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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
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von dort, und später würden die anderen Frauen ihre Vorräte an Tee und Kräutern aus dieser Quelle wieder auffüllen.
    Die zurückhaltende junge Frau hüstelte, um anzudeuten, dass sie vielleicht etwas zu sagen hätte, aber nicht unterbrechen wollte.
    „Ja, meine Liebe?“, fragte die Gastgeberin, und das Mädchen errötete. Sein Kleid war brav und der Stil ein wenig unausgegoren, als hätte es noch nicht so recht entschieden, in welcher Ecke des Lebens es einmal heimisch werden wollte. An der Linken trug die junge Frau einen Ring, der andeutete, dass es wohl einen jungen Mann gab, der sie zu heiraten wünschte.
    „Ich habe geträumt“, sagte sie und errötete wieder.
    „Was denn?“
    Erneute Röte zog sich über ihr Gesicht.
    „Von einem Mann“, wisperte sie und blickte betreten zu Boden.
    „Ich kann mir nicht vorstellen, wie uns das helfen sollte“, bemerkte die Lehrerin trocken.
    Das Mädchen wand sich vor Peinlichkeit.
    „Genufefa! Lass das Mädchen sprechen. Es kann gut sein, dass es wichtig ist“, mahnte die Gastgeberin sanft, und es sah beinahe so aus, als wollte die Lehrerin verächtlich schnauben. Sie tat es nicht. „Nun, meine Liebe, was hast du denn geträumt?“
    Das Mädchen zuckte die Achseln.
    „Da war dieser Mann – das schönste Geschöpf, das ich je gesehen habe. Mehr als nur ansehnlich. Anmutig. Eindrucksvoll. Er schenkte mir ein Lächeln … und dann hatte er plötzlich Reißzähne. Ich wollte davonlaufen, aber dann lief ich plötzlich in seine Richtung, und er war das Ungefährlichste auf der ganzen Welt. Ich meine, der Rest der Welt war noch viel gefährlicher als seine Fänge. Er hielt mich und …“
    Mehr Erröten.
    „Was?“ Die schöne Exotin klang gespannt.
    „Nun …“
    Die Spannung hatte inzwischen die ganze Gruppe ergriffen.
    „Du musst es uns sagen“, mahnte die Gastgeberin. „Du musst …“
    „Er …“ Es ging ihr nicht über die Lippen.
    „Du lieber Himmel! Jetzt sei doch nicht gar so eine Pfarrersköchin!“ tadelte die Kräuterfrau. „Hat er dir ein Busserl gegeben?“
    „Natürlich nicht!“ Das Mädchen klang ein wenig zu empört, doch ihre Reaktion ging in einer Symphonie aufgeregten Gemurmels unter.
    Die Gastgeberin stand auf, ging hinüber zu einem kleinen Handarbeitstisch, zog ein Schubfach auf und kramte eine Lupe hervor.
    „Das sehen wir uns besser genau an.“ Die anderen Frauen bildeten einen Kreis. Sie summten eine Melodie. Tatsächlich summte jede von ihnen eine andere. Die Melodien verschmolzen zu einer unheimlichen, kontrapunktischen Harmonie. Das Mädchen erbebte. Die Harmonie fügte Teile der Realität zusammen. Fast wurde diese sichtbar, wenn auch nur für einen Augenblick.
    „Da ist nichts“, sagte die Schwarzhaarige.
    „Gott sei Dank!“, sagte die Kräuterfrau.
    „Umso besser“, sagte die Gouvernante. „Es wäre doch schockierend gewesen, wenn unser Verdacht sich bestätigt hätte.“
    „Ich verstehe nicht!“, beschwerte sich das Mädchen. „Welcher Verdacht?“
    „Gleisnerei und Betrug durch einen hungrigen Feyon, meine Liebe. Aber keine Sorge. Du bist unversehrt“, erklärte die Gastgeberin tröstend.
    Die anderen Frauen ließen sich wieder nieder.
    „Also nichts als ein Traum?“, schlug die Kräuterfrau vor.
    „So was wie ‚nichts als ein Traum ‘ gibt es nicht bei unserer Constanze“, entgegnete die Gastgeberin besorgt. „Wir sollten besser die Kreise informieren. Es gibt viel herauszufinden. Das schließt auch die beiden jungen Herren ein, die vor kurzem die Räume im Dachgeschoss gemietet haben. Ein Künstler und ein Student des Arkanen, wenn ich mich nicht sehr irre. Möchte noch jemand Kuchen?“

Kapitel 4
    Wie konnte man jemanden ausspionieren, der ein ganzes Heer Bediensteter hatte, um zurückzuspionieren? Catrin fand bald, dass ihr Ziel weitaus schwieriger zu erreichen war, als sie gedacht hatte. Seit einigen Wochen versuchte sie nun schon, etwas zu ergründen. Doch es war ein sinnloses Unterfangen. Entweder gab es nichts auszuspionieren oder es mangelte Catty an der entsprechenden Begabung. Seit Miss Colpin ihre Gouvernante war, hing diese ihr ohnehin dauernd auf den Fersen.
    „Zeit für englische Konversation, Catrin“, sagte sie und brachte neue Bücher in den Unterrichtsraum, ein Zimmer, von dem Catrin schon Monate zuvor gehofft hatte, es nie wieder betreten zu müssen. Sie war nie eine schlechte Schülerin gewesen, allerdings auch nicht wirklich übereifrig. Sprachen für höfliche Konversation,
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