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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition)
Autoren: Jørn Lier Horst
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Keller benutzt. Und im Jahr davor hatte er Ravnebergs Wagen benutzt, um damit Ellen Robbek zu entführen. Haglund wäre sowieso verurteilt worden, zumindest im Zusammenhang mit dem Cecilia-Fall. Und Ravneberg entschied sich dann für die Lösung, die er immer gewählt hatte. Er ließ den Wagen stehen und floh vor allen Problemen.«
    »Und was ist passiert?«
    »Haglund wusste, dass die Zigarettenkippen, die die Polizei gefunden hatte, nicht seine sein konnten. Er hatte an der Gumserød-Kreuzung gestanden und geraucht, während er auf Cecilia wartete, aber er hatte die Kippen nicht weggeworfen. Als der Fall wieder aufgerollt wurde, gab es nur eine Sache, die einer millionenschweren Entschädigung im Wege stand. Der Videofilm. Er versuchte, Ravneberg zu überreden, ihm den Film auszuhändigen. Aber wie das endete, wissen wir ja.«
    Wisting konnte den Gesichtern seiner Kollegen ansehen, dass sie noch viel mehr wissen wollten, stand aber auf.
    »Alles Weitere steht hier drin«, erklärte er und deutete auf das Vernehmungsprotokoll. »Alle Einzelheiten.«
    Hammer erhob sich von seinem Platz und folgte Wisting zur Tür. »Aber eine Sache ist noch offen«, sagte er. »Wer von uns hat es getan? Wer hat den gefälschten Beweis eingeschmuggelt?«
    Die Stille, die auf seine Frage folgte, war nahezu körperlich spürbar. Alle Augen waren auf Wisting gerichtet.
    Der Name, den er ihnen nannte, schlug ein wie eine Bombe. Er konnte sehen, wie ungläubig alle reagierten, merkte aber auch, wie die Wahrheit sie im tiefsten Innern erschütterte.
    Bevor ihn die Kollegen mit weiteren Fragen bombardieren konnten, verließ er den Besprechungsraum und schloss die Tür hinter sich. Ohne wirklich etwas Bestimmtes zu fühlen, fuhr er nach Hause. Weder Freude noch Wut erfüllten ihn.
    Der mit Steinen belegte Platz vor dem Haus war von glatten Zweigen und verfaultem Laub bedeckt. Wisting stellte den Wagen ab und stieg aus. Niemand wartete da drinnen auf ihn. Suzanne war dabei, sich aus seinem Leben zu verabschieden. Wieder einmal musste er sich abends allein ins Bett legen und morgens allein aufstehen und frühstücken. Warum um alles in der Welt musste es so schwierig sein, das Leben mit einem anderen Menschen zu teilen? Gab es in seinem Herzen nur Platz für einen Polizisten?
    Eine Weile blieb er vor dem Haus stehen und dachte an das, was geschehen war. Was hatte er alles durchgemacht? Nicht nur den Bruch mit Suzanne, sondern auch die Erfahrung, selbst Gegenstand der Ermittlungen zu sein. Eine demütigende Erfahrung, die sowohl für ihn selbst als auch für die anderen keine angenehme Situation gewesen war. Aber dennoch war es auch lehrreich gewesen. Er hatte ein wenig von der Unsicherheit und Angst kennengelernt, die viele der Menschen verspürten, denen er bei seiner Tätigkeit begegnete. Und sicherlich war es auch eine Erfahrung, die ihn nicht unberührt lassen würde, wenn er beim nächsten Mal in einem Vernehmungsraum auf der sicheren Seite saß.
    Wisting lief um den Wagen herum, öffnete den Kofferraum und nahm den Ball heraus, der dort lag. Etwas heftiger als beabsichtigt warf er ihn über die Hecke auf das Nachbargrundstück.
    83
    Der große Zeitungsständer an der Rezeption des VG- Hauses war fast leer. Der Nachrichtenchef hatte so viele Informationen wie möglich in die dreizeilige Überschrift auf der Titelseite gepresst. Mörder erneut beschuldigt. Hielt drittes Entführungsopfer am Leben. Die Überschrift war mit unterschiedlichen Schriftgrößen gesetzt worden, sodass am Leben die Aufmerksamkeit auf sich zog. Das bereits bekannte Fahndungsfoto von Linnea Kaupang prangte gleich unterhalb der Überschrift, wodurch kein Zweifel entstehen konnte, um wen es hier ging. Auf dem großen Bild etwas weiter unten stand sie mit einer Wolldecke über den Schultern von der Kamera abgewandt und stieg gerade in einen wartenden Rettungswagen. Die Blitzlichter spiegelten sich in den Polizeiuniformen wider. Lines Name stand kleingedruckt am unteren Rand der Aufnahme.
    Die konstanten Geräusche in der Redaktion verstummten, als Line den Raum betrat. Journalisten, die nur selten den Blick von ihrem Computerbildschirm abwandten, drehten sich zu ihr.
    Dann begann der Nachrichtenchef, in die Hände zu klatschen. Der Applaus breitete sich aus und wurde von Pfiffen und Rufen begleitet. Joakim Frost kam aus seinem Glaskasten heraus. Der Redaktionsleiter stemmte die Hände in die Hüften und verzog den Mund zu einem breiten Lächeln. Wohl eher aus
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