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Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
Autoren: Andrea Schacht
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einer gewissen Intelligenz begabt waren und nicht nur instinkthaft ihren Bedürfnissen nachjagten. Manche unter ihnen waren sogar großer Empathie fähig, wie etwa Gesa und einige andere, wie sie im Laufe ihres beinahe hundertachtzig Jahre währenden Lebens festgestellt hatte. Es konnte auch recht angenehm sein, als Gefährtin eines Menschen in deren Revier zu leben, vor allem, wenn sie sich gut erziehen ließen. Aber als heimatlose Streunerkatze war man zahllosen Unannehmlichkeiten ausgesetzt.
    Dann besser in der Wildnis seine eigenen Wege gehen.
    Auch wenn die Menschen den Wald für sich beanspruchten.
    Wie dieser Förster zum Beispiel. Der zog täglich seine Runden, wobei Majestät ihm zu Gute hielt, dass er es zu Pferd tat und nicht mit diesem glühäugigen, stinkenden Fahrzeug herumfuhr. Das allerdings taten andere, solche, die augenscheinlich unter seinem Befehl standen. Männer, die mit heulenden Sägen unterwegs waren und Bäume schlachteten.
    Aber nun gut, es war Menschenwelt, und solange sie ihr mit den Sägen vom Schwanz blieben, war das ihre Sache.
    Fünf Tage hatte sie das Treiben im Wald beobachtet, war auf der Suche nach Beute umhergestreift und hatte dabei mit Erstaunen ein paar sehr deutliche Revier-Markierungen an einigen Baumstämmen entdeckt.
    Nicht, dass Majestät sie als Warnung betrachtet hätte, das Gebiet nicht zu betreten.
    Dem graubraunen Kater allerdings schien das nicht zu gefallen. Er saß neben ihrer Eiche, als sie von dem Rundgang zurückkam, und grollte.
    »Kannst du nicht lesen?«
    »Doch.«
    »Dann verpiss dich!«
    »Nein.«
    Majestät setzte sich und starrte den Graupelz an.
    Der starrte zurück.
    »Das ist mein Revier, Streunerin!«, knurrte er drohend.
    »Ach.«
    Wieder starrten sie einander an.
    Der Graupelz plusterte sein Rückenfell auf.
    Majestät blieb cool.
    Und starrte.
    Ganz langsam machte der Waldkater einen Schritt zurück.
    Majestät starrte.
    Noch einen Schritt zurück, den Bauch fast am Boden.
    Majestät zwinkerte.
    »Uhh«, sagte der Kater und blieb stehen. Dann zwinkerte er auch.
    »Ähm – verzeiht. Ihr seid eine der Ältesten, Ehrwürdigste? Ich habe es nicht bemerkt.«
    »So ungefähr. Es sei dir verziehen.«
    »Danke, Ehrwürdigste. Ich fühle mich geehrt, dass Ihr mein Revier besucht. Man nennt mich Silvester.«
    Majestät nickte hoheitsvoll. »Du nennst den Wald dein Revier?«
    »Seit drei Jahren, Ehrwürdigste. Man hat es uns zurückgegeben.«
    »Bemerkenswert – zurückgegeben?«
    »Wir sind Waldkatzen, Ehrwürdigste«, sagte Silvester und streckte seinen Schwanz zum Beweis hoch. Die Spitze war schwarz. Und stumpf.
    Majestät nickte. Hauskatzen hatten spitze Schwanzenden.
    »Legen wir uns etwas in die Sonne«, schlug sie dann vor. Dieser Silvester mochte eine angenehme Abwechslung sein. Es war immer eine Bereicherung, sich mit den Katzengeborenen zu unterhalten, wenn sie denn ein ungewöhnliches Leben führten. Sie sprang auf den Dolmen und streckte sich auf der sonnenwarmen Felsplatte aus.
    In gebührendem Abstand ließ sich der Waldkater nieder.
    »Ich bleibe nicht lange, Silvester. Aber für ein paar Tage würde ich gerne deine Gastfreundschaft in Anspruch nehmen.«
    »Gerne, Ehrwürdigste.«
    »Und nun berichte.«
    Majestät erfuhr also, dass Silvester und einige seinesgleichen in einem von Menschen betreuten Gehege aufgewachsen waren und er zusammen mit zwei Kätzinnen das Waldstück zur Verfügung gestellt bekommen hatte.
    »Es gibt nicht mehr viele deiner Art, hörte ich.«
    »Nein, nicht mehr viele. Versteh einer die Menschen – erst rotten sie uns fast aus, jetzt wollen sie, dass wir uns wieder ausbreiten.«
    »Unterstell ihnen rudimentäre Intelligenz. Zumindest einigen von ihnen.«
    »Mhm. Vielleicht wollen sie uns auch wieder nur jagen.«
    »Vielleicht. Hat man schon Jagd auf euch gemacht?«
    »Nein. Nein, der Grünling achtet sogar darauf, dass wir nicht gestört werden.«
    »Der Grünling?«
    »Der Mann, der durch den Wald reitet.«
    »Der Förster. Ich habe ihn auch schon bemerkt.«
    »Gut, Förster. Jäger ist er auch. Aber so einer wie wir. Der ist in Ordnung. Der hat neulich einen anderen Jäger zum Mistkäfer gemacht, weil er eine verirrte Hauskatze erschießen wollte. Ich meine, manchmal gelingt es den Katzen ja, den Menschengehäusen zu entkommen. Aber sie benehmen sich meist sehr unbeholfen, wenn sie in Freiheit kommen.«
    Majestät streckte sich lang aus und gähnte.
    »Gut zu wissen«, murmelte sie dann und schloss die
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