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Jerry Cotton - 0503 - Rascher Tod durch Jimmy Brown

Jerry Cotton - 0503 - Rascher Tod durch Jimmy Brown

Titel: Jerry Cotton - 0503 - Rascher Tod durch Jimmy Brown
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worden waren.
    Wir blickten uns an. »Das ist eindeutig«, sagte Phil mit gepreßter Stimme. »Captain Hywood scheint recht zu haben. Wir haben uns einen Bären aufbinden lassen.«
    »So sieht es aus«, sagte ich nachdenklich. »Mit diesem Material ist das Leben des Kroaten keinen Cent wert. Übrigens, Phil, es wäre das erste Mal, daß wir uns grundlegend im Charakter eines Menschen getäuscht haben.«
    »Und? Sind wir unfehlbar?«
    ***
    Er sah aus wie ein Trampdampfer, wie einer von den vielen kleinen Kähnen, die regelmäßig die Ostküste befuhren und auch bis Südamerika herunterkamen.
    Die Aufbauten wirkten verwahrlost, und der Rost an der Reling schien der einzige Halt zu sein, um das Gestänge zusammenzuhalten.
    Wie das Schiff, so war auch die Mannschaft, angefangen vom Kapitän bis zum Schiffsjungen. Sie trugen schmutzige, an vielen Stellen zerrissene Rollkragenpullover, und die Hosen aus Leder mußten schon von Generation zu Generation vererbt worden sein.
    Kapitän Hilmore, ein rothaariger Riese, stand auf der Brücke und leitete das Anlegemanöver:
    »Halbe Kraft voraus, fünf Strich Backbord! Kannst du nicht den Kurs halten, verdammter Kerl!« brüllte er den Maat an, der das Ruder hielt. »Backbord, zum Teufel! Ich ziehe dir die Haut vom Leib, wenn du den Kasten beschädigst!«
    Sie steuerten in der Nähe von Mole 18, dorthin, wo die Standard Fruit ihre Schuppen hatte.
    An Land wurde das Manöver interessiert beobachtet. Kapitän Hilmore war bei den Hafenarbeitern und Schauerleuten bekannt. Nicht nur wegen seines Rattenkastens, sondern vor allem wegen seiner seltsamen Vorliebe für billige Dauerfrachten, die ihm kaum ein Existenzminimum gestatteten, andererseits aber nie ohne Arbeit sein ließen.
    »Möchte wissen, wie er das durchhält. Wenn du meine Meinung wissen willst«, sagte ein Hafenarbeiter zu seinem Kollegen, »dann wartet der alte Fuchs nur auf einen kleinen Sturm, der seinen Kahn absaufen läßt. Ich wette mit dir, daß er gut versichert ist!«
    »Kann schon sein«, meinte der andere. »Was kümmert es mich. Ich fahre nicht mit ihm.«
    Inzwischen kam die »Rose III«, wie der alte Seelenverkäufer hochtrabend hieß, längsseits. Es klappte alles viel besser, als man erwarten konnte. Ein Fachmann hätte vielleicht bemerkt, daß sich das Schiff ausgesprochen leicht steuern ließ, daß es auf die leiseste Ruderbewegung ansprach und sofort reagierte. Vielleicht hätte dieser Fachmann auch noch mehr bemerkt, zum Beispiel die leise surrenden Maschinen, in denen mehr Kraft steckte, als man hinter dem Schiff vermuten konnte. Sogar der Rost schien sorgsam gepflegt zu sein.
    Doch wer achtete schon auf solche Details in einem Hafen, in dem an einem Tag viele hunderte von Schiffen festmachten oder ablegten.
    Als die Rose III vertäut war, ging Kapitän Hilmore sofort von Bord. Die Mannschaft blieb, entgegen allen Regeln, diszipliniert an Bord und wartete, bis die Hafenbehörden das Schiff freigaben.
    Hilmore überhörte die spöttischen Bemerkungen, die ihm von allen Seiten zugerufen wurden. Mit langen wiegenden Schritten ging er auf die langgestreckte Halle zu, in der sich die Büros der Standard Fruit befanden.
    »Hallo, Captain!« begrüßte ihn der Clerk. »Alles okay an Bord?«
    »Okay.«
    »Soll ich Sie bei Mr. Kovaci anmelden? Sie wollen doch sicher gleich Ihr Geld haben!«
    »Ja«, antwortete Hilmore knapp. »Die Ladung soll heute noch gelöscht werden.«
    »Zuckerrohr?«
    »Zuckerrohr.«
    Der Clerk verschwand in einem Büro, das durch eine schalldichte Doppeltür vom Vorraum getrennt war. Gleich darauf kam er zurück.
    »Sie können hereinkommen, Captain, — Mr. Kovaci erwartet Sie.«
    Hilmore ging durch die Tür und achtete darauf, daß sie sich hinter ihm fest schloß.
    Der Mann hinter dem Schreibtisch, ein schwarzhaariger sehniger Fünfziger mit einer Raubvogelnase, war Mr. Per Kovaci, der Geschäftsführer der Standard Fruit. Er lächelte dünn, als sich Hilmore grußlos in einen der mächtigen Besuchersessel fallen ließ, sich ungeniert aus der Zigarrenkiste bediente, die Spitze abbiß und auf den Boden spuckte.
    »Nun, Hilmore«, sagte er, »alles gutgegangen?« Seine Aussprache klang seltsam fremd, obwohl sie sehr korrekt war. Er kam hinter dem Schreibtisch hervor, zündete ein Streichholz an und gab Hilmore Feuer.
    Der Kapitän paffte ein paar Züge, ehe er den Kopf hob und sein Gegenüber ansah.
    »Wir sind , nicht erwischt worden, wenn Sie das meinen. Aber sie waren uns hart auf den
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