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Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall

Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall

Titel: Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall
Autoren: Gerda Melchior , Volker Schütz
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war. Unterwegs stößt sie auf eine kleine Gruppe Schimpansen, einige erwachsene Tiere und ein Junges, das gerade die Welt unterhalb des grünen Blätterdaches für sich entdeckt. Keines der Tiere ist von Janes Auftauchen überrascht, und weil sie sich ganz behutsam weiter nähert und dann auf den Boden setzt, unterbrechen sie nicht einmal ihre Beschäftigungen. Ein Schimpanse kommt ganz nahe an sie heran und riecht neugierig an ihrem Schuh, und sie spricht ihn freundlich mit seinem Namen an: »Hallo, Gremlin, das ist doch nur ein Schuh.« Während sie mitten unter den Schimpansen sitzt und ihnen zusieht, denkt sie darüber nach, wie der junge Fotograf von der National Geographic Society damals auch ihr ganz persönliches Leben veränderte.
    Hugo van Lawick war begeistert von dem, was er vor seine Kameralinse bekam, denn niemand vor ihm hatte solche Aufnahmen gemacht. Schnell akzeptierten die Schimpansen den neuen »weißen Affen« in ihrem Territorium und wurden von Tag zu Tag zutraulicher. Jane musste schließlich nicht mehr unbedingt hinaus in den Dschungel, die Schimpansen besuchten immer häufiger das Zeltlager, wo es für sie vieles zu entdecken gab. Neugierig, wie Schimpansen sind, inspizierten sie jeden Winkel des Lagers, und wenn ihnen etwas besonders interessant erschien, versuchten sie, es mitzunehmen, egal, ob es etwas zum Essen war, ein Kleidungsstück oder eine Wolldecke. Mit der Zeit begannen sie, mit Jane regelrecht zu spielen, es gibt davon traumhaft schöne Aufnahmen auf einem damals üblichen 8-mm-Film, meist gedreht von Hugo van Lawick, der die Schimpansen dafür sogar mit ihrer Lieblingsspeise Bananen anlockte, manchmal aber auch gedreht von Jane selbst oder von ihrer Mutter Vanne. Eine anrührende Filmsequenz zeigt, wie Jane um eine Palme herum mit einem Schimpansen Nachlaufen spielt, und offensichtlich hat dieser großen Spaß daran. Jedenfalls spielten die Schimpansen dieses Spiel später nach, nicht mit einer Palme, sondern mit einem Artgenossen, der unermüdlich immer wieder umrundet wurde. Umgekehrt lernten die Menschen von den Schimpansen, wie man das Angenehme mit dem Nützlichen verbindet. So ist in einer anderen kurzen Filmszene zu sehen, wie Hugo van Lawick hinter Jane sitzend in ihren langen blonden Haaren nach Schimpansenart »Fellpflege« betreibt, und sie scheinen es beide sehr zu genießen.
    Doch nicht nur die Menschen und die Schimpansen kamen einander näher. Jane und Hugo waren in Gombe, mitten im Dschungel, zu zweit und fern von anderen Menschen, beide Mitte zwanzig und ungebunden. Die Liebe zur Wildnis und zu den dort lebenden Tieren hatte sie von Anfang an verbunden, und sie arbeiteten über Monate täglich eng zusammen mit der gleichen Zielrichtung: möglichst viel über das Leben der Schimpansen herauszufinden und in Schrift und Bild festzuhalten. Es blieb in dieser Situation nicht aus, dass sich die beiden ineinander verliebten. Ein Jahr darauf heirateten sie.

    »Er trat genau zum richtigen Zeitpunkt in mein Leben, wir produzierten gemeinsam wunderbare Filme und wir produzierten einen wunderbaren jungen Mann: unseren Sohn Grub.« Jane Goodall im Film »Jane´s Journey«

Kapitel 4
    Janes und Hugos Sohn kam 1967 zur Welt. Seine Eltern liebten ihn abgöttisch und gaben ihm die Vornamen Hugo Eric Lewis, aber jeder rief ihn von Anfang an nur mit seinem Kosenamen »Grub«, was so viel bedeutet wie »kleiner Wurm«, und so ist es bis heute geblieben. Wie sich herausstellen sollte, war es gar nicht so einfach, mitten im Schimpansenreservat ein Kind großzuziehen, und so gab es in Janes Leben und in ihrer Arbeit grundlegende Veränderungen. Sie blieb zwar weiterhin in Gombe und studierte das Verhalten der Schimpansen, aber ihr Tagesablauf war ein anderer geworden. Die eigentliche Beobachtungsarbeit übernahmen jetzt studentische Kräfte, was möglich war, weil nach Bekanntwerden von Janes sensationellen Forschungsergebnissen plötzlich Geldmittel geflossen waren, und die Wissenschaftlergruppe in Gombe personell erheblich aufgestockt worden war. Jane befasste sich in den Vormittagsstunden meist mit Dokumentations- und Verwaltungsaufgaben, der Nachmittag gehörte ganz ihrem Sohn. Wenn sie arbeitete, war Grub unter ständiger Aufsicht, denn ihre Beobachtungen hatten die bis dahin unter den Primatenforschern vorherrschende Ansicht revidiert, dass Schimpansen reine Pflanzenfresser seien. Mehrfach hatte Jane gesehen, wie sie kleinere Tiere jagten, töteten und fraßen, einmal sogar
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