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Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall

Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall

Titel: Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall
Autoren: Gerda Melchior , Volker Schütz
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zurückkomme, hat das einen besonderen Zauber. Der besondere Duft der Bäume ... Und es liegt eine weiche Wärme in der Luft, die es anderswo überhaupt nicht gibt.« Jane Goodall im Film »Jane´s Journey«

    Durch ihr kleines Fernglas, das sie immer mitführt, erkennt sie in einem der Baumwipfel eine Gruppe Schimpansen, die in schwindelerregender Höhe über die Äste balancieren. Wie von zu dem Aussichtspunkt auf dem unbewaldeten Hügel, von dem aus sie damals das erste Mal in weiter Ferne einzelne Schimpansen erblickte und der heute den Namen »Jane´s Peak« – Janes Gipfel – trägt. An diesem für sie beinahe magischen Ort kann sie am besten nachempfinden, wie sie sich vor fünfzig Jahren fühlte, sie, ein junges Mädchen von 26 Jahren, völlig auf sich gestellt und mit der Aufgabe betraut, fernab der Zivilisation freilebende Schimpansen zu beobachten. Wenig hat sich geändert hier oben gegenüber damals, sie kann weit über den Nationalpark und seine Wälder hinwegblicken, die immer noch so dicht sind wie zu der Zeit, als sie diesen Platz entdeckte.
    Und wieder gehen ihre Gedanken zurück. Wie war es damals weitergegangen? Sie hatte zwar im Zuge ihrer Arbeiten sensationelle Erkenntnisse gewonnen, aber die Reaktionen aus der Fachwelt waren zwiespältig gewesen. Aus den Reihen etablierter Forscher wurde ihr unprofessionelles Verhalten vorgeworfen, ihre Entdeckungen seien aus wissenschaftlicher Sicht nichts wert, hieß es. Denn sie hatte den Schimpansen, deren Verhalten sie untersuchte, statt Nummern Namen gegeben und sie damit als denkende und fühlende Wesen anerkannt. Nach den damaligen Vorstellungen über die Verhaltensforschung war das absolut verpönt, Versuchstiere hatten anonym zu sein, und eine persönliche Beziehung zwischen Forscher und Forschungsobjekt durfte schon gar nicht entstehen.
    Auf der anderen Seite hatte die National Geographic Society auf Betreiben von Louis Leakey einen Fotografen geschickt, Baron Hugo van Lawick, damit das, was Jane in Gombe tat, nicht nur einem begrenzten Kreis von Wissenschaftlern, sondern auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde.
    Hugo van Lawick hatte damals bereits in Kenia für einen der ersten Tier-Dokumentarfilmer gearbeitet und war Louis Leakey bestens bekannt. Er war etwa im gleichen Alter wie Jane, teilte ihre Begeisterung für Tiere und ließ bei seinen Film- und Fotoaufnahmen nur technisch absolut einwandfreie Ergebnisse gelten. Es kam vor, dass er eine wichtige oder spannende Szene nicht mit der Kamera einfing, weil seiner Ansicht nach das Licht oder der Blickwinkel gerade ungünstig waren. »National Geographic soll keine schlechten Bilder bekommen«, begründete er seine Weigerung, und Jane machte dieser Hang zum Perfektionismus bisweilen fast wahnsinnig.
    Aber sie arbeiteten zusammen auf das gemeinsame Ziel hin, das Verhalten der Schimpansen zu dokumentieren, und Hugo van Lawick lieferte bei seiner Gesellschaft faszinierende Aufnahmen ab, die weltweit Aufsehen erregten. Jane und ihre Forschungsarbeit wurden weltberühmt. Das Wichtigste war allerdings, dass Millionen von Menschen, in deren Wohnzimmern die in Gombe gedrehten Dokumentarfilme über den Fernseher liefen, die Schimpansen ab diesem Zeitpunkt nicht mehr als eine Gruppe wilder Tiere wahrnahmen, sondern als Einzelindividuen mit eigener Persönlichkeit, und das war einfach revolutionär.

    »Er war hervorragend. Es ist schön, seine Bilder zu haben.« Jane Goodall über Baron Hugo van Lawick im Film »Jane´s Journey«

    Natürlich gab es zu den Berichten, Filmen und Fotos, die die beiden ablieferten, auch kritische und sogar neidische Stimmen. Viele interessierten sich gar nicht für die Ergebnisse von Janes Arbeit, sie sahen in ihr nur eine attraktive junge Frau in Khaki-Shorts, die mitten im Urwald unter wilden Tieren lebte, und nannten sie abfällig das »Cover Girl von National Geographic«.

    »Der Nachteil war natürlich, dass die Leute sie ansahen und sagten: ›Sie ist ja nur eine schöne junge Frau. Mehr nicht. Dadurch wurde sie berühmt, nicht durch ihre Leistungen.‹« Dale Peterson, Jane Goodalls Biograf, im Film »Jane´s Journey«

    Inzwischen sind am Himmel über Gombe Wolken aufgezogen und kündigen einen Wetterumschwung an. Ein heftiger Windstoß weckt Jane Goodall aus ihren Erinnerungen. Sie verlässt »Jane´s Peak« und macht sich auf den Rückweg zu der Hütte, die damals, nach den ersten Anfangsjahren, anstelle der ursprünglichen Zelte errichtet worden
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