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James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

Titel: James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
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überlegte.
    »Okay«, sagte er schließlich. »Kann vermutlich nicht schaden. Aber achten Sie darauf, dass Sie nicht von zu vielen Leuten gesehen werden. Und geraten Sie nicht in Schwierigkeiten«, fügte er hinzu. »Dort gibt es niemanden, der Ihnen helfen kann. Und treten Sie bloß keinen Ärger los. Dieser Fall ist noch nicht so weit. Und bis er es ist, verfahren wir mit Mr Big nach dem Motto ‚leben und leben lassen‘.«
    Bond warf Captain Dexter einen spöttischen Blick zu.
    »In meinem Job«, sagte er, »habe ich ein anderes Motto, wenn ich es mit einem Mann dieser Art zu tun bekomme. Es lautet ‚leben und sterben lassen‘.«
    Dexter zuckte mit den Schultern. »Mag sein«, räumte er ein, »aber hier unterstehen Sie meinem Befehl, Mr Bond, und ich wäre froh, wenn Sie sich daran halten könnten.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Bond, »und danke für all Ihre Hilfe. Ich hoffe, dass Sie mit Ihrem Teil des Auftrags Erfolg haben.«
    Dexter winkte ein Taxi heran. Sie schüttelten sich die Hände.
    »Machen Sie’s gut«, sagte Dexter knapp. »Und bleiben Sie am Leben.« Sein Taxi verschwand im Verkehr Richtung Uptown.
    Bond und Leiter lächelten einander an.
    »Ein fähiger Bursche, das muss ich schon sagen«, meinte Bond.
    »Die sind alle so«, erklärte Leiter. »Geben sich große Mühe, komplette Langweiler zu sein. Sehr empfindlich, was ihren Kompetenzbereich angeht. Streiten sich ständig mit uns oder mit der Polizei. Aber ich schätze, das gleiche Problem haben Sie in England auch.«
    »Oh, natürlich«, sagte Bond. »Wir gehen dem MI5 ständig gegen den Strich. Und die gehen wiederum der Spezialabteilung auf die Nerven. Scotland Yard«, erläuterte er. »Also, wie wäre es heute Abend mit einem Ausflug nach Harlem?«
    »Meinetwegen gerne«, sagte Leiter. »Ich lasse Sie am St Regis raus und hole Sie dann gegen achtzehn Uhr dreißig wieder ab. Wir treffen uns in der King Cole Bar im Erdgeschoss. Schätze, Sie wollen mal einen Blick auf Mr Big werfen, was?«, fragte er grinsend. »Tja, das will ich auch, aber es hätte nichts gebracht, wenn ich das Dexter erzählt hätte.« Er winkte ein Taxi heran.
    »St Regis Hotel. Fifth Avenue Ecke Fünfundfünfzigste.«
    Sie stiegen in die überhitzte Blechkiste, die nach altem Zigarrenrauch stank.
    Leiter kurbelte ein Fenster herunter.
    »Was machen Sie da?«, fragte der Fahrer über seine Schulter. »Wollen Sie, dass ich mir ’ne Lungenentzündung einfange?«
    »Liebend gerne«, erwiderte Leiter, »wenn es uns vor dieser Gaskammer rettet.«
    »Klugscheißer, was?«, knurrte der Fahrer und schaltete ruckelnd durch die Gänge. Er holte das zerkaute Ende einer Zigarre hinter seinem Ohr hervor und hielt es hoch. »Drei für fünfundzwanzig Cent«, sagte er in eingeschnapptem Tonfall.
    »Das sind vierundzwanzig Cent zu viel«, entgegnete Leiter. Den Rest der Fahrt brachten sie schweigend hinter sich.
    Sie trennten sich vor dem Hotel, und Bond ging nach oben in sein Zimmer. Es war sechzehn Uhr. Er bat den Telefondienst, ihn um achtzehn Uhr anzurufen. Eine Weile lang schaute er aus seinem Schlafzimmerfenster. Links von ihm ging die Sonne in einem beeindruckenden Farbenspiel unter. In den Wolkenkratzern wurden nach und nach die Lichter eingeschaltet und verwandelten die ganze Stadt in eine goldene Honigwabe. Weit unter ihm bildeten die Straßen Flüsse aus blutrotem, blauem und grünem Neonlicht. Draußen seufzte der Wind traurig in der samtigen Dämmerung, wodurch Bonds Zimmer noch wärmer, sicherer und luxuriöser wirkte. Er zog die Vorhänge zu und schaltete das gedämpfte Licht über dem Bett an. Dann zog er sich aus und kroch zwischen die feinen Perkallaken. Er dachte an das bitterkalte Wetter auf den Straßen Londons, an die widerwillig abgegebene Wärme des zischenden Gasofens in seinem Büro im Hauptquartier, an die mit Kreide auf eine Tafel geschriebene Speisekarte des Pubs, an dem er an seinem letzten Tag in London vorbeigegangen war: »Große Portion Toad & 2 Sorten Gemüse.«
    Er streckte sich genüsslich. Schon bald war er eingeschlafen.
    Oben in Harlem, am großen Schaltbrett, döste »Whisper« über seiner Zeitung. All seine Leitungen waren still. Plötzlich leuchtete auf der rechten Seite des Bretts ein Licht auf – ein wichtiges Licht.
    »Ja, Boss«, sprach er leise in seinen Kopfhörer. Er hätte selbst dann nicht lauter sprechen können, wenn er es gewollt hätte. Er war im »Lungenblock« geboren worden, an der Ecke Seventh Avenue und
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