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Je länger, je lieber - Roman

Je länger, je lieber - Roman

Titel: Je länger, je lieber - Roman
Autoren: C. Bertelsmann
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René. Es tut mir leid. Ich habe bestimmt viele Fehler gemacht und war für dich oft unerreichbar, aber ich kann nicht in unser vergangenes Leben zurückkehren. Dafür habe ich mich schon zu weit davon entfernt. Ich bin nicht mehr die Mimi, die du kennst.«
    »Aber ich mag die Mimi, die du jetzt bist.« René griff nach ihrer Hand. »Ich mag sie wirklich …«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es ist vorbei. Und du weißt es auch.«
    Für einen Moment starrte er Mimi an. Sein Mund stand offen, als suchte er nach irgendwelchen passenden Worten, die das gerade Gesagte ungeschehen hätten machen können. Doch er sagte nichts. Er schloss seinen Mund und nickte. Für Mimi war nicht zu erkennen, ob er traurig oder wütend war. Beides war möglich. Er drehte sich nach hinten um und nahm sein Jackett vom Rücksitz. »Also dann.«
    Ohne Mimi noch einmal anzusehen, öffnete er die Beifahrertür, stieg aus und schlug sie mit Wucht zu. Dann beugte er sich hinunter und bemerkte durchs offene Seitenfenster: »Mit deiner strengen, unnachgiebigen Haltung schadest du in aller erster Linie dir selbst.«
    Ohne auf eine Antwort oder einen Einspruch zu warten, zerrte er seine Reisetasche aus dem Kofferraum und schlug die Klappe ebenfalls zu. Kurz darauf tauchte er im Seitenspiegel auf, wie er mit umgehängter Reisetasche und dem Jackett über dem Arm die Landstraße Richtung Arles hinunterging. Er lief schnell, als wollte er von hier fortkommen. Mimi blickte ihm nach, bis er hinter einer Gruppe von Zypressen verschwunden war. Stimmte es, was er sagte? Schadete sie sich mit ihrer unnachgiebigen, strengen Haltung selbst? War es am Ende besser, ein Leben im Kompromiss zu führen, nur um nicht einsam zu sein? War sie jetzt einsam? Eilig drehte sie den Zündschlüssel herum und fuhr langsam zurück auf die Straße. Wenn sie mit Jacques geredet hatte, würde sie sich bei Bruno melden. Irgendetwas hatte er in ihr hinterlassen, das sie in Gedanken immer wieder zu ihm zurücktrug. Vielleicht würde sie ihm zuerst einmal den Ausgang der Geschichte erzählen. Immerhin war er bereits ein maßgeblicher Teil davon. Er hatte verstanden, warum sie unterwegs war.
    Nach zwanzig Minuten Fahrt bog Mimi in eine schmale, von Platanen gesäumte Allee ein. Weit hinten, inmitten der flachen Weinberge, lag eine Art blühende Oase. Hinter den Palmen und Rhododendren war ein hellgelb angestrichenes Château zu erahnen.
    »Da ist es«, murmelte Mimi feierlich, als der Wagen den lehmigen, mit Schlaglöchern übersäten Weg hinunterholperte. Sie drosselte die Geschwindigkeit. Jetzt fühlte sie die Aufregung im gesamten Körper. Sie war beinahe am Ziel. Vor einem hohen schmiedeeisernen Tor hielt sie an und parkte den Wagen im Schatten der hohen Bäume. Sie drückte die Klinke herunter und schob das Tor auf. Augenblicklich war sie umgeben von blühenden Oleanderbüschen, von Granatapfelbäumen und Palmen. Zu Fuß folgte sie dem schmalen Pfad, der an einem Wasserspiel vorbeiführte, in dem Frösche quakten, weiter Richtung Château, auf dessen Terrasse ein paar Liegestühle standen. Sie schlängelte sich hindurch und trat über die Schwelle in eine helle Küche mit Holztisch und vier Stühlen. Es kam ihr vor, als würde sie weniger in ein Hotel, denn unerlaubterweise in einen Privathaushalt eindringen. Es war niemand zu sehen. »Hallo?«
    Irgendwo im hinteren Teil des Hauses waren Stimmen zu hören. Sie rief noch einmal etwas lauter. »Hallo?« Doch anstatt einer Antwort kam plötzlich ein weißer Hund von der Größe eines Kalbs mit hängenden Lefzen um die Ecke geschossen und auf sie zugaloppiert, als wollte er sie anfallen. Im Reflex stieß Mimi die Tür neben sich auf und zog sie rasch hinter sich zu. Durch ein schmales Fenster in der Wand drang gerade so viel Licht, dass sie erkennen konnte, dass sie in eine kleine Kammer geflohen war, die zu einer Art Büro umgebaut worden war, mit Schreibtisch, Computerbildschirm und Drucker. Sie lauschte. Hinter der Tür näherten sich Schritte, und eine Männerstimme sagte so etwas wie: »Elle est dans l’office.«
    Dann wurde die Klinke heruntergedrückt.
    Mit Kraft stemmte sich Mimi gegen die Tür und machte sich mit einem kläglichen »Non! Non!« bemerkbar. Dieser Hund hatte wirklich gefährlich ausgesehen. Wäre Bruno hier gewesen, hätte er endlich seine Chance gehabt, sie zu beschützen.
    »Madame?« Die Tür öffnete sich ruckartig einen Spalt. »Madame?«
    Ein Mann Ende siebzig streckte seinen Kopf zu ihr herein. Seine
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