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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld
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Armanie, und eine Schildpattbrille, die ihr klassisch schönes Gesicht halb verbarg. Das dunkelblonde Haar war zu einem schweren Nackenknoten gebunden.
    Die Frau hob die Hand.
    Mara setzte sich aufrecht, um die Frau besser im Auge zu behalten, die einen entschlossenen Eindruck machte.
    »Fünfhunderttausend Dollar!« rief der Auktionator. »Fünf sind geboten -höre ich sechs?«
    Der saudische Prinz hob die Hand. Der Auktionator schnarrte: »Sechs!«
    Der Agent des Japaners nickte. Der Auktionator bellte: »Sieben!« Er blickte zu der Frau hinüber. -
    Sie lächelte. Der Auktionator rief: »Acht! Höre ich neun?«
    Der Prinz nickte. Der Auktionator warf dem Japaner einen Blick zu. Dieser nickte. Die Frau hob einen Finger mit rotlackiertem Nagel. Dem Auktionator trat der Schweiß auf die Stirn. Er wandte sich wieder an den saudischen Prinzen. »Eine Million Dollar sind geboten. Höre ich eine Million fünfhunderttausend?«
    Ein knappes Nicken. Der Prinz wirkte nun angespannt. Der Agent hielt ein Mobiltelefon ans Ohr und lauschte aufmerksam. Zweifellos erhielt er Anweisungen vom Sammler in Tokio. Dann schoss sein Arm hoch.
    »Zwei!« rief der Auktionator und wandte sich an die blonde Frau.
    Sie wirkte kühl, fast unbeteiligt. »Drei Millionen Dollar«, sagte sie mit spitzem, englischem Akzent.
    Das Gesicht des Auktionators leuchtete, als er sich an den saudischen Prinzen wandte. Mara konnte nur mühsam den Blick von der fremden Frau wenden und sah, dass der Prinz den Kopf schüttelte. Dann blickte sie zudem japanischen Agenten. Er war bleich geworden und sprach hastig in sein Handy. Dann hob er den Blick und nickte.
    »Vier Millionen Dollar! « rief der Auktionator.
    »Fünf«, erhöhte die Frau.
    Der Agent hatte wieder das Handy am Ohr. Der Auktionator fixierte ihn.
    »Fünf? Fünf sind geboten!« rief er. Dem Agenten lief der Schweiß von der Stirn. »Ich habe fünf zum Ersten, fünf zum Zweiten ... « Sein fragender Blick flog wieder zu dem Japaner. Mara hielt den Atem an. Der Agent nahm das Handy vom Ohr und schüttelte den Kopf. Nein. Der Sammler in Tokio war ausgestiegen.
    »... Und fünf zum Dritten!« donnerte der Auktionator. »Jenseits der Unschuld ist für fünf Millionen Dollar verkauft!« Der Hammer sauste laut auf das Holz nieder.
    Mara sank bebend vor Aufregung in die Stuhllehne zurück. Gütiger Himmel! jenseits der Unschuld war für fünf Millionen Dollar verkauft worden - eine Summe, die niemand erwartet hatte, auch das Auktionshaus Christie's nicht -, noch dazu in einem Jahr der Rezession. Euphorische Begeisterung und Stolz ließen Maras Herz schwellen und ihr das Blut in den Adern rauschen. Wenn Sofie und Edward das gewusst hätten! Und dann bemerkte Mara die raschen Bewegungen der Frau im anthrazitgrauen Hosenanzug. Sie fuhr herum und sah, wie sie mit langen, selbstbewussten Schritten den Raum verließ. Mara tippte dem vor ihr sitzenden Herrn auf die Schulter, den sie flüchtig kannte. Er besaß eine kleine exklusive Galerie in der Madison Avenue. »Wissen Sie, wer den Sofie O'Neil gekauft hat?« fragte sie aufgeregt. »Wer ist diese Frau?«
    Der Mann drehte sich zu ihr um. »Ich habe keine Ahnung. Sie kam während der Vorbesichtigung jeden Tag, um sich das Bild anzusehen. Zuvor habe ich sie noch nie gesehen. Vermutlich eine Agentin.«
    Mara musste unbedingt erfahren, wer jenseits der Unschuld gekauft hatte. Sie musste es einfach wissen. Das Werk durfte nicht wieder für die Kunstwelt verlorengehen. Das durfte nicht geschehen!
    Sie sprang auf und rannte durch die Schwingtüren in den Vorraum und die grünen Marmorstufen hinunter. Unten im Foyer sah sie die Fremde durch die Drehtür das Gebäude verlassen. Mara rief ihr nach. »Warten Sie! Bitte warten Sie!«
    Die Frau blickte über die Schulter, ihre Blicke trafen sich. Dann beschleunigte die Fremde ihre Schritte, überquerte den Gehsteig, trat auf die Straße und winkte ein Taxi heran.
    Mara rannte durchs Foyer ins Freie. »Warten Sie doch bitte!«
    Doch es war zu spät. Die Frau bestieg das gelbe Taxi, das sich in den Verkehr einfädelte, ehe Mara den Wagen anhalten konnte. Sie stand auf der Park Avenue und blickte dem Wagen enttäuscht hinterher.
    »Es ist nicht schlimm, Mara.«
    Sie erschrak, als sie die Stimme ihres Großvaters hörte, obwohl es natürlich nur eine Sinnestäuschung sein konnte.
    Dennoch drehte sie sich um, als erwarte sie, ihn hinter sich stehen zu sehen mit seinem unnachahmlich charmanten Lächeln. Doch dort stand nur der
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