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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2
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hinaufgehen wollten, um sich auszuruhen, kam ihnen der Wirt entgegen und sagte: » Excellentissimi domini, placetne vobis ut praeparetur coena? Hic enim sunt bona vina, ova recentia, carnes, volatilia et alia huiusmodi .« Die Florentiner standen völlig verblüfft und wußten nicht, was sie sagen sollten, und zwar deswegen, weil alle, mit denen sie redeten, lateinisch sprachen, nicht anders als ob sie all ihr Leben lang studiert hätten.
    Nach kurzer Zeit kam eine junge Magd, die in Wirklichkeit eine Nonne war, eine sehr gescheite und gelehrte Frau, die zu diesem Zweck listigerweise dorthin gebracht war, und sagte: » Indigentne dominationes vestrae re aliqua? Placet ut sternantur lectuli, ut requiem capiatis? « Diese Worte der Magd brachten die Florentiner noch mehr aus der Fassung, und sie begannen mit ihr zu reden; nachdem sie dann über viele Dinge mit ihnen gesprochen hatte, immerzu lateinisch, begann sie mit der Theologie, und sie sprach so sehr im rechten Glauben, daß keiner da war, der sie nicht sehr gelobt hätte.
    Während das Mädchen redete, kam einer als Bäcker gekleidet und ganz schwarz von Kohlen, der, als er die Disputation mit angehört, die jene mit der Magd führten, sich einmischte und mit solchem Wissen und solcher Gelehrsamkeit die Heilige Schrift auslegte, daß alle Florentiner Doktoren unter sich bezeugten, nie hätten sie früher je Besseres gehört.
    Nachdem die Disputation beendet war, gingen die Florentiner sich auszuruhen; anderntags beratschlagten sie untereinander, ob sie sich entfernen oder weitergehen sollten, und nach lebhafter Debatte beschlossen sie, wegzugehen wäre besser. Denn wenn schon die Bauern, die Wirte, die Knechte und die Frauen so voll Gelehrsamkeit wären, was würde da erst in der Stadt sein, wo hocherfahrne Männer sind, die sich mit nichts als ihrem ununterbrochnem Studium beschäftigen? Nach der Beratung stiegen sie ohne jeden Verzug und ohne auch nur die Mauern der Stadt Bergamo gesehen zu haben zu Pferd und nahmen den Weg nach Florenz. Und auf diese Weise waren die Bergamasken mit ihrer Verschlagenheit siegreich gegen die Florentiner. Und von dieser Stunde an bekamen die Bergamasken ein kaiserliches Privileg, daß sie ohne irgendwelche Behinderung sicher in alle Teile der Welt gehen konnten.

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