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Jenseits der Sehnsucht (German Edition)

Jenseits der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Jenseits der Sehnsucht (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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bestimmt erzählt, dass sie Anthropologin ist und sich auf Kulturelle Anthropologie spezialisiert hat.«
    Er zögerte, dann setzte er wieder sein Lächeln ein. Was Cal in seinem Bericht erzählt hatte oder nicht, interessierte ihn im Moment gar nicht so sehr, viel mehr dagegen, was er dieser Sunbeam erzählt hatte. Konnte jemand überhaupt Sunbeam – Sonnenstrahl – heißen?
    »Natürlich.« Die Lüge ging ihm glatt über die Lippen. »Er erwähnte nur nichts davon, dass er nicht da sein würde. Wie lange sind sie unterwegs?«
    »Oh, noch ein paar Wochen.« Sunny zog den roten Pullover über die Hüften herunter. Sie konnte spüren, wie sich die ersten blauen Flecke bildeten. Verärgert war sie darüber nicht. Sie hatte sich ihm gegenüber gut geschlagen. Na ja, ziemlich gut. Und vielleicht würde sie ja noch eine weitere Gelegenheit bekommen, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. »Komisch, aber er hat nichts von deinem Kommen gesagt.«
    »Er wusste ja auch nichts davon.« Frustriert sah er zum Fenster hinaus auf den Schnee und die Bäume. Er war seinem Ziel so nahe gekommen, so verdammt nahe, und jetzt musste er warten. »Ich war gar nicht sicher, ob ich überhaupt kommen würde.«
    »Nun …« Sunny wippte auf den Fersen. »Zur Hochzeit hast du es ja auch nicht geschafft. Keiner von Cals Familie. Wir fanden das reichlich seltsam.«
    Normalerweise konnte er es nicht ausstehen, wenn jemand in diesem vorwurfsvollen Ton mit ihm sprach, aber in diesem Fall fand er es regelrecht amüsant. »Glaub mir, wir wären gekommen, wenn es irgendwie möglich gewesen wäre.«
    »Hm. Da wir ja nun mit dem Ringen aufgehört haben, können wir genauso gut nach unten gehen und einen Tee trinken.« Sunny ging Richtung Tür. »Welchen Grad beim Schwarzen Gürtel hast du denn?«, fragte sie über die Schulter zurück.
    »Sieben.« Er hob eine Augenbraue. »Ich wollte dich nicht verletzen.«
    »Sicher.« Mehr als nur angesäuert, stieg sie die Treppe hinab. »Ich hätte nicht gedacht, dass sich jemand wie du für Kampfsport interessiert.«
    »Jemand wie ich?«, hakte er abwesend nach, während er seine Hand über das glatte Holz des Geländers gleiten ließ.
    »Du bist doch Physiker oder so was Ähnliches, nicht wahr?«
    »So was Ähnliches.« Er erblickte einen handgewebten Überwurf auf einem Sessel und widerstand der Versuchung, hinzugehen und sich den farbenfrohen Stoff genauer anzusehen. »Und du? Was machst du beruflich?«
    »Nichts. Ich arbeitete gerade daran.« Sie ging direkt auf den Herd zu und konnte daher das Erstaunen auf Jacobs Gesicht nicht sehen.
    Wie aus einem alten Film oder einem historischen Nachschlagewerk, dachte er, während er den Blick durch den Raum schweifen ließ. Nur viel, viel besser als jede Reproduktion. Bemerkenswert. Sein Erstaunen verwandelte sich in echtes Entzücken. Wirklich bemerkenswert. Es juckte ihn in den Fingern, jeden einzelnen Knopf und Schalter auszuprobieren.
    »Jacob?«
    »Ja?«
    Mit gerunzelter Stirn betrachtete Sunny ihn. Ein komischer Kauz, entschied sie. Verboten attraktiv, aber ein komischer Kauz. Und fürs Erste hatte sie ihn wohl oder übel am Hals. »Wir haben hier eine große Auswahl an Teesorten. Hast du einen bestimmten Wunsch?«
    »Nein.« Er konnte einfach nicht widerstehen. Als Sunny sich umdrehte, um den Kessel mit Wasser aufzustellen, ging er zum Waschbecken und drehte an dem klobigen Chromknopf. Wasser begann aus dem Hahn zu laufen. Jacob hielt den Finger unter den laufenden Strom. Es war eiskalt. Als er vorsichtig mit der Zunge das Wasser testete, stellte er einen metallenen Geschmack fest.
    Völlig unbehandelt, entschied er. Sie trinken es also so, wie es aus dem Boden kommt. Erstaunlich. Da er Sunny vergessen hatte, hielt er den Finger wieder in den Strahl und zuckte zurück. Mittlerweile war das Wasser heiß geworden. Für den Moment befriedigt, drehte er den Wasserhahn zu. Und dann nahm er auch wieder Sunny wahr, die neben dem Herd stand. Sie starrte ihn verständnislos an.
    Für Selbstvorwürfe war es jetzt zu spät. Er würde seine Neugier unter Kontrolle halten müssen, bis er allein war.
    »Es ist hübsch hier«, brach er das Schweigen.
    »Danke.« Sie räusperte sich und nahm zwei Becher aus dem Regal. »So etwas nennt man ein Spülbecken. Die gibt es in Philadelphia doch auch, oder?«
    »Ja.« Er verließ sich auf seine Forschungsergebnisse und bluffte einfach. »Allerdings habe ich selten eines wie dieses hier gesehen.«
    Sunny entspannte sich etwas.
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