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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld
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versucht ihre Schwester zu überreden, nach Hause zu kommen, doch Lisa hatte sich geweigert. Sie hoffte nach wie vor, der Marquis würde irgendwann zur Einsicht kommen und unverrichteter Dinge zu seinen verwahrlosten Besitztümern in England zurückkehren. Doch Sofie teilte Lisas Zuversicht nicht.
    Sie konnte Lisa wenigstens dazu bewegen, ihrem Vater ein paar Zeilen zu schreiben, um ihm die Ungewissheit und Angst um seine Tochter zu nehmen. Als ihr Brief vor zwei Wochen ankam, hatte Benjamins Sorge um sein Kind sich in Zorn verwandelt und er hatte sogleich Detektive auf ihre Spur gesetzt. Sofie fürchtete, dass Lisas Tage in Freiheit gezählt waren.

    Nun aber wollte sie nicht länger über Lisas Schicksal grübeln. Heute war der schönste Tag in ihrem Leben. Sie hatte Rachelle, Regina und Victoria gebeten, sie ein paar Minuten mit ihrer Mutter alleine zu lassen. Nun öffnete sie die Tür des Warteraums einen Spaltbreit, um die Frauen wieder hereinzubitten.
    In diesem Moment verstummte die Musik. Sofies Herz drohte stehenzubleiben.
    »O Gott, die Musik hat aufgehört. Das heißt, alle Gäste haben Platz genommen«, flüsterte Suzanne hastig. »Sofie, schnell. Du musst den Schleier anlegen. In ein paar Minuten wirst du zum Altar geführt.«
    Sofie begann zu zittern. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Edward vor dem Altar stehen im schwarzen Cutaway mit grau gestreifter Hose - und dann sah sie sich selbst, wie sie in einer weißen Wolke aus duftigem Tüll auf ihn zu schwebte. Eine Woge aus Glück und Liebe durchflutete sie. Schwindel überkam sie. Sie durfte jetzt nicht schwach werden. In wenigen Minuten würde die Zeremonie beginnen. Wenig später würde sie Edward Delanzas Gemahlin sein. Ihr war, als habe sie ihr Leben lang auf diesen Augenblick gewartet wie auf ein Geschenk des Himmels.
    »Was, zum Teufel, tun Sie da?« zischte Edward.
    Jake versteinerte. Er hatte in der hintersten Bank Platz genommen. Sie waren allein. Die anderen Hochzeitsgäste saßen in den vorderen sechs Reihen. »Sie wissen, warum ich hier bin. Verschwinden Sie, Delanza.«
    Edward packte Jake am Kragen. »Nein! Die Zeiten des Versteckspielens sind endgültig vorbei!«
    Jake erbleichte.
    Edward brachte sein Gesicht nahe an Jake. »Ich werde Sie zwingen, Sofie zu begegnen, Jake, ob es Ihnen passt oder nicht. Wenn Sie sich wehren und eine Szene machen wollen, mir soll's recht sein. Ich bin es schließlich nicht, der im Gefängnis landet, wenn er erkannt wird.«
    Jake kam langsam auf die Füße. »Sie gemeiner Hund.«
    »Sofie muss wissen, dass Sie am Leben sind.«
    »Edward - Sie haben keine Ahnung, was Gefängnis bedeutet. Ich gehe nie wieder dorthin zurück. «
    »Das werden Sie auch nicht. Nicht, wenn sie mich freiwillig begleiten. «
    »Warum tun Sie das?« fragte Jake verzweifelt.
    »Weil ich es nicht ertrage, Sie so sinnlos leiden zu sehen ... Sie ... Narr.« Edward hakte sich bei ihm unter. »Weil Sofie Sie liebt ... und weil ich Sofie liebe.«
    Die Blicke der beiden Männer begegneten sich. Und endlich nickte Jake.
    »Ach Sofie«, rief Regina bewundernd. »Du siehst wunderschön aus. Ich kann es kaum erwarten, bis Edward dich sieht.«
    Sofie lächelte ihre zukünftige Schwägerin an, die sie vom ersten Augenblick an gemocht hatte. Regina war nicht nur schön, elegant und damenhaft, sie war auch warmherzig und eine Frohnatur. »Danke, Regina«, flüsterte Sofie bebend. »Aber ich fürchte, ich schaffe den Weg nicht durch das lange Kirchenschiff. Mir ist ganz schwindlig.«
    »Setz dich«, sagte Victoria und half ihr, Platz zu nehmen, ohne das Kleid zu verknittern. Rachelle brachte ein Glas Wasser, Suzanne tätschelte ihr die Schulter, und Regina holte ein Fläschchen Riechsalz aus dem Retikül. »Für alle Fälle«, lächelte sie verschmitzt.
    Es klopfte an der Tür.
    »Das wird Benjamin sein«, sagte Suzanne angespannt, die plötzlich sehr bleich geworden war. »Sofie, willst du am Riechsalz schnuppern?«
    Sofie schüttelte den Kopf, während Regina zur Tür eilte. Beide erhaschten einen Blick auf Edward, neben dem ein fremder Mann stand. Regina schrie entsetzt auf und wollte dem Bräutigam die Tür vor der Nase zuschlagen. »Du darfst die Braut noch nicht sehen! « kreischte sie.
    Sofie war aufgestanden. »Edward?« Plötzlich stieg Angst in ihr hoch. Sie blickte dem Mann neben ihm ins Gesicht.
    Es war der Fremde mit den goldbraunen Augen, der ihr schon bei der Vernissage und an Lisas Verlobungsball aufgefallen war.
    »Es ist wichtig«,
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