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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen
Autoren: Jane Feather
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ansteckendes Lachen, das ihm ein Grinsen in die Mundwinkel zauberte, als er beobachtete, wie sie auf eine Gruppe von Zelten auf einer Seite des Hauptlagers zuging.
    »Etwas sehr Merkwürdiges geht hier vor, Sir«, murmelte Abdul und übergab mit grimmigem Gesichtsausdruck die Zügel seines Pferdes einem Nomaden, der keine Miene verzog.
    »Sehr merkwürdig, Sergeant«, stimmte Kit zu. »Aber Rätsel habe ich nie gemocht, und ich bin entschlossen, auch dieses zu lösen.«

2. KAPITEL
    Leutnant Ralston verbrachte eine unruhige Nacht. Er und seine Männer hatten ein eigenes Lager um ihr Lagerfeuer errichtet, und er hatte für die ganze Nacht Wachtposten eingeteilt. Aber das Gefühl, zwischen den geöffneten Kinnladen des Feindes zu liegen und darauf zu warten, daß sie sich schlossen, war erholsamem Schlaf nicht förderlich. Er wußte, daß Abdul Ali und die Männer nicht begriffen, warum er diese unnötige und gefährliche Richtung eingeschlagen hatte, indem er dem berüchtigten Akbar Khan in seinen Bau folgte. Aber der Leutnant konnte ihnen schlecht erklären, daß er mit diesem Impuls mehr als nur die Interessen der britischen Armee in Kabul vertrat.
    Wo befand sie sich jetzt? Wahrscheinlich tief schlafend in einem der schwarzen Zelte, bewacht von den schwarzgekleideten Frauen. Wer war sie? Woher war sie gekommen? Und wie, im Namen aller guten Geister, war sie hier gelandet? Die lange Nacht schenkte ihm keine Antworten auf seine Fragen.
    Der Tagesanbruch weckte ihn aus einem unerquicklichen Schlummer. Im Nomadenlager herrschte bereits geschäftiges Treiben. Die Zelte wurden abgebaut, Ponys beladen … und nicht nur Ponys. Frauen setzten sich zu Fuß den schmalen gewundenen Pfad hinauf in Bewegung, niedergedrückt von Traglasten und ihren Babys. Den sich abmühenden Frauen keinerlei Beachtung schenkend, schritten die Männer unbeladen und miteinander redend voran, dabei ihre schweren Knüppel für einen sichereren Tritt einsetzend. Kinder rannten pfeifend zwischen den Schaf- und Ziegenherden umher, damit die Tiere schneller liefen.
    Die drei Stammesältesten, die er am vorangegangenen Abend ausgemacht hatte, ritten auf die kleine Soldatentruppe zu. Gesten reichten aus, um ihnen anzudeuten, daß sie aufsitzen und den Ältesten an die Spitze des Zuges folgen sollten.
    Und Ayesha? Er konnte natürlich nicht nach ihr fragen, aber seine Augen suchten die Umgebung ab. Sicherlich würde sie nicht mit den anderen Frauen wie irgendein Lasttier zu Fuß gehen?
    Dann erblickte er sie, wie sie auf einem zierlichen grauen Pferd, eindeutig arabischer Abstammung, ritt. Sie war noch immer in den weißen Chadri gehüllt, aber das voluminöse Gewand schien sie auf dem Rücken ihres trabenden Reittiers nicht in ihrer Beweglichkeit zu beeinträchtigen.
    »Salaamat bashi« ,grüßte sie, als sie zu ihnen stieß. »Das heißt, Gesundheit sei mit dir«, übersetzte sie in sich hineinlachend, als sie Kits verständnisloses Gesicht sah. »Darauf muß man antworten mit: Mandeh nabashi. Zendeh bashi. Das heißt, niemals soll Müdigkeit dich übermannen. Dein Leben dauere ewig.«
    »Danke«, sagte er schwach, »ich werde mich bemühen, es in Erinnerung zu behalten.«
    »Das ist ein Ausdruck grundlegender Höflichkeit«, erwiderte sie tadelnd. »Wenn du schon zu den Bergstämmen gehst, dann könntest du wenigstens ein oder zwei Worte ihrer Sprache erlernen.«
    »Spricht Akbar Khan denn kein Persisch?« wollte Kit wissen und drehte sich auf seinem Pferd zu ihr um. »Sein Vater ist dieser Sprache mächtig.«
    »Ja, natürlich kann er Persisch. Er beherrscht auch Englisch. Aber er könnte sich entscheiden, keines von beiden zu sprechen«, erklärte sie ihm. »Vielleicht wird er sich auch entscheiden, dich überhaupt nicht zu empfangen.«
    »Aber ich gehe davon aus, daß er, da du dich für mich verbürgen wirst, nur zu gerne anhören wird, was ich zu sagen habe«, entgegnete Kit sanft. »Du hast ohne Zweifel einen gewissen Einfluß hier.«
    »Ich bin nur eine Frau«, gab sie zu bedenken. »Du mußt wissen, was das in diesem Land bedeutet. Ich hoffe für uns beide, daß du nicht so dumm bist, wie du dich bisher erwiesen hast. Akbar Khan kann Dummköpfe nicht ausstehen, und wenn er dein Eintreffen nicht gutheißt, dann, das versichere ich dir, werde ich die Konsequenzen dafür tragen müssen.«
    »Warum bringst du mich dann zu ihm?«
    Sie gab ihm nicht sofort eine Antwort, und er ertappte sich dabei, wie begierig er darauf wartete. Schließlich ergriff
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