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Jäger der Nacht (German Edition)

Jäger der Nacht (German Edition)

Titel: Jäger der Nacht (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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die Straße und führte sie tiefer in den Wald, wo man sie nicht mehr sehen konnte. Dann schlug er mit seinen Krallen gegen einen Baum.
    Erst als er so stark gegen ihre Beine drückte, dass sie einknickte, begriff sie, was er von ihr wollte. „Schon gut, ich hab ja verstanden. Ich werde hier warten.“ In dem Moment schlossen sich starke Zähne um ihr Handgelenk. Sie erstarrte. Es tat zwar nicht weh, aber sie konnte die Kraft in diesem Kiefer spüren. Ein einziger Biss würde sie ihre Hand kosten. „Was ist los? Was willst du?“ Sie musste das Bedürfnis unterdrücken, auf die geistige Ebene zu wechseln, die für sie gewohnter und normaler war. Zähne schrappten über ihre Uhr.
    „Schon gut.“ Sie wartete, bis er sie losgelassen hatte, wobei er sich reichlich Zeit ließ. Offensichtlich war es ein männliches Tier. Sie sah ihm in die Augen, erkannte die Intelligenz, die Kraft und den Zorn darin. Er war wild und gefährlich und außerdem das Exotischste, was sie je gesehen hatte. Kaum konnte sie dem Verlangen widerstehen, über sein Fell zu streichen. Doch sie wusste auch, dass diese Raubkatze eine solche Berührung niemals zulassen würde.
    Schließlich ließ er sie los. Sie nahm ihre Uhr ab und er packte sie mit den Zähnen. Dann war er plötzlich weg, so schnell, dass sie nur verschwommen eine Bewegung wahrgenommen hatte. Allein gelassen schauderte sie in der Kälte der Nacht und schlang die Arme um den Rucksack. Würde der Leopard zurückkommen? Wenn nun ein anderer sie hier fand? Ob es wirklich so vernünftig gewesen war, hierherzukommen, wo diese Raubkatzen sie einkreisen konnten? Zweifellos waren sie keine Medialen, hielten sich nicht an die Regeln, die sie kannte.
    Eng an den Baum gedrückt, wartete Faith. Etwas anderes blieb ihr auch nicht übrig.
    Vaughn trug nur eine ausgeblichene Jeans, als er aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer des Baumhauses trat. Er hielt ihre Uhr in der Hand. „Hat keinen Peilsender.“
    Lucas zog die Augenbrauen hoch und hielt die Hand auf. Vaughn spürte das irrationale Bedürfnis, das schmale Metallband zu behalten, eine ungewohnte Woge von Besitzgier überschwemmte ihn völlig überraschend. Er gab die Uhr weiter.
    „Lass mal sehen.“ Sascha saß neben Lucas und warf einen Blick auf die Uhr. „Für eine Mediale ist es ein recht gewöhnliches Modell.“ Sie nahm sie in die Hand und sah auf die Rückseite. „Nicht einmal ein Familienwappen.“
    „Ich dachte, du könntest vielleicht etwas damit anfangen.“
    Sascha schüttelte den Kopf. „Meine psychometrischen Fähigkeiten sind zwar stärker geworden, aber dieses Ding hier ist ganz kalt. Ich glaube nicht, dass deine Mediale irgendwelche Gefühle dafür hegt.“
    Alle drei wussten, wie eigenartig diese Bemerkung war. Mediale hegten für nichts und niemanden Gefühle.
    „Du hast gesagt, sie ist aus diesem Gelände gekommen, das du in der Nähe von Tahoe entdeckt hast?“
    „Ist über den Zaun, als ob niemand etwas davon mitkriegen sollte.“ Vaughn nahm die Uhr wieder zurück und steckte sie in die Tasche, wo niemand anderes sie anfassen konnte.
    „Ich dachte, ihr Medialen habt es nicht so mit dem Körper“, sagte Lucas und in seinem Spott lag so viel Sinnlichkeit, dass Vaughn die Stichelei wie ein Messer im Leib spürte, obwohl ihm die offene Sexualität der Paare des Rudels noch nie zuvor etwas ausgemacht hatte.
    „Darüber können wir heute Nacht reden.“ Sascha lehnte ihren Rücken an Lucas’ Brust. „Aber es ist wirklich ungewöhnlich. War sie denn geschickt?“
    „Wie eine Katze.“ Das war das größte Kompliment, das Vaughn einfiel. „Als hätte sie es schon oft gemacht.“
    „Eigenartig. Und sie will mich treffen?“
    „Ja.“ Um nichts in der Welt würde Vaughn Sascha zu ihr bringen, und er wusste auch, dass Lucas es niemals gestatten würde. Man konnte Medialen nicht trauen. Nicht einmal einer rothaarigen Schönen mit sahniger Haut.
    Saschas nachtschwarze Augen blickten kurz in die Ferne. „Wie sieht sie aus?“
    „Rote Haare.“ Noch nie hatte er so dunkelrote, so volle, seidenglatte Haare gesehen. Die Raubkatze hatte damit spielen wollen und der Mann hatte sich noch ganz andere Dinge vorgestellt. „Kardinale Augen.“
    Sascha sprang auf. „Das ist völlig unmöglich.“
    Beide Männer starrten sie an, während sie im Baumhaus umherging. Vaughn spürte das Besitzergreifende in Lucas wie ein lebendiges Wesen und zum ersten Mal ahnte er, aus welcher Quelle es sich speiste.
    „Was ist los,
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