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Jäger der Nacht (German Edition)

Jäger der Nacht (German Edition)

Titel: Jäger der Nacht (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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Angelegenheiten des Rats erwiesen.“
    Eine kurze Pause trat ein, während die anderen im Geist Gias Akten durchgingen.
    „Wäre eine Möglichkeit. Lasst sie uns ebenfalls auf die Liste setzen“, meinte Marshall.
    „Was ist mit den anderen Bewerbern? Sollten wir irgendjemanden davon ernsthaft in Betracht ziehen?“, fragte Shoshanna.
    „Nein. Es gibt zwar ein paar, die denken, sie seien mächtig genug, aber wenn es so wäre, würde einer von uns jetzt schon nicht mehr leben.“ Tatiana wusste, wovon sie sprach – sie war in den Rat aufgestiegen, nachdem ihr Vorgänger Michael Bonneau im Beisein seiner erfahrensten Beraterin Tatiana leider einen „Unfall“ gehabt hatte.
    „Dann sind wir uns also einig. Das nächste Ratsmitglied heißt Kaleb Krychek, Gia Khan oder Faith NightStar.“

3
    Faith hatte das Gelände noch nie allein verlassen. Vor einundzwanzig Jahren hatte man sie hierhergebracht und ihr gesagt, sie könne in der Welt da draußen nicht überleben, ihre Visionen würden zu schnell und zu stark werden, wenn sie zusammen mit anderen lebte. Sie hatte keinen Grund gehabt, das anzuzweifeln, und im Laufe der Zeit war ihr Heim zu einem selbst gewählten Gefängnis geworden, einem Ort, den sie nur selten verließ.
    Aber heute würde sie sich in die unbekannte Welt begeben. Ihr Bewusstsein hatte endlich begriffen, worauf sich ihr Unbewusstes schon seit Monaten vorbereitet hatte – sie würde nach Antworten suchen. Sie wusste, dass sie dafür mit jemandem sprechen musste, der weder zum Rat noch zum NightStar-Clan gehörte. Beide verfolgten ihre eigenen Interessen. Von ihnen würde sie nicht erfahren, was sie unbedingt wissen musste: Waren diese dunklen Vorahnungen die ersten Anzeichen des beginnenden Wahnsinns oder wiesen sie auf noch weit tückischere Dinge hin? Kam damit eine Seite ihrer Fähigkeiten zum Vorschein, die sie lieber im Verborgenen gelassen hätte?
    Obwohl sie bislang fast vollkommen isoliert gelebt hatte, wusste sie doch genug, um ihr Vorhaben in die Tat umsetzen zu können. Es gab noch keine Möglichkeit, die Informationen aus der wirklichen Welt von den Kommunikationsströmen im Medialnet fernzuhalten. Klatsch durchdrang selbst die stärkste Abwehr. Und durch diesen Klatsch hatte Faith von einer Medialen erfahren, die das Medialnet verlassen hatte:
    Sascha Duncan.
    Der Rat hatte bekannt gegeben, dass die Kardinalmediale einen fundamentalen Defekt gehabt habe und zu schwach gewesen sei, die Verbindung zum Medialnet aufrechtzuerhalten, das jeden Medialen mit dem lebensnotwendigen Biofeedback versorgte. Doch Sascha hatte die Trennung überlebt.
    Diese Abtrünnige war die Einzige, der eine Lüge nichts brachte, die nichts zu verlieren hatte, wenn sie Faith die Wahrheit sagte. Alle anderen waren mit dem Medialnet verbunden und konnten sie verraten, sei es nun absichtlich oder durch ein Versehen. Sascha, so die logische Schlussfolgerung, war die einzige Möglichkeit.
    Faith wollte lieber nicht an den Traum denken, den sie vor ein paar Wochen gehabt hatte und in dem sie ein Leopard mit hungrigen Katzenaugen angestarrt hatte, wollte lieber nicht verstehen, was ihre Fähigkeit ihr damit sagen wollte. Denn manchmal war es ein Fluch, zu viel über die Zukunft zu wissen.
    Das Gelände zu verlassen würde schwierig, aber nicht unmöglich sein. Die Wachposten der Medialen achteten nur darauf, dass niemand hineinkam. Niemand hatte je die Möglichkeit eines Ausbruchs in Betracht gezogen. Faith atmete tief durch, schulterte den kleinen Rucksack, öffnete leise die Tür und trat hinaus in die Dunkelheit.
    Sie wusste genau, wo sie hingehen musste. Ein kleiner Bereich am äußeren Zaun lag im toten Winkel der Bewegungsmelder und der Kameras. Wahrscheinlich hatten die Sicherheitskräfte von NightStar das nicht einmal als Schwachpunkt erkannt. Kein Einbrecher hätte die genaue Lage herausfinden können und außerdem hielten die Sicherheitsbeamten diesen Teil fast unter ständiger Beobachtung, da viele von ihnen das Gelände telepathisch überwachen konnten.
    Faith hatte schon vor Jahren herausgefunden, wie sie den Blicken der Wachposten entgehen konnte; Langeweile und Isolation boten günstige Bedingungen, um ihren Erfindungsreichtum zu entwickeln. Außerdem war sie sicher, dass sie in der kurzen Zeit zwischen dem Verschwinden des einen und dem Auftauchen des anderen Wachpostens über den Zaun klettern konnte. Sie wusste es sogar ganz genau, weil sie es seit zwei Monaten immer wieder geübt hatte: Sie war über
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