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Ist Schon in Ordnung

Ist Schon in Ordnung

Titel: Ist Schon in Ordnung
Autoren: authors_sort
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aber damals waren es dreißig Grad. Ich schlug nach einem Kopfsprung auf dem Boden auf und schaffte es nicht, an Land zu schwimmen, darum krabbelte ich über den Boden, bis die Lungen zu schreien begannen. Es war das reinste Glück, dass ich nicht in die falsche Richtung gekrabbelt bin. Das Ganze war so peinlich, dass ich es niemandem erzählt habe.
    Erst in Gjelleråsen sagt Arvid:
    »Kriselt es richtig, was meinst du?«
    »James Dean ist nicht ganz sauber. Das habe ich schon immer gesagt, auch wenn es niemand hören will. Ich weiß nicht, was eine tolle Frau wie Kari an ihm findet. Vielleicht müssen wir ein bisschen Kidnapping betreiben. Wie steht’s mit deiner Fitness?« Ich versuche zu lachen, aber es ist nicht witzig.
    »Ich tue, was du sagst. Du bist hier der Chef.«
    »Vielleicht geht es ja auch gut. Aber egal wie, wenn wir zurückfahren, sind Kari und das Baby dabei. Kari ist immer anständig zu mir gewesen.«
    »Du willst also deine Schulden begleichen?«
    Gereizt zucke ich mit den Schultern. »Sie ist meine Schwester«, sage ich, »nenn es, wie du willst.« Arvid will gerade antworten, lässt es aber bleiben und sieht stattdessen aus dem Fenster, dann sagt er zur Scheibe:
    »Tut mir leid, das war wohl nicht so nett.«
    Etwas läuft schief, aber ich habe jetzt nicht die Kraft, darüber nachzudenken. Hinter den Augen drängen Bilder nach oben, und ich kann kaum noch etwas sehen. Es kribbelt in den Händen, unten im Bauch breitet sich eine Wärme aus, und innen an den Fenstern das Eis, und am Ende sehe ich nichts mehr. Arvid nimmt einen Eiskratzer ausdem Handschuhfach, aber das Kondenswasser friert an den Scheiben schneller fest, als er es entfernen kann, und ich muss anhalten, die Fenster herunterkurbeln, und dann kratzen wir beide. Ich sehe auf die Uhr, es dauert zu lange.
    »Verdammt, bist du nicht bald fertig?«
    »Ganz ruhig«, sagt Arvid, »wir müssen ein Stück mit offenem Fenster fahren, das Gebläse ist nicht das beste.« Er kratzt innen die Scheiben sauber, und ich kümmere mich um das, was sich draußen festgesetzt hat. Ich trete gegen den Schnee, sehe wieder auf die Uhr und sage:
    »Okay, fahren wir weiter.«
     
    Ich fahre mit offenen Fenstern durch Gjerdrum und weiter nach Ask, es ist eiskalt, und dort nehme ich die Straße nach Kløfta quer durch nach Ånerud. Dort steht sein Haus. Ich war erst ein einziges Mal da, zur Kindstaufe, aber ich erinnere mich sehr genau, wo es ist, erinnere mich sehr genau an J. D. auf der Treppe mit dem Kind im Arm, der stolze Vater, und Kari erschöpft und bleich im Hintergrund.
    Ich biege kurz vor der Shell-Tankstelle ab und sehe Arvid an. Er ist still und ernst.
    »Weißt du noch, wie wir das letzte Mal hier waren«, frage ich, »jetzt haben wir wenigstens genug Benzin. Die Tanknadel steht auf Dreiviertel«, er lächelt, sagt aber nichts.
    »Bereust du, dass du mitgekommen bist?«
    »Nein, das ist es nicht. Natürlich bin ich dabei.« Mehr will er nicht sagen, und darum frage ich nicht, ich muss mich auf das Fahren konzentrieren, denn die Straße führt hier in engen Kurven bergauf, und auch wenn geräumt ist, ist die Straße glatt und wenig befahren. Ich konzentriere mich so sehr auf das, was direkt vor mir ist, dass ich nichtvorbereitet bin, wir biegen um eine Kurve, und plötzlich sind wir da. Ich kann nicht schnell genug das Tempo drosseln und bremse, rutsche zur Seite weg, an der Einfahrt vorbei und bleibe zwanzig Meter weiter quer auf der Straße stehen. Wir sind allein auf dieser Strecke, nur der Motor brummt, und Arvid sieht mich an.
    »Keine Angst, das schaffe ich schon«, sage ich und halte das Lenkrad umklammert. Und ich kriege es hin. Der Platz reicht gerade aus, um das Auto wieder in die richtige Position zu bringen, ich muss mehrmals vor und zurück, und dann fahre ich langsam zurück zum Tor, stelle den Motor ab, und wir bleiben sitzen und sehen hinüber zum Haus. Es ist ein ziemlich großes Haus für zwei Erwachsene und ein Baby. Es war einmal dunkel, vermutlich aus geteerten Planken, und dann hat er etwas halbherzig angefangen, es weiß zu streichen, hat aber nach einem Anstrich aufgegeben, und das Dunkle schimmert jetzt durch, die Farbe blättert ab, und es sieht heruntergekommen aus. Auf dem Hof stehen zwei Autos, sie sind zugeschneit: der LKW , den ich schon gesehen habe, und ein Ford Mustang, und vor der Treppe sehe ich weder Fußabdrücke noch Autospuren. Ein Stück weiter hinten rechts befindet sich ein Holzschuppen. Auch dorthin führt,
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