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Jacks Briefe

Jacks Briefe

Titel: Jacks Briefe
Autoren: Claudia Romes
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alles zum Guten wenden.
     
    Ich liebe dich, Katelyn.
     
    Jack
     
    Inverness 2012
     
    Jane verharrt in jener Stellung. Sie wartet. „Und, mehr steht nicht drin?“ James schiebt den Brief sorgsam zurück in seine schützende Hülle. „Was meinst du damit: Mehr steht nicht drin. Das ist doch mehr als genug. Sie hat es irgendwie geschafft ihn in Ramillies zu finden und … sie hat ein Kind von ihm erwartet.“ Jane schaut enttäuscht. „Ich hoffe nur, dass er es wirklich zu ihr zurückgeschafft hat. Ich meine, weil er ja schreibt, dass er krank war.“ James nickt. „Wir werden’s erfahren“, sagt er ruhig und stochert in seinem Salat. „Aber, ich hoff’s auch“, fügt er dann hinzu und lächelt Jane an. Wieder treffen sich ihre Blicke. Beide vergessen für einen Augenblick alles um sich herum. Sie sehen nur einander. „Wollen sie noch etwas trinken?“, fragt der Kellner und reißt beide damit aus jenem tiefen Blick.
     
    1710
     
    William beschloss, alles für Jacks Heimkehr zu veranlassen. Mit dem Bericht des Arztes sollte dem nichts im Wege stehen. Ein Soldat, der im Sterben lag, war für die Schlacht mehr als untauglich. Colonel Perry würde das sicher genauso sehen. William verlor keine Zeit und suchte den Colonel augenblicklich auf. Der immer noch das letzte Wort bei jener Entscheidung hatte.
    „Gut, dass du kommst, William“, sagte dieser, als William das Zelt betrat. „Die Franzosen rücken erneut vor. Es scheint als haben sie nur auf Verstärkung aus dem Westen gewartet, und da diese nun eingetroffen ist, können wir wohl binnen zwei Tagen mit ihrem Angriff rechnen. Sie sammeln sich gerade um die Region Nivelle. Wir müssen uns bereithalten und, wir brauchen jeden Mann.“ William nickte verstanden. „Perry, worüber ich noch mit dir sprechen wollte. Mein Ziehsohn Jack, du hast davon gehört, dass er sehr krank ist und laut dem Arzt, besteht für ihn wohl keine Hoffnung mehr. Ich möchte ihn gerne nach Hause bringen.“ Colonel Perry wirkte nur kurz ergriffen von Williams Worten. „Das ist natürlich überaus tragisch. Aber, er wird wohl durchhalten müssen, bis die Schlacht gewonnen ist.“ William ging einen Schritt auf ihn zu. „Das schafft er nicht.“ Der Colonel legte seine Hand auf Williams Schulter, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Dann, William, ist es ihm bestimmt eine Ehre, seine letzten Stunden auf dem Schlachtfeld zu verbringen, damit es zumindest so aussieht, als wäre er für sein Land gestorben.“ William traute seinen Ohren nicht. „Perry, der Junge kann sich kaum auf den Beinen halten!“ Doch der Colonel zeigte kein Verständnis. „So geht es nicht nur ihm, William. Die meisten Soldaten sind seit fast zwei Jahren hier. Viele von ihnen sind krank. Ich werde niemanden bevorzugen. Jeder wird da raus gehen und kämpfen, sogar Ihr, William. Ohne Ausnahme. Ich hoffe ich habe mich klar ausgedrückt!“ Er verließ das Zelt und ließ William ohne ein weiteres Wort zurück. Er hatte seine Entscheidung getroffen und nichts und niemand hätte ihn darin noch umstimmen können. Doch in Anbetracht dessen stand auch Williams Entscheidung fest. Er würde Jack zurück nach Haimsborrow bringen. Das war er ihm schuldig. Er würde es versuchen.
    Im Schutze der Nacht brachen sie auf. Jack hielt sich mit Mühe im Sattel. Lautlos verließen sie das Lager und gelangten mit viel Glück in die östlichen Wälder. William hoffte, dass sie unbemerkt, nicht nur von den Franzosen blieben, sondern auch von den eigenen Truppen. Er war nun ein Deserteur und die Strafe dafür kannte er nur zu gut. Wie oft war er gegen solche Männer vorgegangen. Wie oft hatte er sie erhängen lassen.
    Wie Gespenster reisten sie durch die Dunkelheit, wie Schatten bewegten sie sich. Sie scheuchten die Pferde, ritten die ganze Nacht und erreichten in der Morgendämmerung den Hafen. Sie bestiegen ein Schiff, das sie nach Edinburgh bringen würde. Jacks Zustand war miserabel. Er atmete schwer und jede seiner Bewegungen war von heftigen Hustenanfällen begleitet. Er zwang seinen Körper durchzuhalten. Er musste zurück zu Katelyn, denn das hatte er ihr versprochen. William half Jack sich hinzulegen. Sie teilten sich eine kleine Kabine. Jack sprach im Fieberwahn und sagte immer wieder Katelyns Namen. William kühlte seine Stirn mit einem nassen Tuch und wachte die ganze Zeit bei ihm. Er selbst hatte Mühe seine Augen offen zu behalten. Die anstrengende Reise bis zum Hafen hatte auch seine Kräfte erschöpft,
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