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Ist Schon in Ordnung

Ist Schon in Ordnung

Titel: Ist Schon in Ordnung
Autoren: authors_sort
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Wand über dem Küchentisch hängt. Ich lege die Dose wieder zurück, mache die Schublade zu, gehe in den Gang und wähle Arvids Nummer. Er nimmt selbst ab.
    »Hallo«, sage ich, »ist dein Vater da?«
    »Mein Vater?«
    »Ja, dein Vater. Kann ich mit deinem Vater sprechen?«
    »Tja, einen Moment mal.« Er legt den Hörer weg, und ich höre, wie er in die Stube geht und die Treppe hinaufruft, dann wird es still, und nach ein paar Minuten geht eine Tür und Arvids Vater sagt:
    »Ja, hallo?«
    »Hallo, hier ist Audun. Ich weiß, es ist ziemlich viel verlangt, aber ich muss einfach fragen. Kann ich heute für zwei, drei Stunden Ihr Auto haben? Es geht um meine Schwester in Kløfta. Dort ist gerade Krise, glaube ich, und ich muss unbedingt zu ihr hin. Mit dem Bus dauert es zu lange. Ich werde ganz vorsichtig fahren. Ehrenwort.«
    »Hm, eigentlich wollte ich heute selbst damit los, aber das kann vielleicht warten. Es ist wichtig, sagst du?«
    »Ich glaube schon. Das wär verdammt klasse von Ihnen. Ich habe sonst niemanden, den ich fragen kann.«
    »Okay. Aber dann solltest du auch sofort losfahren.«
    »Bin schon da. Vielen Dank.«
    Lotsenjacke und rote Kniestrümpfe sind nicht gerade der letzte Schrei, aber ich habe nicht die Zeit, mich noch einmal umzuziehen, und als ich gehe, schließe ich ab. Wo auch immer meine Mutter ist, sie hat selbst einen Schlüssel. Und dann erinnere ich mich an das Wasser auf dem Herd und muss noch einmal hinein. Ich gehe schnell durch den Gang, ziehe in der Küche den Kessel von der Platte und klappe den Deckel mit lautem Knall zu. Ich beginne in der Lotsenjacke vor dem Herd zu schwitzen und denke, das ist der Tag, an dem ich lange im Bett bleiben und die Dinge langsam angehen wollte. Bevor ich dieses Mal gehe, schneide ich mir eine fünf Zentimeter dicke Scheibe Brot ab und kaue darauf herum, während ich noch einmal abschließe und über den Gefängnisbalkon stürme.
    Ich trete aus dem Eingang und renne über den Schnee zwischen den Blocks und dann den Veitvetveien entlang. Zwei Autos stehen auf dem Bürgersteig und haben Startschwierigkeiten und vereiste Fenster, und die Anlasser klingen wie üble Hustenanfälle, wenn diejenigen, die drinnen sitzen, den Zündschlüssel umdrehen. Der Atem kommt als weißer Fächer aus meinem Mund, und unten am Veitvetsvingen sehe ich Arvid vor dem Auto stehen, die Autoschlüssel baumeln von seinen Handschuhen herab.
    »Wenn Krise ist, komme ich mit«, sagt er.
    »Tut mir leid wegen der Skitour.« Ich reibe mir die Ohren, der Wind ist eiskalt wie immer, und ich trage seit Jahren keine Mütze mehr.
    »Das macht nichts. So bekomme ich ja auch Luft, ich brauche bloß das Fenster herunterzukurbeln.«
    »Wehe!«
    Wir nehmen die graue Plane ab. Sie ist zäh und steif, und als wir sie zusammenfalten, knackt es an mehreren Stellen, und nur mit Mühe lässt sie sich in den Kofferraum stopfen. Die Scheiben sind eisfrei, und das Auto springt sofort an. Auf Frank Jansens Kiste ist Verlass.
    »Du kannst deinem Vater sagen, dass ich das Benzin bezahle.«
    »Etwas anderes habe ich nicht erwartet«, sagt Arvid.
     
    Wir fahren um die Kurve, den Grevlingveien entlang zum Einkaufszentrum und hoch zum Trondhjemsveien. Ich stelle die Heizung und das Gebläse an, es fängt an zu rauschen und riecht verbrannt, und nur ganz allmählich wird es im Auto warm. Wir behalten die Handschuhe an. Es ist fast niemand auf der Straße, nur der eine oder andere Laster rauscht vorbei, T.I.R.! , zischt es, und dann werden wir in Schneegestöber getaucht, und ich muss herunterbremsen, um nicht in den Schneewall am Straßenrand zu fahren. Plötzlich ist es an vielen Stellen glatt, obwohl die rauhreifbedeckte Oberfläche ziemlich griffig ist.
    Es ist nicht einfach, mit Fausthandschuhen zu fahren, die Hände rutschen leicht am Lenkrad ab, und ich halte es so fest, dass ich den ganzen Körper anspanne und der Nacken steif wird und es mir schwerfällt, mich umzudrehen. Wir fahren, ohne ein Wort zu sagen. Es ist überall weiß, aber die Straße ist geräumt, und die vorbeiziehenden Bäume sind mit Rauhreif und blauen Schneekristallen überzogen. Ich gebe das Fahren mit den Handschuhen auf, ziehe sie aus, und das Lenkrad ist kalt und feucht vom Dampf meiner Handflächen, und über allen Häusern, die wir sehen, windet sich aus den Schornsteinen schneeweißer Rauch. Wir fahren an Grorud vorbei mit seiner Kircheund der Schule im Tal und am Stemmerudvannet oben im Wald. Dort bin ich einmal fast ertrunken,
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