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Ismaels fliegende Wale

Ismaels fliegende Wale

Titel: Ismaels fliegende Wale
Autoren: Philip Jose Farmer
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Menschheit in Bewegung hält, dachte Ismael. Obwohl es unglaublich erscheinen mag, finden unsere Kinder vielleicht eines Tages einen Weg, um zu anderen Sonnen, jüngeren Sternen zu gehen. Und dann, wenn aus dem hellen, jungen Stern ein alter und roter Stern geworden ist, zu einem anderen. Offensichtlich hat das in den vergangenen Jahrmillionen niemand getan. Aber mit einer Million Jahren, die uns noch verbleiben, sollte die Menschheit über genügend Zeit verfügen, die Zeit zu überlisten.

Nachwort
     
    Philip Farmer – den zweiten Vornahmen, Jose, legte er sich später zu, um seinem eher schlicht anmutenden Namenszug etwas Exotik zu verleihen – wurde als ältestes von fünf Kindern 1918 in North Terre Haute/Indiana geboren. Er war ein athletisch gebauter Junge und durchaus kein Stubenhocker. Er kletterte auf jeden erreichbaren Baum und schwang sich von Ast zu Ast – kein Wunder, daß er von Spielkameraden bald mit dem Spitznamen „Tarzan“ belegt wurde. Zugleich jedoch war er ein Bücherwurm, der alles verschlang, was ihm an Abenteuerliteratur unter die Finger geriet.
    Bald jedoch schon holte ihn die Realität von den Bäumen und aus den Träumen. Den gerade begonnenen College-Besuch mußte er abbrechen, weil der kleine Gewerbebetrieb des Vaters Konkurs anmeldete. Überlebenskampf war angesagt, nicht im Dschungel, sondern in der amerikanischen Gesellschaft.
    Er hatte eigentlich Zeitungsreporter werden wollen – jetzt jedoch mußte er sich in verschiedenen Jobs als ungelernter Arbeiter durchschlagen, etwa als „Strippenzieher“ oder als Vorarbeiter in einem Stahlwerk. Erst 1949 war wieder an ein Studium zu denken, das er finanzierte, indem er nebenher noch arbeitete. Ergebnis: ein Zusammenbruch aus nervöser Erschöpfung. Aber er hatte sein Ziel in etwa erreicht, war zwar nicht Reporter, wohl aber als technischer Journalist für verschiedene Firmen tätig. Heimliche Berufswünsche wie Anthropologe und Sprachwissenschaftler lagen für ihn stets außerhalb seiner Reichweite.
    Sein Kurzroman The Lovers (Die Liebenden) machte ihn 1952 auf einen Schlag als Science-Fiction-Autor bekannt. Erstmals hatte es ein Autor gewagt, das in der Science-Fiction bislang weitgehend tabuisierte Thema Sexualität in den Vordergrund zu stellen. Oder, um genau zu sein: Erstmals traute sich ein Verlag, dieses Thema aufzugreifen.
    Immerhin, Farmer war etabliert. Stories wie Mother (Mutter) untermauerten seinen Ruf, Tabubrecher auf dem Gebiet der Sexualität in der Science-Fiction zu sein und die biologische Komponente der Science-Fiction auf ungewöhnliche Art herauszuarbeiten. Ein zweites Thema des frühen Farmer, heute manchmal ein bißchen in Vergessenheit geraten, war die Beschäftigung mit Religion, wie sie etwa in den Stories um Father John Carmody zum Ausdruck kommt.
    Schon in The Lovers tauchen literarische Anspielungen – etwa der Planet Ozagen = Oz again, eine Verbeugung vor L. Frank Baum – auf. In To Your Scattered Bodies Go (Die Flußwelt der Zeit) tauchen allerlei Literaten – Samuel Langhorn Clemens alias Mark Twain – und Gestalten der Zeitgeschichte auf, mit The Other Log of Phileas Fogg (Das andere Log des Phileas Fogg) setzte er Jules Vernes Le tour du monde en quatre-vingts jours (Reise um die Erde in 80 Tagen) neu in Szene, und der vorliegende Roman The Wind Whales of Ishmael (Ismaels fliegende Wale) ist als eine Art Fortsetzung von Hermann Melvilles Moby Dick angelegt.
    Literarische Anspielungen findet man denn auch in fast allen Werken Farmers: Dostojewski taucht als Pjotr in Inside Outside (Die synthetische Seele) auf, in A Private Cosmos (Lord der Sterne) wird eine der Welten von E. R. Burroughs neu erschaffen, wobei es sich Farmer nicht verkneifen kann, Burroughs einen Denkfehler nachzuweisen, und in anderen Romanen erweckt er Tarzan und Doc Savage wieder zu neu em Leben. Und als Kurt Vonnegut jr. in Slaughterhouse 5 (Schlachthof 5) einen fiktiven SF-Autor namens Kilgore Trout schilderte, nahm Farmer dies zum Anlaß, sogleich unter diesem Pseudonym tatsächlich einen Roman zu schreiben.
    Farmer, der auch selbst – man achte auf die Initialen PJF – gelegentlich in seinen Romanen auftaucht, liebt diese Aufarbeitung von Literatur, die ihn stark beeinflußt hat, ungemein. Er sieht die Literatur und die Reaktion auf sie als Teil seines Lebens. Wenn ihn Vonnegut verärgert einen „literarischen Parasiten“ nannte, dann trifft dieser Vorwurf allerdings nicht ins Schwarze. Denn Farmer ist kein Plagiator.
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