitz gewesen war.
    Im Inneren der Wohnung rührte sich nichts. Ich legte die Stirn in Falten. Ich klingelte ein zweites Mal und lauschte angestrengt. Mir schien es so, als hörte ich einen halberstickten Hilferuf. Ich spürte, wie sich meine, Nervenenden mit Elektrizität aufluden.
    Andy Griffith stand im Verdacht, den entführten Phil Decker gefangenzuhalten. Selbstverständlich wäre es mir ein leichtes gewesen, auf Grund dieser Tatsache einen Haussuchungsbefehl zu erwirken, doch das kostete Zeit… und möglicherweise würde es Phil sogar das Leben kosten.
    Ich gehöre nicht zu den Leuten, die ohne triftige Gründe die Privatsphäre eines anderen verletzen. Mr. High hatte es uns allen zur Pflicht gemacht, gerade in dieser Hinsicht absolut paragraphentreu zu bleiben. Aber wenn man einen Hilferuf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher