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James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

James Bond 14 - Octopussy (German Edition)

Titel: James Bond 14 - Octopussy (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
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Edwardian Room im Plaza Hotel. Dort kannte man ihn nicht. Aber er wusste, dass er dort essen konnte, was er wollte – im Gegensatz zum Chambord oder zum Pavilion mit ihren schrecklichen Wein- und Speisekarten. Letzteres hatte außerdem noch den Nachteil, dass dort der Gestank Hunderter verschiedener Damenparfums den Gaumen verwirrte. Er würde am Tisch noch einen weiteren Dry Martini trinken, dann Räucherlachs und das spezielle Rührei bestellen, das er sich dort einmal nach seinem persönlichen Rezept (Felix Leiter kannte den Oberkellner) hatte zubereiten lassen. 1 Ja, das klang gut. Beim Räucherlachs würde er das Risiko eingehen müssen. Früher war es im Edwardian Room immer der schottische gewesen, nicht dieses dick geschnittene trockene und geschmacklose kanadische Zeug. Aber bei amerikanischem Essen konnte man nie wissen. Solange sie ihre Steaks und ihre Meeresfrüchte anständig hinbekamen, konnte sich der Rest zum Teufel scheren. Und alles war so lange eingefroren – vermutlich in einer riesigen Gemeinschaftsleichenhalle für Nahrungsmittel –, dass abgesehen vom italienischen Essen sämtliche amerikanischen Speisen ihren Geschmack verloren hatten. Alles schmeckte gleich – eine Art neutraler Nahrungsgeschmack. Wann war in einem New Yorker Restaurant zum letzten Mal ein frisches Hähnchen – kein Brathähnchen –, ein Ei frisch vom Bauernhof oder ein fangfrischer Fisch serviert worden? Gab es in New York einen Markt, wie Les Halles in Paris oder Smithfields in London, auf dem man tatsächlich frische Nahrungsmittel sehen und kaufen konnte? Bond hatte noch nie von einem gehört. Die Leute würden sagen, dass so etwas unhygienisch wäre. Wurden die Amerikaner im Allgemeinen zu hygienisch – zu bazillenängstlich? Jedes Mal, wenn Bond mit Solange geschlafen hatte, war sie danach für eine lange Viertelstunde im Bad verschwunden, obwohl sie sich doch eigentlich entspannt in den Armen hätten liegen sollen. Außerdem hatte er sie danach immer eine ganze Weile lang nicht küssen können, weil sie mit antiseptischer Mundspülung gegurgelt hatte. Und die Tabletten, die sie schluckte, wenn sie eine Erkältung hatte! Genug um eine doppelte Lungenentzündung zu bekämpfen. Aber James Bond lächelte bei dem Gedanken an sie und fragte sich, was sie an diesem Abend zusammen unternehmen würden – abgesehen vom Lutèce und der Liebe. Wieder einmal hatte New York alles zu bieten. Auch wenn es ihm nie gelungen war, sie ausfindig zu machen, hatte er gehört, dass man Erotikfilme mit Ton und in Farbe sehen konnte und dass das eigene Sexleben danach angeblich nie wieder dasselbe war. Das wäre eine Erfahrung, die er gern mit Solange teilen würde! Und diese Bar, die er ebenfalls nie gefunden und von der Felix Leiter ihm erzählt hatte, dass sich dort Sadisten und Masochisten beiderlei Geschlechts trafen. Dort trug man schwarze Lederjacken und Lederhandschuhe. Wenn man ein Sadist war, trug man die Handschuhe unter dem linken Schultergurt. Die Masochisten trugen sie unter dem rechten. Wie bei den Transvestitenbars in Paris und Berlin wäre es sicher lustig, sich diesen Ort einmal anzusehen. Letztendlich würden sie natürlich wahrscheinlich einfach ins The Embers gehen, um Solanges liebster Jazzmusik zu lauschen, und dann nach Hause gehen, wo noch mehr Liebe und antiseptische Mundspülung auf sie warteten.
    James Bond lächelte in sich hinein. Sie rasten über die Triborough, diese außergewöhnlich schöne Brücke, die in die dichten Festungsmauern von Manhattan hineinführte. Es gefiel ihm, sich auf die angenehmen Erlebnisse zu freuen, die ergaunerten Urlaubsstunden zwischen der Arbeitszeit. Er genoss es, sich in seinen Tagträumen jedes noch so kleine Detail auszumalen. Nun hatte er seine Pläne geschmiedet und alle Aussichten stellten ihn zufrieden. Natürlich mochte immer noch etwas schiefgehen. Möglicherweise musste er Änderungen vornehmen. Aber das spielte keine Rolle. New York hatte alles.
    New York hatte
nicht
alles. Die Folgen dieses Mangels sollten für James Bond äußerst stressig werden. Nach dem Rührei im Edwardian Room ging alles hoffnungslos schief, und statt seines Traumprogramms gab es dringende und unangenehme Telefonate mit dem Hauptquartier in London und dann nur durch enormes Glück ein unschönes mitternächtliches Treffen neben der Rollschuhbahn am Rockefeller Center, bei dem die Engländerin weinte und mit Selbstmord drohte. Und an allem war New York schuld! Es war kaum zu glauben, aber es
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