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Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter

Titel: Isle of Night Bd. 1 - Die Wächter
Autoren: Veronica Wolff
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schwören können, dass Emma errötete.
    »Gut, kommen wir zu den Waffen«, sagte Yasuo. »Du willst doch nicht wieder dieses Messer benutzen, oder?«
    »Hast du eine bessere Idee? Bei meinem letzten Kampf war das Messer genau richtig.« Ich merkte selbst, wie gereizt das klang, aber ich bildete mir ein, dass ich mit Klingen aller Art ganz gut zurechtkam.
    Yasuo legte einen Arm um meine Schultern, ohne jedoch Lilou aus den Augen zu lassen. Er beugte sich zu mir herunter und fuhr leise fort: »Yeah, Drew, ich weiß. Aber für diesen Kampf brauchst du Schnelligkeit. Du wirst die Schlampe sofort attackieren müssen. Sie wird dir nicht den Rücken zukehren wie dein Draug.«
    »Warum setzt du nicht deine Wurfsterne ein?«, erkundigte sich Emma.
    »Wer sagt denn, dass ich auf sie verzichte? Ein wenig Isolierband, zwei Behelfstaschen – und voilà !« Ich zog meine weite Trainingshose hoch und drehte den Knöchel nach außen. »Sie sind an der Innenseite meiner Stiefel befestigt.«
    »Klasse.« Ein Lächeln huschte über Emmas Gesicht und war gleich darauf wieder ausgelöscht. »Aber verstößt das nicht gegen die Regeln?«
    »Die Regel lautet: Acari dürfen nur eine Waffe in den Ring tragen. Tragen, verstehst du?« Ich lächelte unschuldig und streckte meine leeren Hände aus. »Siehst du, dass ich etwas trage? Ich halte mich an den genauen Wortlaut des Gesetzes – so wie wir das gelernt haben, oder?«

    Es war Abend, bis alles für den Entscheidungskampf vorbereitet war. Vom Himmel sickerte ein unheimliches Dämmerlicht, als müsste sich die Sonne ihren Weg durch eine dichte Wolkenschicht bahnen. Master Alcántara stand zwischen Lilou und mir auf der Plattform. Sein ironisches Lächeln verriet mir, dass er jede Minute des Schauspiels genoss.
    Alcántara sprach leise mit ihr – ich hätte alles darum gegeben, seine Worte zu verstehen – und kam dann zu mir herüber.
    » Cuidate, cariño «, flüsterte er. Seine weiche, laszive Stimme schien alle Versprechen der Welt zu enthalten. Ich spürte eine Gänsehaut auf den Armen und schloss einen Moment lang die Augen, um den Kopf klarzubekommen. Er lachte kehlig. »So ist es gut. Immer die Übersicht bewahren. Ein scharfer Verstand ist tödlicher als jedes Messer.«
    Die Handfläche, die das Messer umschloss, war plötzlich schweißnass. Sollte das hier eine Art grausame Lektion werden? Die Lektion, dass es auch im Kampfsport in erster Linie auf den Verstand ankam?
    Ich geriet in Panik. Ich hatte die falsche Waffe gewählt. Ein Springmesser war vermutlich wertlos gegen dieses lange Bambusschwert.
    Wächterin Priti schlug zum ersten Mal auf den Gong.

Lilou und ich wippten auf den Fußballen. Ich hatte vor, ihr den ersten Schritt zu überlassen. Ihre Waffe irritierte mich, und ich wollte ein Gefühl für ihre Strategie bekommen. Ich musste so viel wie möglich über ihre Denkweise in Erfahrung bringen – außer der Tatsache, dass ich einem Mädchen aus ihrer Vergangenheit ähnelte, das sie offensichtlich gehasst und später ermordet hatte.
    Lilou rannte auf mich zu und schwang dieses Schwert, das an einen langen Stab erinnerte. Das Publikum verstummte. Nur das Scharren ihrer Füße über die Granitplatte hallte von den Steinsäulen wider. Ihre Attacke kam unvermittelt, unberechenbar.
    »Sachte, Cowgirl.« Ich wich blitzschnell zur Seite, sorgsam darauf bedacht, dass ich nicht gleich in den ersten Sekunden des Kampfes von der Steinkante in die Tiefe kippte. Drei der Mädchen waren bisher von der Granitplatte gestürzt und ohnmächtig liegen geblieben. Ich hatte nicht die geringste Lust, mich jetzt schon von einem Sucher aus der Arena schleifen zu lassen.
    Ich konzentrierte mich auf den harten Fels unter meinen Stiefelsohlen. Ich bin Wurzeln tief im Erdreich. Ich bin Wasser, das fließt. Von hier an änderte ich das Mantra aus gutem Grund ab. »Ich bin Stein.«
    »Runter mit dir!«, kreischte sie und stieß sich zu einem Sprung ab.
    Ich hechtete ebenfalls nach vorn. Unsere Körper prallten in der Mitte der Plattform zusammen. Sie umklammerte mich und hielt mich fest.
    Ihr Shinai schlug von hinten gegen meine Beine. Der scharfe Schmerz nahm mir einen Moment lang die Luft. Sie schlug erneut zu. »Runter!«, fauchte sie.
    Ich konnte nicht zulassen, dass sie ein drittes Mal mit dem Bambusschwert Schwung holte. Ohne auf die brennenden Striemen zu achten, zog ich sie mit einem Arm näher an mich heran und beschrieb mit der Messerhand einen weiten Bogen. »Nur mit dir zusammen!«
    Ich
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