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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2
Autoren: Verschiedene Autoren
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»Ich weiß nicht, was mich abhält, daß ich mich nicht selbst umbringe, denn ich kann es nicht ertragen, daß ein heimtückischer Verräter die Ursache meines Untergangs und ewiger Schande ist. O weh, ich Elende, was habe ich begangen, daß ich zerrissen und bei lebendem Leib zerfetzt werden muß? Und von wem? Von einem Schurken, von einem Mörder, der tausend Tode verdiente.« – Jedoch vom Gatten genötigt, sagte sie: »Dieser unverschämte und anmaßende alte Freund von Euch, Anastasius, ein alberner, geiler und ausschweifender Kerl, ist er nicht gestern nacht gekommen, um von mir ebenso unzüchtige wie gemeine Dinge zu verlangen, wofür er mir Geld und Geschmeide anbot? Und weil ich ihn nicht anhörte noch gar willig sein wollte, begann er mich zu beschimpfen, indem er mir sagte, ich sei eine Hure, daß ich Männer ins Haus führte und mich einlasse mit diesem und jenem. Als ich dies hörte, war ich wie erschlagen, aber ich nahm meinen Mut zusammen, ergriff einen Stock, um ihn zu verprügeln, und er, fürchtend, was ihm begegnen möge, lief schnell die Treppe hinunter und verschwand.« Als der Gatte das hörte, schmerzte es ihn über die Maßen; er tröstete seine Frau und beschloß, jenem einen solchen Possen zu spielen, daß er sich seiner immer erinnern würde.
    Tags darauf begegneten sich der Gatte der Dame und Anastasius, und bevor der Gatte irgend etwas sagte, gab ihm Anastasius zu verstehen, daß er ihn sprechen wolle. Und er hörte ihn sehr gerne an. Darauf sagte Anastasius: »Mein Herr, Ihr wißt, wie groß immer die Liebe und das Wohlwollen zwischen uns gewesen ist, und daß man das kaum vermehren könnte. Darum, bewegt von brennendem Eifer, über Eure Ehre zu wachen, habe ich beschlossen, Euch einige Worte zu sagen, wobei ich Euch jedoch bei der Liebe, die zwischen uns herrscht, bitte, daß Ihr sie für Euch behaltet, während Ihr mit gereiftem Urteil und mit jeder Beschleunigung Eure Angelegenheiten in Ordnung bringt. Um Euch nicht mit langer Rede aufzuhalten, sage ich Euch, daß Eure Frau umschwärmt wird von dem und dem Jüngling, und sie liebt ihn, und sie vergnügen und ergötzen sich zusammen zur schweren Schande für Euch und Eure Familie. Ich versichere Euch das darum, weil ich ihn gestern abend, als Ihr außerhalb der Stadt wart, mit meinen eignen Augen abends heimlich in Euer Haus gehen und am Morgen herauskommen sah.« Als der Gatte das hörte, entbrannte er von Zorn und begann ihn zu beschimpfen, indem er sagte: »Ah, elender Gauner und Schuft! Ich weiß nicht, was mich abhält, dich an diesem Barte zu packen und ihn dir Haar um Haar auszureißen! Weiß ich etwa nicht, von welcher Art meine Frau ist? Weiß ich nicht, wie du sie verderben wolltest mit Geld, Juwelen und Perlen? Hast nicht du Gauner und Bösewicht gesagt, daß, wenn sie deiner entfesselten Gier nicht willig sei, du sie bei mir anklagen würdest, um sie für ihr ganzes Leben leidend und unglücklich zu machen? Hast nicht du gesagt, daß dieser und jener und viele andere sich mit ihr vergnügen? Wenn ich nicht auf dein Alter Rücksicht nähme, würde ich dich niedertreten und würde dir so viele Fußtritte geben, daß du den Geist aufgibst. Geh zum Teufel, wahnwitziger Alter, und komme mir ja nicht mehr vor die Augen und wage es nicht, dich meinem Hause zu nähern!«
    Der Alte gab klein bei und verschwand, wie wenn er stumm geworden sei. Und die Dame, vom Gatten für weise und klug gehalten, gab sich mit größerer Sicherheit als vorher guter Zeit mit ihrem Liebhaber hin.

Die verschlagenen Bergamasken
    Einstmals, wie ich es öfter von meinen Vorfahren hörte, und wie vielleicht auch noch ihr es gehört habt, waren einige Kaufleute aus Florenz und Bergamo beieinander, die, während sie zusammen unterwegs waren, sich, wie man es zu tun pflegt, über die verschiedensten Dinge unterhielten. Wie man nun so von einem aufs andere kam, sagte ein Florentiner: »Fürwahr, ihr Bergamasken seid, soweit wir das erfassen können, törichte und schwerfällige Menschen, und wenn dies bißchen Handel nicht wäre, würdet ihr zu nichts zu brauchen sein eben wegen eurer großen Einfalt. Zwar mag das Glück euch beim Handel günstig sein, doch nicht wegen der Schärfe eures Verstandes noch wegen des Wissens, das ihr besitzt, sondern viel eher wegen der Gier und Habsucht in euch, die Gewinne machen will, und trotzdem kenne ich keine ungeschickteren und unwissenderen Menschen als euch.«
    Da trat ein Bergamaske hervor und sagte: »Und ich sage
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