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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte
Autoren: Nyx Smith
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Luftschutzsirenen und Autohupen zusammen. Phalen zuckt sichtlich zusammen. Die Kraft von Phalens Zauber läßt weiter nach, und Bandit erhebt sich aus seiner Hockstellung, eine Hand ausgestreckt, bietet all seine Willenskraft auf, und wehrt die strahlenden Energien von Phalens Magie ab.
    Jetzt muß er sich konzentrieren. Er muß so vollständig zu Waschbär werden, wie es ihm überhaupt möglich ist. Der Zauber, den er wirken muß, steht ihm klar vor Augen. Er geht Phalen einen Schritt entgegen. Er muß Phalen sehr nah kommen, um zu tun, was getan werden muß, und diesem Übel ein Ende bereiten.

80
     
    Amy hebt den Kopf aus der Wiege ihrer verschränkten Arme und stellt fest, daß sie an einem kleinen rechteckigen Tisch in einem Zimmer sitzt, das mit Aktenschränken, Bücherregalen und etwas anderem gefüllt ist, das sie für eine ausrangierte Computerausrü- stung hält. Sie lehnt sich zurück, streicht sich das Haar aus den Augen und fragt sich, was geschehen ist. Sie fühlt sich... Merkwürdig. Schwach, ein wenig zittrig, als sei sie in Ohnmacht gefallen oder so. Ihr Magen fühlt sich sonderbarerweise leer an, als sei ihr vor kurzer Zeit übel geworden und als habe sie ihr Mittagessen nicht bei sich behalten. Nur kann sie sich nicht daran erinnern, zu Mittag gegessen oder sich übergeben zu haben.
    Welcher Tag ist heute? Wo ist sie und was macht sie hier? Ihre Armbanduhr verrät ihr, daß es kurz vor Mittag ist. Warum ist sie nicht in ihrem Büro?
    Sie fühlt sich wie durch den Wolf gedreht.
    Das Zimmer hat zwei Türen. Sie steht auf und geht zur nächsten der beiden. Sie gleitet zur Seite. Sie macht einen Schritt, bevor ihr klar wird, wo sie ist, und sie sieht, was vorgeht.
    Das Zimmer vor ihr ist Dr. Phalens Büro. Phalen steht hinter seinem Schreibtisch und beschreibt arkane Gesten mit den Händen. Der Schreibtisch und der Boden in seiner Nähe sind mit Scherben und Büchern übersät. Am anderen Ende des Zimmers steht jemand, der sie jetzt ansieht. Die Gestalt ähnelt irgendwie Scottie. Sie trägt seinen langen dunklen Mantel und seine Flöte, nur sein Gesicht und sein Kopf sehen weniger wie Gesicht und Kopf eines Menschen, sondern vielmehr wie die eines Tieres, eines Waschbärs, aus.
    Amy starrt ihn an. »Scottie?«
     
    An verschiedenen Stellen flimmert die Luft. Beide Männer beschreiben geheimnisvolle Gesten. Dr. Phalen scheint sich zu straffen, größer zu werden, stärker. Der andere Mann wirkt plötzlich kleiner, schwächer. Als werde er in eine Ecke gedrängt. Für einen Augenblick ist die Ähnlichkeit mit einem Waschbären verschwunden, und sie sieht, daß es tatsächlich Scottie ist, der Phalen gegenübersteht, und sie stößt ein verblüfftes Keuchen aus.
    Was tim sie? Was geht hier vor?
    »Gehen Sie, meine Liebe«, sagt Phalen. »Sie sind in Gefahr.«
    Eine Stimme flüstert ihr ins Ohr. Es ist Scotties Stimme. »Tu etwas«, sagt er. »Er bricht meinen Willen.«
    Amy ruft: »Was? Was soll ich tun?«
    »Phalens Machenschaften muß ein Ende bereitet werden.«
    Der Raum flimmert und verschwimmt, und plötzlich kann Amy nur noch Dr. Phalen sehen, aber er ist nicht Dr. Phalen. Er ist das Grauen, eine groteske Skelettgestalt mit einem Totenschädel als Kopf und Krallen als Finger. Amys erste Reaktion ist Schock. Sie schreit auf, doch noch während ihr der Schock durch die Glieder fährt, erinnert sie sich... an die Tasse Tee, an das niederdrückende Gewicht von Phalens Willen. Er hat versucht, sie auf irgendeine Weise zu benutzen, und seine Kräfte gegen sie eingesetzt. Sie gezwungen zu sprechen. Kurushima herzulocken. Ihr wird klar, daß sie sich in bezug auf Scotties Warnung und insbesondere Dr. Phalen geirrt haben muß.
    Die Luft flimmert um Scotties Kopf. Die Ähnlichkeit mit Waschbär schwindet. »O Gott!« ruft Amy. »Was soll ich tun?«
    Scottie flüstert: »Lenk ihn ab.«
    Wie? Amy sieht sich hektisch um.
    Wie soll sie das tun?

81
     
    Amys plötzliches Auftauchen ist wie ein Schock. »Lenk ihn ab«, flüstert Bandit, und kaum hat er das ausgesprochen, als sich das Gleichgewicht der Macht erneut ändert. Phalens Zauber hat an Kraft und Gewicht zugelegt und drängt ihn jetzt zurück wie eine Sturmbö, die zu heftig ist, um ihr zu widerstehen. Er kann dem Angriff auf seinen Willen kaum länger standhalten. Seine Hand und sein Arm beginnen zu zittern von der Anstrengung, den Schild aufrechtzuerhalten. Er müht sich, noch einen Schritt vorwärts zu gehen, stellt jedoch fest, daß ihm seine Füße
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