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Jagdhunde (German Edition)

Jagdhunde (German Edition)

Titel: Jagdhunde (German Edition)
Autoren: Jørn Lier Horst
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heftige Armbewegungen. Line hielt ihre Kamera in der Hand und hatte schon die Fotos gemacht, die in der morgigen Zeitung erscheinen würden.
    Nils Hammer kam zu Wisting herüber. »Sie haben sie ins Krankenhaus nach Tønsberg gefahren«, sagte er. »Ihr Vater wurde informiert. Er ist auf dem Weg dorthin.«
    Wisting nickte.
    »Sie ist körperlich unversehrt«, erklärte Hammer. »Er hat ihr nichts angetan, sondern sie nur angestarrt.«
    Wisting nickte noch einmal. »Ich weiß übrigens, wer den DNA-Beweis eingeschmuggelt hat«, sagte er und blickte starr geradeaus. »Wie die Zigarettenkippen ausgetauscht wurden.«
    Hammer sah ihn an.
    »Ich kann beweisen, wer es war«, fuhr Wisting fort.
    »Aber wie …«
    »Nachdem ich suspendiert wurde, habe ich die Kopien des Cecilia-Falls mitgenommen. Ich saß in der Hütte und habe alles, was mit Rudolf Haglund zu tun hatte, noch einmal durchgesehen.«
    Hammer stellte sich vor ihn, um ihm in die Augen sehen zu können.
    »Wer?«, fragte er. »Wer hat es getan?«
    »Ich habe die erforderlichen Unterlagen«, erwiderte Wisting, ohne auf seine Frage einzugehen. »Jetzt muss ich nur noch alles zusammenfügen.«
    Hammer bekam einen Anruf. Er gab ein paar knappe Anweisungen und wandte sich dann wieder Wisting zu. »Du musst eine Erklärung abgeben«, sagte er. »Kannst du mit ins Präsidium kommen?«
    »Nicht heute Abend«, gab Wisting zurück.
    »Das wird Vetti nicht gefallen. Er hat bereits eine Pressekonferenz angesetzt.«
    »Das muss bis morgen warten. Ich fahre nach Hause und nehme ein heißes Bad. Und dann werde ich schlafen. Ist schon lange her, dass ich mal eine Nacht gut schlafen konnte.«
    Wisting nahm eine Dusche und schlüpfte in dieselben schwarzen Sachen, die er bei seinem nächtlichen Besuch im Archiv des Polizeipräsidiums getragen hatte. Bevor er wieder losfuhr, durchsuchte er die Kartons mit Ingrids Sachen, die in der Garage lagen. Nachdem er das Gesuchte gefunden hatte, fuhr er rückwärts aus der Einfahrt.
    Er schaltete das Radio ein und hörte die Werbespots vor der Nachrichtensendung an. Der Sprecher bezeichnete die Geschehnisse als eine dramatische Entwicklung im Fall des verschwundenen Mädchens in Larvik. Rudolf Haglund sei wegen der Entführung von Linnea Kaupang verhaftet worden, die man lebend gefunden habe. Der Reporter verwies auf die Ähnlichkeiten mit dem Cecilia-Fall.
    »Was ist mit der Behauptung, dass Haglund aufgrund manipulierter Beweise verurteilt wurde?«, fragte der Reporter.
    »Unabhängig von der Schuldfrage untersucht die Spezialeinheit ein eventuell strafbares Vorgehen in Verbindung mit der Beweisführung im Cecilia-Fall«, erläuterte der amtierende Polizeichef. »Die heutige Festnahme hat darauf keinerlei Auswirkung.«
    Wisting schaltete das Radio aus und fuhr weiter durch die Dunkelheit. Er kam an der Abbiegung zu seiner Hütte in Værvågen vorbei, bog allerdings erst in die nächste Seitenstraße ab. Sie schien weniger benutzt zu werden als die Strecke, die er sonst fuhr. Das Wasser spritzte an den Wegesrand, als er ein paar Pfützen mit braunem Schlammwasser durchfuhr. An beiden Seiten schlossen sich die Bäume dicht um den Wagen. Ein paar Zweige schabten über das Autodach oder knallten geräuschvoll gegen die Seiten. Schließlich endete der Weg auf einem kleinen Plateau direkt über den Felsen am Wasser.
    Wisting stieg aus dem Wagen und blickte umher. Er kannte die Landschaft, die sich wie eine Silhouette vor dem Meer abzeichnete. Die Luft war feucht und salzig und er hörte das Geräusch der Brandung, die über die kleinen Inseln und Schären hereinbrach.
    Die Felsen waren feucht und glatt. Wisting bewegte sich vorsichtig weiter und benutzte die Taschenlampe, um den schmalen Küstenpfad zu finden. Dann folgte er den blauen Markierungen in östliche Richtung bis zu seiner Hütte. Das schwache Licht der Außenbeleuchtung an der Wand warf einen Schatten des Verandageländers auf den Rasen vor dem Haus.
    Wisting ging zur Tür und blieb mit gespitzten Ohren stehen. Vom Fjord drangen die Geräusche eines Fischerboots zu ihm herauf.
    Der Schlüssel ließ sich nur schwer bewegen. Als er die Tür schließlich aufbekommen hatte, warf er einen schnellen Blick über seine Schulter, trat über die Schwelle und schloss die Tür hinter sich.
    In der Hütte war es kalt und dunkel, aber er schaltete kein Licht und keine Heizung ein. Behutsam tastete er sich bis zu dem Sessel am Fenster vor, das nach vorn hinausging. Draußen in der Bucht konnte er
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