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Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Titel: Jenseits der Alpen - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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allgemeinem Interesse. Ottakring sah den Staatsanwalt an. Der sah ihn an und nickte zustimmend. »Es gibt so etwas wie eine Generalklausel im deutschen Strafrecht«, erklärte er. »Der Paragraph sieben unseres Strafgesetzbuchs besagt, dass ein deutscher Täter, der ein Kapitalverbrechen begangen hat, vor ein deutsches Gericht gestellt wird, egal wo und an wem er die Tat begangen hat. Das trifft in allen drei Fällen, die Sie zitiert haben, zu. Thorsten Gollek wird in Deutschland angeklagt werden.«
    »Hat er schon ein Geständnis abgelegt?«
    »Nein«, sagte Ottakring. »Sein Zustand ist dafür noch zu kritisch. Aber die Beweise sind erdrückend.« Er führte aus, um welche Beweise es sich handelte, und stellte fest: »Eine DNA lügt nicht.« Die Polizei habe sich ein deutliches Bild gemacht. Aus verständlichen Gründen könne er jedoch zurzeit nicht ins Detail gehen.
    Er sah auf seine Uhr. Langsam wurde er ungeduldig und sehnte das Ende der Pressekonferenz herbei. Einer plötzlichen Eingebung folgend, wollte er dem Publikum jedoch noch einen Knochen vorwerfen.
    »Wir haben Roswitha Hufschmied zu ihrem mutmaßlichen Entführer im Gefängniskrankenhaus gebracht«, begann er. »Selbstverständlich in Begleitung ihrer Eltern. Sie hat Thorsten Gollek sofort identifiziert. ›Ja, das ist er‹, sagte sie.« Ottakring legte eine bedeutungsvolle Pause ein. »Mehr Beweis geht nicht, meine Damen und Herren. Zumal auch hier die DNA -Spuren übereinstimmen. Das Mädchen hat unwahrscheinliches Glück gehabt.«
    Der Staatsanwalt gab Ottakring zu verstehen, dass es an der Zeit wäre, aufzuhören. Doch den ritt der Teufel. Er brachte noch ein letztes Statement, von dem er annahm, dass es in die Sensationskategorie eines Journalisten fallen würde.
    Ein kurzer Blick zu Lola bestätigte ihn in seiner Meinung.
    »Die im Pustertal getötete Amelie Bartz hatte einen Hund«, sagte er. »Dieser Hund heißt Giorgio. Nach der Tat war Giorgio verschwunden. Sowohl die Tiroler wie die italienischen Kollegen wie auch wir forschten nach dem verschwundenen Tier. Vergebens. Bis ich persönlich mit meiner Kollegin an der Tür von Thorsten Golleks Haus schellte, um ihn zu vernehmen und gegebenenfalls gleich mitzunehmen. Er war jedoch auf einer Transporttour. Seine Frau war anwesend, der Sohn in der Schule. Und noch jemand hat sich herumgetrieben. Was meinen Sie?«
    Er sah fragend in die Runde.
    Lola grinste.
    Nur Fragezeichen in den übrigen Gesichtern.
    »Ein Hund«, löste Ottakring das Rätsel. »Ein reizender Wuschelmischling. Und nun raten Sie mal, wie dieser Hund heißt.«
    »Nein!«
    »Das gibt’s nicht!«
    »Doch nicht etwa Giorgio?«
    Ottakring nickte heftig. »Giorgio!« Triumphierend suchte er Lolas Blick. »Zu Hause – seiner Frau und dem achtjährigen Sohn – hatte der Täter erzählt, der Hund sei ihm während einer Transportfahrt zugelaufen. Er hat ihn seinem Sohn zu Ostern geschenkt.«
    Kopfschütteln und wütendes Gemurmel im Saal.
    »Dieser Beweis ist ein wichtiges Indiz für eine Mordanklage.« Der Staatsanwalt meldete sich zu Wort. »Aber noch eines gibt es abschließend über die Eltern von Amelie Bartz zu berichten.« Mit gestrecktem Kinn forderte er Ottakring dazu auf.
    Ottakring verzog ein wenig das Gesicht.
    Lola munterte ihn auf.
    »Amelies Eltern sind gestern angereist. Wir hatten Amelies Vater verständigt, der Universitätsprofessor in Innsbruck ist. Sie forderten die Rückgabe des Hundes von der Familie Gollek. Selbstverständlich zu Recht, der Hund war ihr Eigentum. Doch als sie den kleinen Karl, den Sohn der Golleks, kennenlernten und mitkriegten, wie der Hund an seinem neuen Herrchen hing, verzichteten sie darauf.« Ottakring stand auf und sprach den letzten Satz im Stehen, eine Hand lässig in der Hosentasche. »Frau Bartz hatte Tränen in den Augen«, schloss er. »›Amelie hätte ebenso gehandelt‹, sagte sie.«
    Eine Weile war Ruhe. Lola war die Erste, die leise in die Hände klatschte. Dann brandete Applaus im Sitzungssaal auf, als wäre im Theater der Vorhang gefallen.
    »Du hast Besuch«, flüsterte Lola Ottakring zu, als der Beifall abgeebbt war. Sie war neben ihn getreten und hatte ihn vor allen Menschen auf den Mund geküsst.
    »Unten wartet jemand. Vor der Eingangstür«, sagte sie mit feuchten Lippen.
    Er nahm Lola bei der Hand und wartete noch eine Weile. Dann ging er langsam hinaus und die Treppe hinunter. Einige Journalisten hasteten an ihm vorbei. Er hätte sie verwünschen können.
    Als Erstes
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