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Je länger, je lieber - Roman

Je länger, je lieber - Roman

Titel: Je länger, je lieber - Roman
Autoren: C. Bertelsmann
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Wertvollste?« Seine Worte klangen rau und irgendwie ehrlich überrascht.
    »Ja! Das Wertvollste!«, presste Mimi hervor.
    Ihr Mann setzte sich auf die Bettkante und blickte sie ernst an. Mit einem Mal sah er erschöpft aus. »Ich wusste nicht einmal, dass unsere Ehe überhaupt noch besteht.«
    »Bitte?« Sie kam näher heran. Was redete ihr Mann denn da? Sie kniete sich vor ihn hin und fasste nach seinen Händen. »Schlafen wir nicht jede Nacht im selben Bett?«
    »Ja! Ohne uns zu berühren, wie zwei Fremde, die zufällig im selben Haus wohnen.« Er sah sie traurig an. »Ich kann so nicht leben.«
    Mimi schluckte. »Willst du damit sagen, dass es meine Schuld ist, dass du eine Affäre hast?«
    »Ich weiß nicht.« René war offenbar nicht bereit zuzugeben, dass er etwas getan hatte, was nicht wiedergutzumachen war. Bisher hatte er sich nicht über den Zustand ihrer Ehe beklagt. Und nun klang es so, als hätte er in der Vergangenheit bereits alles versucht, dass sie sich nicht auseinanderlebten. Zugegeben, im letzten halben Jahr hatten sie nicht viel Zeit miteinander verbracht, sie arbeiteten eben beide viel. Trotzdem hatte sie ihm den Smoking aus der Reinigung holen wollen. War das nichts?
    Da René nichts mehr sagte, stand Mimi schließlich auf und murmelte: »Dann hab ich schon die erste Aufgabe für die neue Frau an deiner Seite: Sie kann schnell losflitzen und deinen Smoking aus der Reinigung holen, denn die Tour habe ich mir gespart, nachdem ich euch beide so vertraut miteinander gesehen habe.«
    »In welcher Reinigung?« René starrte sie entgeistert an.
    »Na die, die sich direkt um die Ecke von deinem Büro befindet. Was denkst du denn, warum ich bei der Hitze im Stau stand?« Mimi starrte wütend zurück. So würde das nichts mit der Aussprache werden. Vor allen Dingen, weil René nicht vorzuhaben schien, die Preisverleihung zugunsten der Rettung ihrer Ehe ausfallen zu lassen. Ironie des Schicksals, dass er für seine Errungenschaften in der Wissenschaft zur Früherkennung einer seltenen Immunkrankheit ausgezeichnet wurde. Sozusagen für die Rettung der Welt. Sie war mit Supermann verheiratet, der es nun nicht hinbekam, sich mutig die Trümmer ihrer Ehe anzusehen, die er mit verursacht hatte.
    »Das glaub ich nicht.« Ihr Mann fuhr sich hilflos durchs Haar. Mit ein paar Schritten war er drüben beim Kleiderschrank, riss ihn auf und wühlte in seinen Anzügen herum. »Was soll ich denn jetzt anziehen?«
    »Ist das dein einziges Problem.« In Mimis Kopf rauschte es.
    »Nein, es ist nicht mein einziges Problem!« René fuhr herum. »Aber es ist das einzige, das gerade am ehesten zu lösen ist, auch wenn sogar dieses Problem unlösbar erscheint. Aber irgendwo muss man ja anfangen.«
    »Na dann: viel Glück!« Mit einem Mal war der Wunsch, ihre Ehe zu retten oder zumindest ein vernünftiges Gespräch über das Geschehene zu führen, vollkommen erloschen. Sie wollte hier nur noch raus. Das alles hatte nichts mehr mit ihr zu tun. Entschlossen holte Mimi ihre Reisetasche und den Koffer aus dem Wandschrank im Flur und stopfte sämtliche Kleidungsstücke hinein, die sie zu fassen bekam. T-Shirts, Strickjacken und Jogginghose. Und ein Cocktailkleid. Das, was sie noch immer anhatte, musste dringend in die Wäsche oder in die Mülltonne. Dieses Kleid würde sie sonst ewig an diesen niederschmetternden Tag erinnern, an dem ihr Leben unrettbar aus den Fugen geraten war. »Leb wohl!«
    René fuhr herum. »Wohin willst du?« Meinte er diese Frage ernst?
    »Das geht dich überhaupt nichts an.« Mimi warf noch einen Stapel Unterwäsche in die Tasche und ging ins Bad, wo sie ihren Kulturbeutel zusammenpackte. Shampoo. Gesichtswasser. Duschgel. René klammerte sich am Henkel ihrer Tasche fest. »Was ist los mit dir?«
    »Was mit mir los ist? Du betrügst mich! Das ist los!« Mimi riss an ihrer Tasche und eilte damit den Flur hinunter, nahm den Mantel von der Garderobe und lief in den Sommerabend hinaus. René folgte ihr bis zur Haustür. Weiter traute er sich in Oberhemd und Unterhose nicht. »Können wir bitte in Ruhe darüber reden? Ich trage nicht allein die Schuld daran. Du…«
    Mimi zog die Wagentür auf und warf ihre Reisetasche und den Koffer auf den Rücksitz. »Ich verlasse dich, René.«
    »Mimi! Bitte! Lass uns reden«
    »Darüber hätten wir gerne reden können, wenn du nicht so getan hättest, als wäre ich an allem schuld. Aber da du dir offenbar vorgenommen hast, so zu tun, als hätte ich ein Problem und nicht
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