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Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall

Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall

Titel: Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall
Autoren: Gerda Melchior , Volker Schütz
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eine kleine Gazelle. Es waren auch Fälle bekannt geworden, in denen Schimpansen menschliche Kinder getötet und verzehrt hatten, weil sie diese wahrscheinlich als Beutetiere betrachteten. Manchmal war es auch, wie Jane erlebt hatte, innerhalb der Gemeinschaft zu heftigen Aggressionen gekommen. Deswegen trafen Jane und Hugo entsprechende Schutzmaßnahmen:
    Als Grub noch nicht laufen oder krabbeln konnte, sahen sich seine Eltern gezwungen, für ihn im Haus einen Käfig zu bauen und sein Gitterbett dort hineinzustellen, damit er vor Angriffen der Schimpansen sicher war. Das erwies sich im Nachhinein als notwendig, denn das Verhalten der Schimpansen gegenüber dem Menschenbaby in seinem Käfig war hochgradig aggressiv. Sobald sie zum Haus gelangten, sprangen sie gegen den Käfig, rüttelten an den Gitterstäben und stießen wütende Schreie aus.

    »Ich kann mich noch erinnern an den Lärm der Schimpansen, die sich draußen aufplusterten. Jedes Mal, wenn die größeren Männchen anfingen zu brüllen und am Käfig zu rütteln, waren das immer furchterregende Momente.« Grub, Jane Goodalls Sohn, im Film »Jane´s Journey«

    Einmal kehrte Jane aus dem Wald zurück und hörte schon von Weitem furchterregendes Schimpansengeschrei aus dem Gebäude dringen. Sie wusste sofort: Diese Art von Schreien stoßen Schimpansen nur aus, wenn sie fleischliche Nahrung vor sich haben. Sie dachte sofort an Grub, panische Angst erfasste sie, und sie rannte, so schnell sie konnte, in Richtung Haus, in der sicheren Erwartung, dort eine entsetzliche Szene vorzufinden. Zu ihrer grenzenlosen Erleichterung war drinnen alles friedlich. Die grauenhaften Schimpansenschreie kamen von einem Tonband, das eine Studentin gerade abhörte. Sie hatte im Dschungel beobachtet, wie Schimpansen ein Tier jagten, und war dabei, die davon angefertigte Tonaufnahme auszuwerten.
    Am Ufer des Tanganjikasees sitzend, vor sich die fast endlos erscheinende Wasserfläche, erinnert sich Jane Goodall an die wunderschönen ersten Lebensjahre ihres Sohnes. Grub verbrachte seine Kindheit meist in Gombe, teilweise aber auch in der Serengeti, wenn sich seine Eltern dort aufhielten, sein Vater Film- und Fotoaufnahmen von Löwen, Wildhunden oder Hyänen machte und seine Mutter ihm dabei assistierte.
    Bevor Grub überhaupt richtig laufen gelernt hatte, konnte er schon schwimmen wie ein Fisch, und das sogar unter Wasser. Manchmal tauchte er im tiefen Wasser so lange unter, dass seine Eltern fürchteten, ihm könnte etwas passiert sein, aber dann erschien sein kleines, lachendes Gesicht wieder an der Oberfläche.

    »Das war eine sehr unbekümmerte Zeit, denn ich musste nicht zur Schule, als ich klein war. Ich war sehr frei. Ich verbrachte den ganzen Tag mit meinen Freunden im Dorf, spielte am Strand und schwamm und angelte. Das war ein sehr unbeschwertes Leben.« Grub, Jane Goodalls Sohn, im Film »Jane´s Journey«
    »Ja, es waren glückliche Zeiten. Grub war ein Glückspilz. Was hätte ich für eine Kindheit wie seine gegeben!« Jane Goodall im Film »Jane´s Journey«

    Nur vor den Schimpansen hatte Grub von klein auf Angst, was wohl von den schlimmen Erfahrungen herrührte, die er als kleines Kind mit ihnen gemacht hatte. Einmal hatte sogar einer von ihnen versucht, ihn von den Schultern seines Vaters herunterzureißen. Deswegen hielt er sich immer von ihnen fern und spielte, als er älter wurde, tagsüber lieber am Seeufer oder im Wasser. Erst gegen Abend sah er seine Eltern wieder, wenn sie von ihrer Arbeit im Dschungel heimkehrten.
    So sehr sich Jane und Hugo in ihren ersten gemeinsamen Monaten im Dschungel auch zueinander hingezogen gefühlt hatten, so wunderbar sie gemeinsam an ihrer Forschung arbeiteten und so sehr sie ihren gemeinsamen Sohn liebten, von ihren Wesen her waren sie letztlich grundverschieden. Hugo war eher extrovertiert, er fühlte sich unter Menschen wohl, stand gerne im Mittelpunkt und erzählte Witze und Geschichten. Er liebte gesellige Gesprächsrunden und feierte Partys. Jane hingegen, so beschreibt sie einer ihrer ältesten Freunde und Wegbegleiter, der damals in Gombe tätige Pavianforscher Dr. Antony Collins, war eher zurückhaltend und schon fast schüchtern.
    Nach der Hochzeit hatte Jane auch feststellen müssen, dass ihr Mann offenbar eine ganz andere Beziehung zu Geld hatte als sie selber. Während sie bescheiden und genügsam war und mit dem zufrieden, was zum täglichen Leben notwendig war, pflegte Hugo eine gänzlich andere
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