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Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Titel: Je mehr ich dir gebe (German Edition)
Autoren: Beate Dölling
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runterrutschen. Sie bemerkte, wie jemand sie ansah, ein Typ, er lag, ein paar Handtücher weiter, schräg auf der Seite, den Kopf auf die Hand gestützt. Aus seinen dunklen Haaren tropfte Wasser. Er guckte sie an und guckte auch nicht weg, als sie guckte. Sein Blick huschte über ihren Körper, dann schaute er ihr in die Augen. Irgendwie schmachtend. Unverschämt. Sie hielt seinem Blick stand. Das hatten sie gerade im Sprechkurs geübt – Blicken standzuhalten beim Textaufsagen, sich nicht ablenken lassen. Atmung zentrieren. Aufrichten!
    Sie kontrollierte ihre Atmung, richtete sich auf. Schaute zurück, bis der Junge von dem anderen Jungen angesprochen wurde, der hinter ihm lag und sich jetzt zu ihm umdrehte. Der andere hatte blonde, nasse Haare und seine Rippen zeichneten sich deutlich unter der Haut ab. Da tropfte Charlys Eis auf Julias Hüfte. Sie zuckte zusammen, quiekte, wischte es weg, schimpfte mit Charly, sah den unglaublich blauen Himmel; das Wasser auf ihrer Haut war schon wieder getrocknet.
    »Ich glaub, ich geht noch mal unter die Dusche.«
    Als Julia mit Charly aufstand und zur Dusche ging, fühlte sie einen Blick auf ihren Waden hochwandern, durch die Kniekehlen hinauf, an den Schenkeln entlang, zum Po. Sie drehte sich nicht um, aber sie war sich sicher, dass es der Blick des blonden Jungen war. Später hatte sie Jonas danach gefragt und er hatte »ja« gesagt, er habe ihr nachgeschaut, wie sie mit ihrer Freundin zur Dusche gegangen sei, und er habe ihr auch noch hinterhergeschaut, als sie sich das kalte Wasser auf den Kopf prasseln ließ, und er hätte auch gesehen, dass sie in seine Richtung geschaut hätte.
    Beim Eisholen hatten sie sich dann getroffen. Der Dunkelhaarige hieß Kolja. Die beiden setzten sich ihnen gegenüber, zwei Jungen und zwei Mädchen auf zwei grünen Bänken. Es roch nach Pommes und Sonnenmilch, Kolja trug eine Sonnenbrille. Die Gläser waren groß und dunkel, Julia konnte nicht erkennen, wohin er sah; sie spiegelte sich in den Gläsern wider. Der gelbe Bikini saß wunderbar; ihr Bauch war okay, sie setzte sich gerade hin und schlug die Beine übereinander. Charly saß immer krumm, sogar im Bikini. Sie stand zu ihrer Speckfalte, die wegen des unvorteilhaften Sitzens größer ausfiel, als sie eigentlich war. Julia hatte ihr schon so oft geraten, sie solle sich gerade halten, dann würde auch die Speckfalte verschwinden, worauf sich Charly jedes Mal so gerade hinsetzte, als hätte man ihr einen Besenstiel durch die Wirbelsäule gerammt. Aber nach wenigen Sekunden sackte sie wieder in sich zusammen. Wie konnte man sich nur so gehen lassen! Julia konnte sie jetzt allerdings nicht darauf ansprechen, sie konnte gar nicht sprechen, nur lauschen, was der Blonde sagte. Jonas’ Stimme war wie Streicheln, gleich von Anfang an.
    Charly alberte dann mit dem Dunkelhaarigen herum. Sie brachte Kolja andauernd zum Lachen, dabei vibrierte sein Sixpack. Julia mochte lieber den staksigen Körper von Jonas. Und diese wuscheligen Haare, die ihm immer wieder über die Augen fielen. Sie verabredeten sich für den Abend, in der Kulturbrauerei , zu einer Hip-Hop-Party.
    Zum Abschied küsste Kolja Julia auf die Wangen, hielt sie einen Tick zu lange fest. Julia hatte dabei die ganze Zeit Jonas angeschaut. Er reichte ihr die Hand – keine Abschiedsküsschen, aber ein Blick, der sie bis in den Zellkern traf. Ihre Hand stolperte in seine. »Also bis dann!«
    »Bis heute Abend!«
    Abends dann das große Geknutsche. Getanzt hatten sie schon, Bier getrunken, sich die Hälse heiser geschrien, nun wollten sie ein bisschen chillen. Charly und Kolja hatten sich in eine Sofaecke verdrückt, Charly war gleich in Koljas Armen versunken. Mannomann, hatte Julia noch gedacht, die Charly! Das ging aber schnell, wo sie doch sonst mit Annäherungen ewig braucht.
    Jonas und Julia sind dann in die Bar gegangen, haben sich erst noch an die Theke gesetzt, noch eine Weile geredet, über Musik, das Prinzenbad und den Wunsch, mal ganz allein in einem 50-Meter-Becken zu sein. Als ein Sessel gegenüber frei wurde, machte er sie darauf aufmerksam. Sie setzte sich hin, Jonas schwang sich auf die Lehne. Sie alberten noch ein bisschen herum, dann rutschte er zu ihr in den Sessel. Sie schauten sich an, neugierig, hungrig und dennoch mit so einer Ruhe, als hätten sie sich schon oft gesehen. Er hatte dichte Augenbrauen, eine schmale, gerade Nase, hohe Wangenknochen, und wenn er lachte, schüttelte er sich ein bisschen. Irgendwann
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