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Jäger der Schatten

Jäger der Schatten

Titel: Jäger der Schatten
Autoren: Melissa de la Cruz
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Hemdsärmel in seine Handfläche, klappte ihn auseinander und stach ihn tief in Dragos Brust. Der Italiener brach blutend auf dem Boden zusammen. Skyler hatte Jack dabei geholfen, die Klinge aus einem der Bretter des Decks zu fertigen. Er hatte die Rückseite einer losen Treppenstufe ausgehöhlt und mithilfe eines spitzen Steins, den sie bei einem Tauchgang gefunden hatten, zugeschnitzt. So war aus dem Stück Eisenholz eine gefährliche und tödliche Waffe geworden.
    Skyler wollte sich auf den anderen Venator stürzen, doch Iggy war aufgesprungen, bevor sie ihn erreichen konnte. Damit hatten sie nicht gerechnet. Der dicke Mann konnte sich bewegen . Im nächsten Augenblick hatte er den Dolch aus der Brust seines Freundes gezogen und benutzte ihn nun selbst als Waffe. Er drehte sich zu Skyler um. Das Lachen war aus seinem Gesicht verschwunden.
    »Jack!«, schrie sie, als der Venator mit dem Dolch ausholte. Sie konnte sich plötzlich nicht mehr von der Stelle rühren. Iggy hatte sie mit einem Bann gelähmt, während er den Dolch an sich gerissen hatte. Jetzt richtete er die Klinge auf ihre Brust. Gleich würde er ihr Herz durchbohre n – doch da tauchte Jack zwischen ihnen auf und bekam die volle Wucht des Hiebes ab.
    Skyler musste sich von dem lähmenden Bann befreien. Sie kämpfte mit jeder Faser ihres Körpers, mit all ihrer Energie gegen die unsichtbaren Fesseln an. Es fühlte sich an, als würde sie sich in Zeitlupe durch dicken Schlamm bewegen. Doch sie fand eine Schwachstelle und brach hindurch. Schreiend rannte sie zu Jacks scheinbar leblosem Körper.
    Iggy kam ihr zuvor, doch als er Jack umdrehen wollte, musste er zweimal hinsehen. Jack war unversehrt. Er war am Leben und lächelte grimmig.
    Er sprang auf. »Tss, tss, Venator! Wie konntest du vergessen, dass ein Engel nicht von einer Klinge verletzt werden kann, die er selbst gefertigt hat?« Jack schob die Ärmel hoch und sah seinem Gegner direkt ins Gesicht. »Warum machst du es dir nicht leichter?«, fragte er in ruhigem Ton. »Ich würde vorschlagen, du kehrst um und richtest der Gräfin aus, dass wir keine billigen Klunker sind, die sie in einer Schmuckkassette einschließen kann. Geh jetzt und wir verschonen dich.«
    Für einen Moment schien es, als würde der Venator über das Angebot nachdenken. Doch Skyler wusste, dass er schon zu lange gelebt hatte, um diesen feigen Weg einzuschlagen. Der Italiener zog ein hässliches, gebogenes Schwert aus seiner Tasche und stürzte sich damit auf Jack. Doch plötzlich blieb er mitten in der Luft mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht stehe n – verwirrt und besiegt.
    »Guter Schachzug«, sagte Jack und drehte sich zu Skyler um.
    »Gern geschehen.« Sie lächelte. Sie hatte die Kraft des Banns, der sie eben noch gelähmt hatte, umgekehrt und auf den Venator gerichtet.
    Jack löste den Bann und warf den dicken Italiener über die Klippen ins Meer. Skyler schob den bewusstlosen Drago an die Felskante und warf ihn hinterher.
    »Hast du dich um den Tank gekümmert?«, fragte Jack, als sie die steilen Klippen hinabkletterten, an deren Fuß das Piratenboot inzwischen angelegt hatte.
    »Natürlich.« Skyler nickte. Sie hatten ihre Flucht gut vorbereitet. Jack hatte den Anker möglichst tief im felsigen Meeresboden versenkt und Skyler hatte den gesamten Treibstoff der Jacht abgelassen. Außerdem hatten sie in der letzten Nacht alle Segel und die Funkanlage zerstört.
    Sie rannten den Strand entlang zum Piratenboot, in dem ihr neuer Freund Ghedi auf sie wartete. Skyler hatte sich während ihrer überwachten Ausflüge auf den Markt von Saint-Tropez mit ihm angefreundet. Das ehemalige Mitglied der selbst ernannten »Somalischen Marines« hatte damals Paletten mit frischem Fisch am Hafendock abgeladen. Ghedi hatte die Tage voller Abenteuer vermisst und sich deshalb sofort bereit erklärt, den beiden gefangenen Amerikanern zu helfen.
    »Es gehört euch!« Ghedi grinste und entblößte eine Reihe leuchtend weißer Zähne. Er war schlank und flink, hatte ein fröhliches, hübsches Gesicht und eine kakaofarbene Haut. Jetzt sprang er leichtfüßig über die Steuerbordseite. Er würde eine Fähre zurück zum Hafen nehmen.
    »Danke, Mann!«, sagte Jack und trat ans Lenkrad. »Morgen kannst du dein Konto checken.«
    Der Somalier grinste noch breiter. Skyler ahnte, dass der Spaß beim Stehlen des Bootes schon genug Entlohnung für ihn gewesen war.
    Der starke Motor heulte auf und sie entfernten sich rasch von der Küste. Skyler sah zu
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