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Jacks Briefe

Jacks Briefe

Titel: Jacks Briefe
Autoren: Claudia Romes
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„Hast du gut geschlafen?“, fragte er und lächelte ein bisschen. Katelyn bejahte seine Frage mit den Augen. Sie streckte sich. Ein Mann kam ins Zelt. Stürmisch, nicht ahnend Damenbesuch vorzufinden. Schnell bedeckte sich Katelyn mit dem dünnen Laken. Peinlich berührt, nachdem er das Mädchen in Jacks Bett liegen gesehen hatte, machte der Soldat kehrt. Er verblieb am Zelteingang. Wo er durchaus, für alle drinnen verständlich sprach. „Guten Morgen Katelyn!“ Katelyn erkannte seine Stimme nur zu gut. Sie vergrub vor Scham ihr Gesicht in der Decke. „Hallo Adam!“, sagte sie und machte sich auf, ihre Sachen anzuziehen. Jack sah ihr wehmütig dabei zu. Katelyn war sein Blick nicht entgangen. „Es wird nicht unsere letzte Nacht gewesen sein!“, versicherte sie und küsste ihn. Er nickte und hoffte, dass sie recht behielt. „Du kannst jetzt reinkommen“, sagte Jack und ein Adam mit hochrotem Kopf betrat das Zelt. „Anscheinend stimmen die Gerüchte“, sagte er grinsend. „Was meinst du?“, fragte Jack verwundert. „Man munkelt eine Hauptmannstochter habe sich hierher verirrt. Das bist dann wohl du, Katelyn“, schloss Adam. „Wer hat denn das erzählt?“, Jack war verunsichert darüber, wie diese Information die einfachen Soldaten erreicht hatte. „Der Colonel hat sofort nach ihrem Erscheinen, ihren Vater benachrichtigt. Es heißt, er habe bereits seine Leute geschickt, um sie abzuholen.“ Katelyn war erschrocken. „Ich geh nicht wieder zurück zu meiner Mutter!“
    „Katelyn“, begann Jack, „hier bist du nicht sicher und es gibt auch nichts, wo ich dich hinbringen könnte. Es wimmelt nur so von Franzosen, von Feinden. Ich kann dich hier nicht beschützen!“
    Katelyn konnte es nicht fassen. Er schickte sie fort. In die Fänge ihrer Mutter, der sie völlig gleichgültig war. „Du willst, dass ich gehe?“ Sie schluchzte. Er wandte seinen Blick von ihr ab. „Ja“, sagte er, „ich will, dass du nach Hause gehst!“ Seine Lippen zitterten bei diesen Worten, welche er nicht sprechen wollte, aber musste. Sie würde ihm sonst nicht glauben. Sie würde hier bleiben und vielleicht, diesen Krieg nicht überleben und das wäre dann seine Schuld. Um sie zu beschützen, musste er sie belügen. „Wenn es das ist, was du willst.“ Sie nahm ihre Sachen und verließ sein Zelt. Ohne ein Wort zu Adam, der den Blick gesenkt hatte und ohne ein weiteres Wort zu Jack. Draußen kamen zwei Reiter auf sie zu. „Katelyn Campbell?“, fragte einer von ihnen ernst. Sie nickte. „Euer Vater schickt uns. Wir werden Euch sicher zurück nach Schottland geleiten.“ Fassungslos, über diese Ironie, stand sie da. Sie hatte den weiten Weg nach Ramillies gemacht, ganz allein, nur um bei Jack zu sein. So kurz hielt ihr Glück nur an und nun, würde sie bald wieder auf Haimsborrow sein, bei ihrer Mutter, vor der sie gerade erst geflohen war. Schnell und sicher geführt, von den Lakaien ihres Vaters. Kurz und bitterlich enttäuscht blickte sie sich noch einmal um und sah Jacks Zelt hinter sich. Es schmerzte sie so sehr, dass er nicht einmal herausgekommen war, um lebe wohl zu sagen. Sie verließ an diesem Tage Ramillies und kehrte zurück in ihre Heimat. Der sie, noch vor nicht allzu langer Zeit, für immer den Rücken kehren wollte.
    Nach der erneuten Demütigung sahen sich die Fryburys nicht weiter imstande, mit den Campbells zu verkehren. Jeglicher Kontakt wurde unterbunden. Katelyn genoss, seit ihrer Flucht, den Ruf einer Gefallenen, in der Gesellschaft. Dies hatte zur Folge, dass niemand, der etwas auf sich hielt, mehr um ihre Hand anhalten würde. Katelyn war das egal. Es war ihr nur zu Recht. Sie war versunken in ihrer Traurigkeit, in ihrer Enttäuschung, und sie war mit der quälenden Frage beschäftigt, ob es ebenfalls eine Lüge von Jack gewesen war, als er sagte, er würde sie lieben. Jene Gedanken zermürbten sie förmlich innerlich. Elisabeth besuchte sie ab und an. Doch aufheitern konnte sie dies nicht. Ihre Mutter hatte seit ihrer Rückkehr noch kein einziges Wort mit ihr gesprochen. Nur Hannah hatte sie in den Arm genommen, in ihrer Küche. Ihr Trost gespendet, als sie ihr von den Ereignissen erzählt hatte. Hannah konnte sich nicht vorstellen, dass Jack seine Worte so gemeint hatte. Sie ahnte, dass er Katelyn lediglich aus der Gefahr wissen wollte.
    Eine kleine Aufmunterung brachte ein Brief von ihrem Vater. Er schrieb, dass er nun auf seinen eigenen Wunsch hin, nach Ramillies versetzt wurde. Auch, weil
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