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Issilliba - Aaniya, das Mädchen, das mit den Fliegen sprechen konnte (German Edition)

Issilliba - Aaniya, das Mädchen, das mit den Fliegen sprechen konnte (German Edition)

Titel: Issilliba - Aaniya, das Mädchen, das mit den Fliegen sprechen konnte (German Edition)
Autoren: K. C. Schmelz
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meinte Aaniya grob. Dann schwieg sie eine lange Zeit. Erst als Gorans Mühle am späten Nachmittag als winziger brauner Punkt am Horizont auftauchte, meinte sie: „Mein Vater wollte, dass ich keine Sorgen mehr im Leben habe. Hannes ist der älteste Sohn eines Bauern. Er bekommt einmal den Hof. Aber darauf pfeife ich. Ich mache, was ich will, auch wenn es mir weh tut, wenn ich Vaters Abmachung nicht erfüllen kann.“
    „Und wie ist das mit Hannes? Wie denkt er über den Plan seines Vaters?“
    „Hör auf damit, Emma. Was willst du von mir? Willst du mir ein noch schlechteres Gewissen machen?“, fuhr Aaniya Emma an, die jetzt über ihrem Kopf herumschwirrte.
    „Nein, ich will, dass du frei bist.“
    „Das bin ich.“
    „Ich glaube, du versuchst immer noch, den Wunsch deines Vaters zu berücksichtigen.“
    „Tu ich nicht.“
    „Gut, dann überzeuge mich.“
    „Was? Wie denn?“
    „Ach, ich glaube, da werden sich schon geeignete Situationen ergeben“, meinte Emma leichthin und flog davon.
    Jetzt hatten sie Gorans wasserbetriebene Mühle beinahe erreicht. Noch während Aaniya auf den umzäunten Hof des Wohnhauses zuschritt, dachte sie darüber nach, welche Situationen Emma wohl gemeint hatte. Doch dann zogen Goran und seine Brüder ihre volle Konzentration auf sich.
    Midsch, der älteste der drei Müllersöhne, war gerade dabei , Säcke von einem Fuhrwerk abzuladen, während Goran und der kleine Joschi die reichliche Kornlieferung mühsam in die Mühle schleppten. Alle drei Brüder waren blond, beinahe so blond wie Aaniya. Doch ihre Haare waren nicht glatt, sondern wellig und so dicht, dass jedes Mädchen vor Neid erblasste. Der Müller war nicht reich. Das sah man auch an der Kleidung seiner Kinder. Sie alle trugen einfache weiße Leinenhemden, die sie weit hochgekrempelt hatten, und graue Hosen, die an mehreren Stellen schon arg geflickt waren. Aaniya winkte zu Midsch hinüber, der soeben einen Kornsack vom Anhänger warf. Kurz blieb sie stehen. Midsch war schon Ende zwanzig und seine muskulösen Arme sahen ziemlich stark aus. Vielleicht wäre er der geeignete Mann, um sie nach Zudromo zu begleiten, überlegte Aaniya. Nach einem zögernden Moment riss sie sich von Midsch‘ Anblick los und ging hinüber zu Goran, der mit Joschi eine kleine Pause eingelegt hatte und im Schatten der Mühle saß.
    Einige Schritte vor den beiden Brüdern blieb Aaniya stehen. Goran kaute an einem Grashalm. Aaniyas eh schon schlechte Stimmung fiel beträchtlich.
    „Kann ich dich alleine sprechen, Goran?“, fragte sie rau.
    „Hallo, Aaniya. Was für eine Überraschung“, meinte Goran freundlich und spuckte den Grashalm aus. „Was führt dich zu uns? Die Handelsreisen beginnen doch erst in ein paar Wochen.“
    „Es geht nicht um die Handelsreisen“, erwiderte Aaniya ungeduldig. „Es geht um etwas Wichtigeres.“
    „Du machst mich neugierig. Was ist es denn?“
    „Schick deinen Bruder weg .“
    Goran warf ihr einen erstaunten Blick zu. „Du warst zwar noch nie besonders nett zu mir, aber heute redest du besonders grob“, stellte er nüchtern fest. „Joschi ist müde und ich bin es auch. Wir brauchen Schatten. Sag mir hier, was los ist.“
    „Gut, wie du willst“, sagte Aaniya knapp. Sie wusste, wie das hier enden würde. „Ich brauche dich. Ich muss einen Zauberstein in Zudromo finden, und du sollst mich begleiten.“
    Aaniya warf einen flüchtigen Blick auf Joschi, der sie mit riesengroßen Augen anstarrte. Auch Goran war sichtlich beeindruckt, aber dann lachte er laut auf. „Aaniya, was ist los mit dir? Du nimmst so einen langen Weg auf dich, nur um einen schlechten Scherz mit mir zu machen?“
    „Das ist kein Witz! Ich mein es ernst“, schrie Aaniya wütend. Sie spürte, wie sie rot wurde.
    „Wie alt bist du? Dreiundzwanzig, so wie ich, nicht wahr? Und du glaubst an Zaubersteine? Außerdem weiß doch jeder, dass die Sigral-Berge nicht zu überqueren sind.“
    „Gut, dann lass es“, fauchte Aaniya und wandte sich um. Mit großen, schnellen Schritten überquerte sie den Hof.
    „Bleib!“, rief Goran ihr nach. „Du kannst die Nacht hier bei uns verbringen!“
    Doch Aaniya hörte nicht auf ihn . Sie marschierte zielstrebig in Richtung Sonnenuntergang am leise gurgelnden Bach entlang, bis sie eine kleine Weidengruppe erreichte, in dessen Schutz sie sich ein gemütliches Plätzchen für die Nacht herrichtete. Nach einem spärlichen Abendessen schlief Aaniya schon vor Sonnenuntergang ein. Sie war schrecklich
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