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Jenseits der Sehnsucht (German Edition)

Jenseits der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Jenseits der Sehnsucht (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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nicht noch einmal von dir verabschieden.«
    »Zum Teufel damit.«
    »Jacob.« Cal versperrte seinem Bruder den Weg. »Glaub mir, es macht es nur schlimmer für sie, wenn sie dich noch einmal sehen muss.«
    »Was denn? Ein glatter Schnitt, einfach so?« Jacob riss sich von Cal los.
    »Niemand sagt, dass es einfach ist. Keiner kann dich besser verstehen als ich. Wenn du sie liebst«, setzte er leise hinzu, »dann lass ihr diesen letzten Wunsch.«
    Mit hochgeworfenen Armen marschierte Jacob ein paar Meter weiter. Schmerz überwältigte ihn, Schmerz vermischt mit Bitterkeit. Sie wollte ihn nicht mehr sehen. Schon jetzt war sie nur eine Erinnerung. Vielleicht ist es besser so, sagte er sich. Dann konnte er sich einreden, dass sie bereits angefangen hatte, mit ihrem Leben fortzufahren.
    Wenn es nichts mehr gab, was er für sie tun konnte, dann würde er ihr diesen Wunsch erfüllen. »Also gut. Sag ihr …« Seine Stimme erstarb, dann fluchte er plötzlich laut. Er würde nie Worte für das finden, was er für sie empfand. Selbst wenn er Cals Hang zur Poesie hätte, würde alles nur völlig unzureichend klingen.
    »Sie weiß es«, sagte Cal leise. »Komm mit hinein.«
    Am Nachmittag fuhren Cal und Libby Jacob zum Schiff hinaus. Er fragte sich, ob Sunny ihnen vom Fenster aus nachschaute. Aber als er sich umdrehte und zum Haus zurückblickte, schien die Sonne auf die Scheiben, und er konnte nichts erkennen.
    Cal redete ununterbrochen, er versuchte die bedrückte Stimmung mit Small Talk aufzuheitern. Aber Jacob sah, wie sein Bruder nach der Hand seiner Frau griff und sie fest drückte.
    Selbst das war ihm verwehrt, diese letzte Berührung.
    Innerlich verfluchte er Sunny und stieg aus dem Wagen. »Ich werde Mom und Dad alles berichten.«
    Cal nickte. »Und sieh zu, dass du so schnell wie möglich wieder in dein Labor kommst. Ich will, dass du die beiden für einen Besuch herbringst.«
    »Ich komme wieder.« Jacob umarmte seinen Bruder.
    »Ich liebe dich, J. T.«
    Jacob stieß den Atem aus und wandte sich an Libby. »Sag deiner Schwester, dass ich einen Weg finden werde.«
    »Darauf zähle ich.« Libby blinzelte die Tränen zurück und reichte ihm einen Briefumschlag. »Sie bat mich, dir das zu geben. Aber du sollst ihn erst aufmachen, wenn du zurück in deiner Zeit bist. Du musst es versprechen.«
    Er griff nach dem Umschlag, doch Libby zog die Hand zurück. »Erst dein Wort, Jacob. Cal behauptet, du nimmst ein Versprechen sehr ernst.«
    »Ich werde den Brief erst öffnen, wenn ich angekommen bin.« Jacob faltete den Umschlag sorgfältig zusammen, bevor er ihn in seine Tasche gleiten ließ. Dann küsste er Libby, erst auf die eine, dann auf die andere Wange und schließlich auf den Mund. »Bleib gesund, Schwägerin.«
    Die erste Träne fiel ihr auf die Wange. »Du auch, Schwager.« Sie barg das Gesicht an Cals Schulter, als Jacob durch die Luke sein Schiff bestieg.
    »Er kommt zurück, Libby.« Cal hob zum Abschied die Hand und küsste seine Frau aufs Haar, während sie an seiner Schulter weinte. »Es ist nur eine Frage der Zeit.«
    Im Schiff konzentrierte Jacob sich auf die Aufgabe, die vor ihm lag, und ging an die Arbeit. Die Startvorbereitungen waren relativ simpel, aber er ging die Routinecheckliste mit der Genauigkeit eines Piloten im ersten Jahr durch. Er wollte nicht denken. Konnte es sich gar nicht leisten.
    Er hatte gewusst, dass es wehtun würde, aber diesen Schmerz hatte er nicht erwartet. Nicht diesen dumpfen, zerreißenden Schmerz. Sogar seine Finger schienen steif davon zu sein, als er sie über Schalter und Knöpfe gleiten ließ.
    Die Lichter blinkten, als er die Startschalter umlegte. Durch die Frontscheibe sah er, wie Cal Libby aus der Gefahrenzone herausführte. Ein letztes Mal suchte er den Wald nach einem Zeichen von Sunny ab, doch es war nichts zu sehen. Er legte den letzten Schalter um.
    Das Schiff hob sich langsam in die Luft, nahezu geräuschlos. Jacob wusste, er konnte sich keine Verzögerungen leisten, und doch hielt er die Geschwindigkeit niedrig, bis sein Bruder nur noch als schwarzer Punkt in einem weißen Meer von Schnee zu erkennen war. Mit einem unterdrückten Fluch schob Jacob den Steuerknüppel vor und schoss mit hohen Geschwindigkeit in die Atmosphäre hinauf.
    Die Weite des Weltraums war beruhigend. Jacob wollte jedoch nicht beruhigt, nicht getröstet werden. Er brauchte den Ärger, um sich daran aufrechtzuhalten. Mit zusammengebissenen Zähnen wandte er sich dem Bordcomputer
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