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Jahrmarkt der Eitelkeit

Jahrmarkt der Eitelkeit

Titel: Jahrmarkt der Eitelkeit
Autoren: William Makepeace Thackeray
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ist, mit George mit und sehen nach dem Frühstück für den Oberst. Das Schiff liegt im Hafen. Er hat den Preis errungen, den er sein ganzes Leben lang erstrebt hat. Endlich ist der Vogel gefangen. Da ist er, hat den Kopf an Dobbins Schulter gelehnt und schnäbelt und girrt dicht an seinem Herzen mit ausgestreckten, weichen, flatternden Schwingen. Das hat er achtzehn Jahre lang täglich und stündlich erhofft. Das ist es, wonach er sich sehnte. Das ist es nun, das Ende, der Höhepunkt – die letzte Seite des zweiten Bandes. Leb wohl, Oberst – Gott behüte dich, ehrlicher William – auf Wiedersehen, liebe Amelia. Grüne von neuem, zarte kleine Schlingpflanze, rund um die rauhe alte Eiche, an welche du dich schmiegst!

    Vielleicht war es Zerknirschung gegenüber dem gütigen, einfachen Geschöpf, das das erste in ihrem Leben gewesen war, das sie beschützt hatte, oder auch Abneigung gegen sentimentale Szenen – jedenfalls begnügte sich Rebekka mit ihrem Anteil an dem Geschehenen und zeigte sich nicht wieder vor Oberst Dobbin und der Dame, die er heiratete. »Spezielle Geschäfte« riefen sie nach Brügge, erklärte sie. Dorthin ging sie auch, und bei den Hochzeitsfeierlichkeiten waren nur Georgy und sein Onkel anwesend. Als das vorüber war und Georgy mit seinen Eltern abgefahren war, kehrte Rebekka (nur auf ein paar Tage) zurück, um den einsamen Junggesellen, Joseph Sedley, zu trösten. Er zog vor, wie er sagte, auf dem Kontinent zu leben, und lehnte es ab, mit seiner Schwester und ihrem Mann zusammen zu wohnen.
    Emmy war von Herzen froh bei dem Gedanken, daß sie an ihren Mann geschrieben hatte, bevor sie den Brief von George gelesen oder etwas davon erfahren hatte. »Ich wußte es die ganze Zeit über«, sagte William, »aber konnte ich denn diese Waffe gegen das Andenken des armen Burschen gebrauchen? Das ist der Grund, weshalb es mir so weh tat, als du ...«
    »Sprich nie wieder von diesem Tag«, rief Emmy so demütig und reuevoll, daß William das Gespräch auf ein anderes Thema brachte und von Glorvina und der lieben alten Peggy O'Dowd erzählte, bei denen er gerade saß, als der Brief eintraf, mit dem sie ihn rief. »Wenn du mich nicht geholt hättest«, fügte er lachend hinzu, »wer weiß, wie Glorvina dann jetzt heißen würde.«
    Gegenwärtig heißt sie Glorvina Posky (jetzt Frau Majorin Posky). Sie nahm ihn nach dem Tode seiner ersten Frau, da sie beschlossen hatte, nie jemanden zu heiraten, der nicht zum Regiment gehörte. Lady O'Dowd liebt es ebenfalls so sehr, daß sie sagt, wenn ihrem Michael etwas zustoßen sollte, dann würde sie ganz bestimmt zum Regiment zurückkehren und einen von dort heiraten. Dem Generalmajor geht es jedoch blendend, er lebt glanzvoll in O'Dowdstown, hält ein Rudel Jagdhunde und ist (vielleicht nur mit Ausnahme seines Nachbars Hoggarty von Schloß Hoggarty) der erste Mann der Grafschaft. Seine Lady tanzt noch immer Gigue, und sie bestand beim letzten Ball des Gouverneurs darauf, es mit dem Stallmeister aufzunehmen. Sie und Glorvina erklärten, daß sich Dobbin schändlich benommen habe; als aber Posky frei wurde, tröstete sich Glorvina bald, und ein schöner Turban von Paris besänftigte Lady O'Dowds Zorn.
    Oberst Dobbin hängte unmittelbar nach der Hochzeit den Dienst an den Nagel und mietete sich einen hübschen kleinen Landsitz in Hampshire, nicht weit von Queen's Crawley, wo Sir Pitt und seine Familie nach der Annahme des Reformgesetzes 5 ständig lebten. Von einem Aufstieg in den höheren Adel konnte jetzt keine Rede mehr sein, nachdem der Baronet seine beiden Parlamentssitze eingebüßt hatte. Durch diese Katastrophe hatte sein Geldbeutel wie auch sein Lebensmut gelitten.. Er kränkelte und prophezeite den baldigen Untergang des Königreiches.
    Lady Jane und Mrs. Dobbin wurden gute Freundinnen. Es gab ein ständiges Hin und Her in der Ponykutsche zwischen dem Schloß und »Haus Immergrün«, dem Landsitz des Obersten (er hatte ihn von seinem Freund Major Ponto gemietet, der sich mit seiner Familie im Ausland befand). Die Lady stand bei Mrs. Dobbins Kind Pate, das ihren Namen erhielt. Getauft wurde es von Ehrwürden James Crawley, der die Pfründe von seinem Vater übernahm. Zwischen den beiden jungen Burschen George und Rawdon bestand eine enge Freundschaft. Sie jagten und schossen in den Ferien zusammen, besuchten beide dasselbe College in Cambridge und stritten sich um Lady Janes Tochter, in die natürlich beide verliebt waren. Eine Verbindung zwischen George
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