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Ivanhoe

Ivanhoe

Titel: Ivanhoe
Autoren: Walter Scott
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Schmuck zurückgebend. – »Die Gabe ist zu reich.«
    »O, nehmt sie an, Lady,« bat Rebekka. »Ihr habt Macht, Ansehen, Rang und Einfluß, wir haben Reichtum, der die Quelle unserer Stärke wie unserer Schwäche ist. Wäre der Wert dieses Tandes auch zehnmal so groß, er könnte nicht so viel bewirken wie Euer leisester Wunsch. Für Euch hat meine Gabe geringen Wert, und für mich ist es ein noch geringeres, wenn ich mich davon trenne. Laßt mich nicht glauben, Ihr dächtet ebenso schlecht von meinem Volke, wie die große Masse des englischen Volkes. Meint Ihr, ich schätzte dieses gleißende Gestein höher als meine Freiheit, oder mein Vater schätzte es der Ehre seines einzigen Kindes gleich wert? Nehmt es, Lady, für mich hat es keinen Wert mehr. Ich werde nie wieder Juwelen tragen.«
    »Seid Ihr denn unglücklich?« fragte Rowena, erschüttert durch den seltsamen Ton, in dem diese letzten Worte gesprochen wurden. »O, bleibt bei uns! der Rat heiliger Männer wird Euch von Euerm unglücklichen Glauben bekehren, und ich will Euch eine Schwester sein.«
    »Nein, teure Lady,« antwortete Rebekka mit demselben melancholischen Wesen, »das kann nicht sein. Ich kann den Glauben meiner Väter nicht wechseln wie ein Kleid, das nicht zum Klima paßt, unter dem ich lebe. Unglücklich, Lady, werde ich mich nicht fühlen, denn Gott, dem ich mein künftiges Leben weihe, wird mein Tröster sein.«
    »Habt Ihr denn Klöster, wohin Ihr Euch zurückziehen könnt?«
    »Nein, Lady, aber in unserm Volke hat es schon zu den Zeiten Abrahams Frauen gegeben, die ihr Denken und Trachten dem Himmel gewidmet haben und in Werken der Barmherzigkeit ihren Lebenszweck erblickten, die Kranken pflegten, die Hungrigen speisten und die Betrübten trösteten. Zu diesen soll Rebekka gezählt werden. Das sagt Euerm Herrn, wenn er nach dem Schicksal der Jüdin fragt, der er das Leben gerettet hat.« Bei diesen Worten erbebte sie unwillkürlich, und eine Innigkeit lag im Klange ihrer Stimme, die mehr verriet, als sie sich merken lassen wollte. Deshalb beeilte sie sich, von Rowena Abschied zu nehmen. »Lebt wohl!« sagte sie. »Der Gott, der Juden und Christen schuf, gieße seinen Segen reich über Euer Haupt aus! – Doch die Barke, die uns von hinnen tragen soll, wird schon unter Segel sein, noch ehe wir den Hafen erreicht haben.« Sie ging hinaus und ließ Rowena zurück in Erstaunen über diesen Besuch.
    Die schöne Sächsin erzählte die seltsame Unterredung ihrem Gatten wieder, auf dessen Gemüt sie einen tiefen Eindruck zu machen schien. Lange und glücklich lebte er mit Rowena, denn die Bande innigster Liebe verknüpften sie, und durch die Erinnerung an die überwundenen Hindernisse, die sich ihnen entgegengetürmt hatten, wurden sie sich immer teurer. Wir wollen es indessen dahingestellt sein lassen, ob sich der Gedanke an Rebekka nicht öfter dem jungen Gatten aufdrängte, als die schöne Frau aus Alfreds Geschlecht hätte wünschen mögen.
    Ivanhoe zeichnete sich im Dienste seines Königs aus und erhielt auch ferner noch manchen Beweis der Gunst Richards. Er wäre zu immer höherer Stellung gelangt, wenn nicht der Tod den heroischen Richard Löwenherz so frühzeitig abberufen hätte. Er starb den Heldentod vor dem Schlosse Chalüz bei Limoges.
    Mit dem Leben des hochherzigen und romantischen Fürsten gingen alle Pläne unter, die seine Großmut und sein Ehrgeiz gefaßt hatte. Auf ihn ließen sich, mit geringer Abänderung, die Zeilen anwenden, die Johnson auf Karl den Zwölften von Schweden gedichtet hat:

    Sein Schicksal endete an fremdem Strand
    Vor schwacher Feste und durch niedre Hand.
    Einst machte jedes Herz sein Name höher schlagen,
    Jetzt ist er nur ein Stoff, an Lehren reich und Sagen.
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