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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen
Autoren: Jane Feather
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Khan zu besprechen«, sagte er klar. »Ich würde gerne mit ihm reden. Ich glaube, daß der Sohn von Dost Mohammed zu dieser Zeit die Gelegenheit zu Gesprächen begrüßen würde.«
    Sie stand sehr ruhig und blickte ihn prüfend an. »Du hast eine Botschaft aus Kabul? Von General Elphinstone … oder Shah Soojah?« Der Spott, den er schon früher wahrgenommen hatte, schwang in ihrer Stimme mit, als sie die Namen aussprach, und er konnte es ihr nicht einmal verübeln. Elphinstone, der General, der für die britische Armee in Kabul zuständig war, war eine schwache, unentschlossene Marionette, die darauf wartete, sich zu entfalten. Und der nominelle Herrscher von Afghanistan war nicht besser. Aber es war entmutigend, wenn schon nicht beängstigend, daß die Afghanen selbst keinerlei Zweifel über die Schwäche ihrer Gegner hegten.
    »Ich möchte mit Akbar Khan sprechen«, wiederholte er kurz.
    »Es ist möglich, daß auch er mit dir sprechen möchte«, antwortete sie. »Aber wenn du in Frieden kommst, dann mußt du deine Waffen niederlegen und das Salz dieser Menschen essen. Nur so werden sie dir vertrauen. Und du wirst ihr Geleit benötigen.«
    »Das ist eine Falle«, zischte Abdul. »Ausgefuchste Teufel sind sie, Sir. Man kann ihnen nicht weiter vertrauen, als man die Hand ausstrecken kann, selbst denen nicht, die der Königin Englisch sprechen wie diese hier.«
    Ein verächtliches Lachen kam hinter dem Chadri hervor, aber sie machte keinen Versuch, Widerspruch einzulegen, und Kit wußte nicht, was er davon halten sollte. Sie schien einige Autorität über diese Nomaden zu besitzen, aber welche afghanische Frau hatte schon Autorität über Männer? Natürlich, er wußte ja, daß sie keine Afghanin war, jedenfalls nicht von Geburt an. Aber ihr Geist …? Und Abdul hatte recht mit ihrer Tücke. Diese Menschen sahen die Dinge anders, machten andere Unterscheidungen. Jedoch ihr Salz zu essen würde die Sicherheit des Gastes garantieren … wenn er lange genug überleben würde, es zu tun.
    »Weißt du, wo ich Akbar Khan finden kann?« fragte er sie.
    Sie lachte wieder. »Keiner weiß das besser als ich, Feringhee. «
    Das Rätsel war nicht zu lösen, jedenfalls nicht unter den augenblicklichen Umständen. Das Mädchen hatte alle Karten in der Hand, und wenn sie wirklich entschlossen war, sich an eines oder zwei seiner Asse heranzumachen, dann hatte er keine Wahl und würde mithalten müssen. Nur, sich dem Bann dieser geheimnisvollen Kreatur zu entziehen, würde ihm keinesfalls mehr gelingen.
    »Wir werden unsere Waffen nicht ablegen«, sagte er vorsichtig auf Persisch, direkt an den Kreis der Männer gewandt. Vielleicht verstanden sie ihn nicht genau, aber sie würden die Höflichkeit in seinem Versuch erkennen, sich direkt mit ihnen zu verständigen. »Es ist nicht unsere Art als Soldaten, unbewaffnet aufzutreten, aber wir werden absteigen und mit euch gehen.«
    Die Männer wandten sich dem Mädchen zu, das schnell übersetzte. Es kam zu einigen gemurmelten Gesprächen, dann trat einer der Männer hervor und ergriff die Zügel von Kits Pferd.
    »Sie werden euch in das Lager führen«, erklärte die junge Frau. »Du mußt ohne Übersetzer auskommen, bis wir morgen aufbrechen. Es ist mir nicht gestattet, mit den Männern zu beraten.«
    »Nach wessen Befehl?« hörte er sich selbst fragen, weil es ihn unangenehm berührte, in seiner eigenen Sprache von einem Mitglied seiner eigenen Rasse eine derartig rituelle Vorschrift beschrieben zu hören, die nicht für jemanden wie sie gelten durfte.
    Eine kleine Welle des Lachens färbte ihre Stimme, als ob sie seinen starren Chauvinismus erkenne und sich darüber lustig machte. »Nach Akbar Khans Befehl. Ohne seine Erlaubnis darf ich keinen sozialen Umgang mit Männern pflegen, und er ist nicht anwesend, um sie mir zu erteilen.« Der Chadri erbebte um ihre Schultern, aber er konnte das Schulterzucken nicht wirklich sehen, sondern es nur erraten. »Auf der Reise morgen werde ich wieder für dich übersetzen können, wenn es für dich notwendig ist.« Sie kehrte sich ab.
    »Warte!«
    Über die Schulter blickte sie zu ihm zurück: »Ja?«
    »Wer, zum Teufel, bist du?«
    »Ayesha«, antwortete sie. »Und wer, zum Teufel, bist du, Feringhee?«
    »Christopher Ralston«, er verbeugte sich knapp.
    »Ich fühle mich geehrt, Ihre Bekanntschaft zu machen, Christopher Ralston.«
    »Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, Miss.«
    Diesmal war kein Spott in ihrem Lachen. Es war ein klares,
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