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Issilliba - Aaniya, das Mädchen, das mit den Fliegen sprechen konnte (German Edition)

Issilliba - Aaniya, das Mädchen, das mit den Fliegen sprechen konnte (German Edition)

Titel: Issilliba - Aaniya, das Mädchen, das mit den Fliegen sprechen konnte (German Edition)
Autoren: K. C. Schmelz
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an und stand auf. Sie wollte sich aus dem schmalen Regal neben ihrem Essplatz ein Buch zum Lesen holen. Da fiel ihr Blick auf einen dünnen Ratgeber, den sie fast vergessen hatte: Meditation - Der Weg zur tiefen Entspannung, lautete der Titel.
    Genau was ich jetzt brauche, dachte Bea, und nahm das Büchlein mit in ihr Bett. Vor Jahren hatte sie diese Übungen schon mal praktiziert und es war ihr sehr leicht gefallen, vollkommen abzuschalten. Gespannt darauf, wie gut sie die Technik noch beherrschte, machte sie nach einiger Zeit die Lampe aus und streckte sich bequem auf dem Rücken aus. Sie erinnerte sich noch daran, dass die Meditation immer am besten geklappt hatte, wenn sie das Kopfkissen wegließ. Deswegen schob sie es über die Kante ihrer Matratze und lag dann ganz still da.
    Bea fühlte in ihren Körper hinein . Sie ließ schön langsam die Spannung aus all ihren Muskeln fließen. Jeden Punkt checkte sie durch, ihren Kopf, ihre Arme, ihre Beine. Dann konzentrierte sie sich auf die Wirbelsäule. Früher hatte sie dort meistens eine Stelle gefunden, die sich seltsam anfühlte. Irgendwie drückend. Und so war es auch heute. Etwas über ihrem Steißbein war eine leichte Verkrampfung auszumachen, die sich aber auflöste, als Bea ihre Konzentration darauf richtete.
    Sie wurde ruhig er und ruhiger, und bald stellte sich dieses altbekannte, wohltuende Strömen ein, das ihren ganzen Körper erfasste. Irgendwann erschien in der samtenen Dunkelheit, die sie wie eine wärmende Decke umhüllte ein kleiner hellblau schimmernder Punkt. Neugierig fokussierte ihn Bea. Der Punkt wurde größer und größer, bis er schließlich zu einem schmalen Tor geworden war. Ehrfurchtsvoll trat Bea näher heran und plötzlich tat sich vor ihr eine andere Welt auf - sie war in Issilliba. Ihr Herz machte einen Satz: Sie hatte den Weg gefunden.
     

Aaniya und Emma
     
     
      A aniya war fast fertig mit ihrer Laterne. Sie musste nur noch den Deckel schmieden.
    „Aaniya! Komm rüber, Essen ist fertig!“, hörte sie die Stimme der Mutter vom Wohnhaus herüber schallen.
    Sie nahm die schwere Schürze ab und hängte sie an einen Nagel an der Wand neben dem Amboss. Dann warf sie noch schnell ein paar Kohlen in die Glut.
    Als sie über den eingedorrten Lehmboden schritt, aus dem der große Hof zum größten Teile bestand, kamen ihr drei Hühner vom nahen Waldrand entgegen. Sie begleiteten Aaniya ein Stück. Doch schnell merkten die schlauen Tiere, dass sie nichts zum Essen für sie dabei hatte, deshalb verzogen sie sich laut gackernd wieder. Aaniya blickte ihnen lächelnd hinterher. Kurz bevor sie das Haus betrat, in dem sie mit ihrer Mutter und den vier Geschwistern lebte, hörte sie hinten auf der Wiese Leila muhen. Aaniya muhte zurück. Sie mochte die weiß-braun gefleckte Kuh sehr, die jeden Abend zu ihnen herüber kam, um sich vertrauensvoll von ihnen melken zu lassen.
    Aaniya öffnete die schwere Holztür und trat in die Küche. Die Mutter war gerade dabei, frisch gebackenes Brot zu verteilen. Ihre Finger waren rot vom vielen Flechten und Weben. Aaniya hatte ihr gesagt, sie solle weniger arbeiten. Aber Freya wusste nur zu gut, dass sie noch dringend Waren brauchten, die Aaniya auf ihrem nächsten Handelszug mit in die anderen Dörfer und Städte nehmen und dort verkaufen konnte.
    Aaniya setzte sich neben Baby Jada und strich ihrer kleinen Schwester zärtlich über die weichen, strohblonden Haare . Ihre beiden großen Schwestern Romi und Resa verteilten den Käse, den es meistens zu Mittag gab. Plötzlich kam eine Fliege angeflogen und kreiste um Bens sommersprossiges Gesicht. Mit seinen kleinen Händen versuchte er das Tier zu verscheuchen, aber das Insekt war hartnäckig. Immer wieder flog es um Ben herum. Erst als die Mutter der Fliege mit ihrer Hand einen leichten Schlag verpasste, flog sie hinüber zu Resa und setzte sich auf deren Kopf.
    „Wartet! Lasst mich mal versuchen“, meinte Aaniya und näherte sich mit ihrem ausgestreckten Zeigefinger ganz , ganz langsam dem winzigen Tier. Sie wusste nicht, warum sie das tat. Aber aus irgendeinem Grund war sie davon überzeugt, dass diese Fliege zahm war.
    Und tatsächlich, ohne zu zögern hüpfte das Insekt auf ihren Finger und blieb dort sitzen.
    „Komisch“, sagte Romi. „Das haben sie bei mir noch nie gemacht.“
    „Ich nenn e sie Emma“, meinte Aaniya und grinste. „Sie ist jetzt mein Haustier.“ 
    „ Auch“, forderte Baby Jada.
    „Da müssen wir Emma aber erst einmal fragen .
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