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Jericho

Jericho

Titel: Jericho
Autoren: Jason Dark
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mehr so stark durchlöchert, deshalb schwankte das Gefährt auch nicht so wie zu Beginn der Fahrt.
    Er setzte sich Judith gegenüber, die ihn erst anschaute, dann auf seinen Arm wies. »Wie geht es ihm?«
    Douglas grinste verzerrt. »Abgesehen davon, daß ich froh bin, nur am Linken erwischt zu sein, er schmerzt noch. Aber das wird sich ändern lassen, denke ich.«
    Sie berührte seine Hand. »Ich hoffe, daß es keine Vergiftung ist, Abe.«
    »Nein, nein, Chato hat die Wunde ausgesaugt.«
    Sie lächelte. »Das hoffe ich.«
    Abe Douglas konnte seinen Beruf nicht unterdrücken. Der Polizist drang bei ihm durch. »Hör zu, Judith. Ist dir vielleicht noch etwas eingefallen, was uns weiterhelfen könnte?«
    Sie hob die Schultern. »Ich habe in der Stadt gelebt und gelitten. Ich kenne das Haus, in dem ich wohnte und mir immer eingesperrter vorkam. Das ist alles.«
    »Du warst bei Jericho!«
    Sie nickte. »Das stimmt.« Ihre Stimme war kaum zu verstehen, weil die Erinnerung das Mädchen überwältigte. »Es war schrecklich, wenn du verstehst. Er wollte mit mir ins Bett gehen, mich zwingen, mit ihm zu schlafen. Dieser Widerling.«
    »Andere taten es?«
    »Ich denke schon.«
    »Du hast ihn von Angesicht zu Angesicht gesehen und dich gefürchtet. Stimmt es?«
    Sie nickte. »So ist es. Jericho ist das Grauen, obwohl er nicht so aussieht. Wenn du ihn anschaust, steht vor dir kein Monster, sondern ein Mensch. Und trotzdem ist er eine fürchterliche Kreatur. Ein Erwachsener mit dem Kopf eines Babies. Kannst du das begreifen?«
    »Nein.«
    »So ist es aber. Und gerade deshalb sieht er so schrecklich aus, so grauenhaft und widerlich. Ich kann mich nur vor ihm ekeln.«
    Douglas glaubte ihr. Noch einmal drückte er ihre Hand. »Wenn wir in Jericho sind, dann wirst du zunächst im Wagen bleiben. Das ist sicherer für dich.«
    »Danke, Abe.« Sie war froh, daß er so dachte.
    Douglas lächelte ihr noch einmal zu und setzte sich wieder neben dem Fahrer.
    Chato deutete nach vorn. Der Staub begleitete sie, nur hatte er jetzt eine andere Färbung bekommen, denn die tiefer sinkende Sonne besaß eine andere Farbe. Das knallige, blendende Gelb war verschwunden. Der Farbton Orange herrschte vor, und im Kern besaß der Sonnenball bereits ein tiefes Kot. Seine Strahlen verteilten sich über die Landschaft und berührten die wuchtigen Felsen wie Schleier, so daß dieses einst so traurig wirkende Gestein an manchen Stellen aussah, als würde es lichterloh brennen.
    Ein wunderbares Farbenspiel bedeckte die Mulde. Besonders die Rottöne herrschten vor. Angefangen vom tiefen Rot bis hin zu gelblichen Schleiern.
    Ein Sonnenuntergang in der Wüste war tatsächlich etwas Besonderes. Da hatten die zahlreichen Reiseschriftsteller, die ihn beschrieben, nicht gelogen.
    Innerhalb der Farbenpracht, gewissermaßen im Zentrum, lag auch die Stadt.
    Jericho, nicht mehr als eine Ansammlung von Hütten, ein Ort ohne Kirche, ein Platz, der dem Bösen geweiht war. Er sah aus wie in Feuer getaucht. Selbst das Grün der Bäume hatte den roten Glanz bekommen, und die zahlreichen Brunnen mit ihren Fontänen schimmerten ebenfalls im roten Licht.
    Jericho schlief…
    Kein Mensch bewegte sich auf der Straße, als sie langsam einrollten. Die gepflegten Gehsteige lagen ebenso leer vor ihnen wie die kleinen Gärten und winzigen Anlagen.
    Es war heiß, aber das Wasser brachte trotzdem eine gewisse Kühle und schien auch den Staub aufzusaugen. Der G-man hatte die Seitenscheibe nach unten gekurbelt. Er wollte etwas von der Atmosphäre dieser kleinen Ansammlung von Häusern mitbekommen, was ihm nicht gelang, denn die Botschaften der bösen Träume waren leider ausgeblieben. Jericho lag im Stillen!
    Das Motorengeräusch wirkte störend. Die Blätter an den Bäumen schienen sich ärgerlich zu schütteln, als das Wohnmobil über die breite Straße in Richtung Zentrum rollte, denn es war abgemacht, daß sie dort anhalten wollten.
    Außerdem befand sich Jerichos Haus nicht weit davon entfernt. Chato stoppte.
    Sie hörten hinter sich das heftige Atmen des Mädchens. Dann kam Judith nach vorn. Sie ging gebückt, obwohl es wegen der Höhe des Wagens nicht nötig war. Ihr Gesicht war gerötet und blaß zugleich. Schräg schaute sie durch die Scheibe dorthin, wo sich der Käfig befand. Dieses offene Gefängnis stand mitten auf dem Platz, von allen Seiten einsehbar. Die Erinnerung an ihre Gefangenschaft ließ Judith zittern.
    »Nicht daran denken«, sagte der G-man, der ihre Gedanken
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