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Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall

Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall

Titel: Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall
Autoren: Gerda Melchior , Volker Schütz
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waren, hatte wohl die Begegnung mit dem renommierten Paläontologen und Anthropologen Louis Leakey am entscheidendsten ihr weiteres Leben bestimmt. »Wenn Sie an Tieren interessiert sind, sollten Sie ihn kennenlernen«, hatte man ihr gesagt. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wer Louis Leakey war, aber sie traf sich mit ihm.
    Louis Leakey war damals schon sein ganzes Leben lang in Afrika auf der Suche nach den Überresten der ersten Menschen. Irgendwann reifte in ihm die Idee, wildlebende Schimpansen beobachten zu lassen, um aus ihrem Verhalten Rückschlüsse auf das mögliche Verhalten der Urzeitmenschen ziehen zu können. Dafür suchte er jemanden ohne Universitätsabschluss, der unvoreingenommen und unbeeinflusst von den bis dahin vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen an die Sache herangehen würde. Außerdem konnte diese Aufgabe seiner Ansicht nach nur von einer Frau übernommen werden, weil, so argumentierte er, Frauen nicht nur bessere und geduldigere Beobachter seien, sondern auch durch die ihnen von der Natur vorgegebene Rolle als Mutter schneller und sicherer die Signale von nonverbalen Wesen (wie es auch Kinder in ihren ersten Lebensmonaten sind) deuten könnten.
    Die Stimme aus dem Flughafenlautsprecher, die den Beginn des Boarding ankündigt, holt Jane Goodall in die Gegenwart zurück. Erst als die Maschine nach dem Start die vorgegebene Flughöhe erreicht hat, ziehen ihre Gedanken wieder ein halbes Jahrhundert in die Vergangenheit. Sie war damals für Louis Leakey und sein Vorhaben sozusagen die Idealbesetzung gewesen: jung, mutig, ungebunden – und an Tieren interessiert, und so bekam sie den Job. Während einer kurzen Rückkehr in die Heimat versuchte sie, soviel wie möglich über die Lebensweise von Schimpansen herauszufinden und musste enttäuscht feststellen, dass sie völliges Neuland betrat. Die verfügbaren Berichte basierten entweder auf der Beobachtung von Zooschimpansen oder stammten von Mitgliedern großer Expeditionsteams, vor denen die Schimpansen aber regelmäßig geflohen waren. Niemand vor ihr hatte gewagt, das Vertrauen der Menschenaffen zu erlangen, um sie aus nächster Nähe in ihrem natürlichen Lebensraum zu studieren. Sie müsse sich eben gut verstecken, war nur einer der wenig hilfreichen Ratschläge, die sie zu hören bekam, als sie in England mit Wissenschaftlern über ihr Vorhaben sprach.
    Doch der Plan hatte sich in ihr festgesetzt, und Mitte Juli 1960 war es so weit: Jane Goodall traf im Gombe Stream National Reserve, heute Gombe-Nationalpark, am Ostufer des Tanganjikasees ein, und ihre Mutter Vanne ließ es sich nicht nehmen, die Tochter bei diesem Unternehmen zu begleiten.

    »Ihre Mutter fuhr mit. Sie ließ alles stehen und liegen, brach mit ihrer Tochter ins dunkelste Afrika auf und trat diese total verrückte und unwahrscheinliche Expedition nach Tanganjika an, um wilde Schimpansen zu beobachten.« Dale Peterson, Jane Goodalls Biograf, im Film »Jane´s Journey«

Kapitel 2
    Als eine Stewardess sie sanft am Arm berührt und ihr das Formular für die Einreise nach Tansania reicht, wacht Jane Goodall aus ihren Träumen auf. Gedankenverloren füllt sie das Papier aus. Die Welt ist kleiner geworden, denkt sie bei sich. Nein, korrigiert sie dann, die Welt ist so groß wie früher, aber die damals so unermesslichen Entfernungen sind zusammengeschrumpft. Heute kann man in wenigen Stunden zu fast jedem beliebigen Punkt unseres Globus´ gelangen und von dort kurz zu Hause Bescheid geben, dass man gut angekommen ist. Alles kann genauestens vorhergeplant und organisiert werden, und so hat sogar das Wort »Weltreise« seinen ursprünglichen Zauber verloren.
    Damals, vor fünfzig Jahren, als sie und ihre Mutter nach Gombe aufbrachen, war das noch ganz anders. Sie traten eine Reise ins Ungewisse an, mit vielen Gefahren und Unwägbarkeiten, und sie konnten nach der Ankunft nicht kurz in England anrufen, um die Familie zu beruhigen. Sie schliefen in ausrangierten Militärzelten am Ufer des Tanganjikasees, und ihre einzige Verbindung zur Außenwelt war ein kleines Boot mit Außenbordmotor, mit dem man im Notfall über den See zur 16 Meilen entfernten Ansiedlung Kigoma gelangen konnte.

    »Ich finde es außergewöhnlich, wenn ich an meine erste Ankunft hier im Jahre 1960 denke, als sehr naives, junges Mädchen, kein Studium, gar nichts ... Nur mit Bleistift, Notizbuch und Leidenschaft. Und sehen Sie sich an, was daraus wurde. Ist das nicht wie ein Wunder? ... Manchmal frage
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