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Jenseits des Meeres

Titel: Jenseits des Meeres
Autoren: Ruth Langan
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wollte sofort aufstehen, doch Kieran hielt ihn zurück.
    „Nicht doch. Im Moment haben wir nichts zu befürchten. Du musst erst wieder zu Kräften kommen, ehe wir unsere Heimreise fortsetzen.“
    „Und der Begleiter der jungen Frau?“ Mit erstaunlich starkem Griff fasste Colin die Hand seines Bruders. „Man hat ihn nicht getötet?“
    Reglos erwartete Megan die Antwort des Fremden.
    „Ihr Begleiter wurde nur leicht verletzt. Ich versorgte seine Wunden und bedeckte ihn mit einem warmen Umhang. Inzwischen dürfte er schon wieder reiten und zu seinen Leuten zurückkehren können. Er machte sich allerdings Sorgen wegen der Verletzungen der jungen Frau. Sie hat viele schwere Wunden davongetragen. Da sie von hoher Geburt ist, versprach ich, sie zu ihrem Volk zurückzubringen, ehe wir unsere Heimreise fortsetzen.“
    Colin, dem es entging, dass die junge Frau leise erleichtert aufatmete, stieß selbst einen Seufzer aus. „Gottlob“, flüsterte er. „Wir haben eine gefährliche Reise vor uns, Kieran, und es wäre nicht richtig, dieses unschuldige Mädchen dort mit hineinzuziehen.“
    „Gewiss nicht. Ich werde das dem Burschen gegebene Versprechen auch halten.“
    Kieran ... Megan wandte den Kopf und wollte sich auf den Fremden konzentrieren. Zumindest kannte sie jetzt seinen Namen.
    Kieran riss noch einen Bissen von dem Taubenbraten ab und schaute zufrieden zu, wie sein Bruder weiteraß. Colins Appetit zeigte deutlich, dass er wieder zu Kräften kam.
    „Jetzt habe ich genug, Kieran.“ Colin schob seine Hand fort, als Kieran ihm noch mehr in den Mund stecken wollte.
    „Du musst aber essen, Colin! Wir haben noch viele Meilen vor uns.“
    „Ja, morgen. Jetzt will ich erst einmal schlafen.“
    Kieran hielt seinem Bruder die Wasserflasche an die Lippen und sah Colin beim Trinken zu. Jetzt ließ sich sein Bruder wieder in die Lumpen sinken, die ihm als Decke dienten, und wenige Minuten später hörte man ihn flach atmen.
    Kieran zog die Umhänge vom Sattel, die er den Toten auf der Weide abgenommen hatte, breitete einen davon über seinen Bruder und wickelte den anderen um das Mädchen.
    Megan fröstelte in dem warmen Umhang und versuchte, sich auf das eben Gehörte zu konzentrieren, doch das strengte sie viel zu sehr an. Sie schien nicht mehr in der Lage zu sein, auch nur einen einzigen Gedanken zu verfolgen.
    Seufzend schloss sie die Augen und fiel in einen unruhigen Schlaf.
    Kieran überzeugte sich, dass er alles getan hatte, um es den beiden Verwundeten so bequem wie möglich zu machen. Dann setzte er sich, lehnte sich an einen umgestürzten Baumstamm und aß, bis auch sein Hunger gestillt war.
    Im Traum kämpfte sich Megan durch einen dunklen, engen Tunnel. Es war stickig und heiß in diesem Gang, und jeder Schritt strengte sie an, doch sie durfte nicht umkehren. In der Ferne sah sie ein flackerndes Licht, das sie erreichen musste.
    Sie zerrte an dem Umhang, der sie vollends zu ersticken drohte, und fühlte die kühle Nachtluft auf ihrer erhitzten Haut. Ihre Lider flatterten und öffneten sich dann.
    Hoch oben glitzerten Sterne am samtschwarzen Himmel. Der Schein des Vollmondes tauchte die Umgebung in ein silbriges Licht. Erleichtert darüber, dass ihr Albtraum beendet war, atmete Megan einige Male tief durch.
    Oder war der Albtraum doch noch nicht vorbei? Sie spähte zum Fluss und lauschte. Beim Knacken eines Zweiges erstarrte sie. Obgleich ihr diese Gegend unbekannt war, jagten ihr weder die dunklen Silhouetten der Bäume noch die umherstreifenden Nachttiere Angst ein. Es war die Gegenwart des Fremden.
    Megan beobachtete, wie ein hoch gewachsener Mann zum Ufer ging und sich das Hemd über den Kopf streifte. Ihr stockte der Atem, denn im Mondlicht sah sie deutlich die vielen Narben, die kreuz und quer über seinen Rücken liefen.
    Nachdem er sich ganz entkleidet hatte, sprang Kieran ins Wasser, tauchte unter und kam nach einer Weile wieder an die Oberfläche. Beim Schwimmen merkte er, wie sich die Anspannung des Tages langsam löste. Mit kräftigen Stößen erreichte er das andere Ufer und schwamm wieder zurück. Jetzt richtete er sich auf, schüttelte das Wasser aus den Haaren und watete zur Böschung.
    Megan vermochte den Blick nicht von ihm zu wenden. Er war einfach herrlich gebaut, hatte breite Schultern und eine behaarte Brust, schmale Hüften sowie einen flachen Bauch. Rasch kleidete er sich wieder an, steckte sich den Dolch in die Scheide und hob dann einen Säbel auf, der im Gras gelegen hatte.
    Er ging
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