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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition)
Autoren: Jørn Lier Horst
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kommen dann Ihre Fingerabdrücke auf die Umschläge?«
    Vetti sagte nichts. Sein Adamsapfel bewegte sich auf und ab. Er hob den Arm und wischte sich mit dem Handrücken ein wenig Schaum aus den Mundwinkeln. Sein Blick wurde unruhig.
    »Die sind da bestimmt nicht drauf«, versuchte er zu protestieren. »Die Umschläge sind siebzehn Jahre alt. Das lässt sich doch gar nicht mehr nachweisen.«
    »Ist bereits geschehen.«
    Irgendetwas in Vettis Blick veränderte sich, seine Augen schienen schwach aufzublitzen.
    »Er war sowieso schuldig.« Vetti spieh die Worte nahezu aus. »Sie konnten es doch auch sehen, in seinen kleinen Rattenaugen. Aber Sie waren nicht in der Lage, ihm ein Geständnis abzuringen, und so liefen wir alle Gefahr, ihn wieder in die Gesellschaft entlassen zu müssen.« Er hatte den Zeigefinger erhoben, seine Hand zitterte. »Ich habe bloß getan, was getan werden musste«, sagte er in dem Versuch, seine Handlung zu rechtfertigen. »Aber das werden Sie niemals beweisen können. Die Fingerabdrücke lassen sich auch anders erklären. Sagen wir einfach, ich war im Labor, um die Beweisgegenstände zu überprüfen. Und dabei habe ich einen Umschlag nach dem anderen in die Hand genommen. So etwas gehört zu meiner Arbeit.«
    »Sie sagten doch gerade, dass Sie die Umschläge nie angerührt haben«, erinnerte ihn Wisting. »Dass Sie sie nicht einmal gesehen haben.«
    Audun Vetti gab ein sarkastisches Kichern von sich. »Wer sollte Ihnen glauben? Die Spezialeinheit hat Sie bereits im Visier. Ihre Behauptungen werden nur als jämmerlicher Versuch betrachtet werden, die Schuld auf jemand anderen abzuwälzen.«
    Wisting ging zum Fenster und zog den Vorhang mit einer raschen Bewegung beiseite. Das Mondlicht war heller geworden. Unten am Steg konnte er Finn Habers Boot erkennen. Der alte Kriminaltechniker sprang leichtfüßig an Land.
    Im Regal unter der Fensterbank war das schwache Geräusch einer sich drehenden alten Kassette von Ingrid zu hören.
    Vetti machte ein paar Schritte rückwärts in die Mitte des Zimmers. Wisting sah, wie er den Blick auf die Play- und Rec- Knöpfe richtete, die an dem alten Kofferradio heruntergedrückt waren.
    »Hören Sie zu«, sagte Vetti. »Ich werde bald offiziell zum Polizeichef ernannt. Ich kann das regeln. Ich kann es für uns beide sehr vorteilhaft werden lassen.«
    Wisting öffnete nicht einmal den Mund, um das Angebot zurückzuweisen, warf aber einen Blick auf Vettis Füße.
    Feldstiefel des Typs Alfa M77.
    »Wir mussten den Fall einfach zu einem sicheren Abschluss bringen«, versuchte es Vetti erneut. »Die Medien saßen mir im Nacken. Es war das Beste für alle. Niemand hat Schaden daran genommen. Haglund bekam die Strafe, die er verdient hat.«
    Draußen auf der Terrasse knirschten die Dielenbretter.
    »Sie haben sie umgebracht«, sagte Wisting.
    Die Tür öffnete sich.
    Finn Haber kam herein und baute sich schweigend und mit verschränkten Armen neben der Tür auf.
    Vetti schüttelte verwirrt den Kopf.
    »Sie haben Cecilia Linde umgebracht«, wiederholte Wisting. »Als Sie Gjermund Hulkvist von Dagbladet von der Kassette erzählten. Sie haben sie zum Tode verurteilt.«
    Wisting drückte auf Stop , nahm die Kassette heraus und steckte sie in die Brusttasche.
    Vetti taumelte zwei Schritte zurück und schwankte wie ein Baum, dessen Stamm schon beinahe durchtrennt war. An seinem Blick konnte Wisting erkennen, dass er es begriffen hatte.
    Er würde stürzen.
    82
    Nils Hammer stellte eine große Kaffeetasse vor sich hin. Wisting sah ihm an, dass die Verantwortung für die Ermittlungen im Linnea-Fall an seinen Kräften gezehrt hatte. Sein Gesicht war bleich und ausgebrannt und seine sonst blauen Augen wirkten eher grau vor lauter Müdigkeit.
    »Ich dachte, Vetti sollte hier sein«, sagte er.
    Wisting wollte etwas antworten, kam aber nicht dazu. Christine Thiis tauchte mit einem Stapel Papier in der Türöffnung auf.
    »Hast du Vetti gesehen?«, fragte Hammer.
    Die erst vor einiger Zeit eingestellte Polizeijuristin setzte sich. »Er ist krank«, erwiderte sie.
    »Krank?«, wiederholte Hammer. »Gestern Abend sah er noch ziemlich gesund aus.«
    Christine Thiis zuckte mit den Schultern. Offenbar kannte sie keine Einzelheiten über die Gründe seiner Abwesenheit.
    »Er hat das hier geschrieben«, sagte sie und reichte Wisting einen Papierbogen. »Die Suspendierung ist aufgehoben.«
    »Sehr gut«, kommentierte Hammer. »Rudolf Haglund hat übrigens nach dir gefragt.«
    »Ist er wieder
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