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Jenseits der Sehnsucht (German Edition)

Jenseits der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Jenseits der Sehnsucht (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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»Tja, diese Hütte hier ist nicht gerade auf dem neusten Stand.«
    »Genau das dachte ich auch gerade.«
    Als das Wasser im Kessel zu sprudeln begann und Sunny den Tee aufgoss, beobachtete Jacob sie. Sie hatte die Ärmel hochgeschoben. Lange, schlanke Gliedmaßen, die fälschlicherweise zerbrechlich wirkten. Er rieb sich die Schulter. Mit der Stärke dieser Arme hatte er bereits Bekanntschaft gemacht.
    »Vielleicht hat Cal es ja nicht erwähnt … meine Eltern haben diese Hütte in den Sechzigerjahren gebaut.« Sunny goss Tee in zwei Tonbecher.
    »Gebaut?«, wiederholte er. »Selbst?«
    »Jeden einzelnen Stein und jede Planke. Sie waren Hippies. Richtige Hippies.«
    »Die 1960er, ja, ich habe darüber gelesen. Eine kulturelle Gegenbewegung. Die Jugend protestierte gegen das Establishment. Ausgelöst wurde diese Revolution durch ein tiefes Misstrauen gegenüber den Besitzenden, der Regierung und dem Militär.«
    »Da spricht der Wissenschaftler.« Ein ziemlich seltsamer, fügte Sunny in Gedanken hinzu und stellte die Becher auf den Tisch. »Es hört sich komisch an, wenn jemand, der in dieser Zeit geboren wurde, darüber redet, als läge sie schon so weit zurück wie die Ming-Dynastie.«
    Er folgte ihrem Beispiel und setzte sich ebenfalls. »Die Zeiten ändern sich.«
    »Ja.« Mit gerunzelter Stirn beobachtete sie, wie er mit den Fingern über die Tischplatte strich. »Das nennt man einen Tisch«, spöttelte sie.
    Er nahm sich zusammen und griff nach dem Becher. »Ich bewundere nur das Holz.«
    »Eiche, glaube ich. Mein Vater hat ihn gebaut. Deshalb liegt auch immer ein Streichholzheftchen unter einem Bein.« Sunny musste lachen, als sie Jacobs verständnislose Miene sah. »Mein Vater hatte eine Phase, da musste er alles mit eigenen Händen tischlern. Fast alles, was er hier gebaut hat, ist schief und krumm und wackelt.«
    Jacob konnte es kaum fassen. Eichenholz, von einem echten Eichenbaum. Nur diejenigen mit dem höchsten Kreditindex konnten sich einen solchen Luxus leisten. Und selbst dann waren sie per Gesetz auf ein Stück beschränkt. Und hier saß er nun, in einem Haus, das vollständig aus Holz gebaut war. Er brauchte unbedingt Proben. Was schwierig werden könnte, wenn Sunny ihn ständig misstrauisch im Auge behielt. Schwierig, aber sicherlich nicht unmöglich.
    Während er überlegte, nippte er an seinem Tee. Stutzte, nahm noch einen Schluck. »Kräuterhimmel.«
    Sunny prostete ihm mit ihrem Becher zu. »Auf Anhieb erkannt. Schließlich könnten wir hier kaum einen anderen Tee trinken, wenn wir nicht eine Familienkrise riskieren wollen.« Über den Becherrand betrachtete sie ihn. »Die Firma meines Vaters. Das hat Cal dir auch nicht erzählt?«
    »Nein.« Verdattert starrte Jacob in die goldene Flüssigkeit in seiner Tasse. Kräuterhimmel. Stone. Diese Firma, eines der größten Unternehmen der Föderation, war von William Stone gegründet worden. Wie viele romantische Mythen rankten sich nicht um diesen Mann, der seine Karriere angeblich in einer Holzhütte begonnen hatte.
    Nein, keine Mythen, dachte Jacob und atmete den duftenden Dampf ein, der aus der Tasse aufstieg. Realität.
    »Was hat Cal dir überhaupt erzählt?«
    Jacob mühte sich um Geduld. Es drängte ihn danach, alles sofort aufzunehmen und festzuhalten. »Nur, dass er … vom Kurs abkam und abstürzte. Deine Schwester hat ihn gesund gepflegt, und sie haben sich verliebt.« Der wohlbekannte Unmut meldete sich wieder. Jacob stellte den Becher ab. »Und dass er beschlossen hat, hierzubleiben.«
    »Hast du ein Problem damit?« Auch Sunny setzte ihre Tasse ab. Sie musterten einander jetzt mit Abneigung und Argwohn. »Bist du deshalb nicht zur Hochzeit gekommen? Weil er geheiratet hat, ohne sich deine Erlaubnis einzuholen?«
    Seine Augen wurden dunkler, während sein Ärger wuchs. »Ganz gleich, wie ich zu seiner Entscheidung auch stehe … Wenn es möglich gewesen wäre, wäre ich gekommen.«
    »Oh, wie großzügig.« Sie sprang auf und kramte wütend nach einer Schachtel Kekse in der Einkaufstüte. »Lass mich dir etwas sagen, Hornblower. Cal kann sich glücklich schätzen, meine Schwester bekommen zu haben.«
    »Dazu kann ich nichts sagen.«
    »Ich aber.« Sunny riss die Schachtel auf. »Libby ist schön und brillant, warmherzig und selbstlos.« Sie biss in einen Keks und gestikulierte mit der übrig gebliebenen Hälfte. »Und – nicht, dass es dich etwas anginge – sie sind glücklich zusammen.«
    »Auch dazu kann ich nichts sagen.«
    »Und
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