Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Isau, Ralf

Isau, Ralf

Titel: Isau, Ralf
Autoren: Gerry
Vom Netzwerk:
lachen. »Natürlich wird er das, und ich weiß auch schon, wohin ich damit fliegen werde.«
    Karl nickte. »Für die Fuchur ist die Phantásische Bibliothek von keinem Ort dieser Welt zu weit entfernt.«
    ∞
      
    Qutopía brach im Morgengrauen auf. Im Gepäck hatte sie einen Handschuh aus dem Mähnenhaar von Albinoeinhörnern, und darin befand sich der Nox. »Wirf ihn bitte ins Meer der Tränen, an der tiefsten Stelle, die es gibt«, hatte der neue Meisterbibliothekar zu ihr gesagt; es war sozusagen seine erste Amtshandlung. Sie befolgte den Auftrag gewissenhaft. Danach flog Qutopía nach Hause und fand ihren Vater auf dem Wege der Besserung. Ihre Eltern waren froh, das verwegene Mädchen wohlbehalten in die Arme schließen zu können. Der berühmteste Weltreisende Phantásiens war bald wieder kerngesund, und die Fuchur hatte nun zwei Piloten, die rosenfarbene Blitze an den Himmel malten. Karl und das Drachenmädchen trafen sich übrigens wieder und wurden das erste Paar, das sich über die Grenze zweier Welten hinweg ein Leben lang liebte. Ohne Folgen blieb das für beide nicht. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.
    ∞
      
    Weil es für niemanden ratsam war, sich länger als nötig in der Nähe der Herzsteine Gmorks aufzuhalten, und weil zudem die schwarzen Perlen in fast jedem eine fast unwiderstehliche Habgier weckten, hatten sich zahlreiche Geschöpfe dabei abgelöst, die dunklen Perlenschnüre durch die hohle Handfläche des Nox gleiten zu lassen. Man arbeitete in Gruppen, um sich gegenseitig zu schützen. Nun gab es tatsächlich ein wahres Feuerwerk in der sechseckigen Kammer der Wissenden Druse. Myriaden vielfarbig funkelnder Zwergsterne sausten durch den Bücherturm. Noch bevor die Nacht zu Ende war, standen die gestohlenen Bücher wieder an ihren angestammten Plätzen in der Phantásischen Bibliothek. Einige wenige Lücken blieben jedoch leer. Vielleicht hatte Gmork die Bücher bereits in ferne Länder zu besonders ungeduldigen Sammlern verschickt oder sie auf andere Art dem ewigen Vergessen anheim gegeben. So wurde das Nichts zu einer ständigen Herausforderung für den neuen Meisterbibliothekar.
    Bei seinem Abschied hatte Herr Trutz gesagt, das Nichts werde sich kaum ausbreiten können, solange das Licht der anderen Bücher es im festen Griff behalte. Gefährlich werde es erst, wenn wieder jemand einen Weg finde, die Schätze Phantásiens zu plündern.
    Von Gmork fehlte überdies weiterhin jede Spur. Die letzte Amtshandlung des Thaddäus Tillmann Trutz war für Karl zugleich ein ungewöhnliches Geschenk. »Nehmen Sie das Buch«, sagte er.
    »Welches Buch?«, fragte Karl, obwohl er es längst ahnte.
    »Nun tun Sie nicht so, als könnten Sie nicht bis drei zählen, junger Freund. Ich rede von der Unendlichen Geschichte. Wir können sie nicht in der Wissenden Druse aufbewahren. Falls der Werwolf zurückkehrt, liegt es für ihn wie auf dem Präsentierteller.«
    »Was würde ihm das nützen? Es ist ja leer.«
    »Möglicherweise könnte er jemanden suchen, der es für ihn nach seinen eigenen finsteren Vorstellungen schreibt. Irgendeinen arglosen Schriftsteller. Aus der unendlichen könnte so leicht Die unredliche Geschichte werden, die Phantasien den endgültigen Todesstoß versetzt. Nein, das Risiko wollen wir nicht eingehen. Nehmen Sie das Buch mit in die Äußere Welt, und behüten Sie es gut, in Ihrer geheimen Bibliothek.«
    »Aber Phantásien ...«
    »Die Weissagung nimmt ihren Lauf, mein lieber Karl. Phantásien wird durch das kupferfarbene Buch erneuert werden. Aber die Prophezeiung erwähnt nichts davon, dass es wieder in dem Ei aufbewahrt werden muss. Nehmen Sie es an sich, und bewahren Sie es gut auf. Zur rechten Zeit wird es den rechten Leser finden, der die Innere Welt neu erschafft.«
    »Wäre es möglich, dass ich dieser Leser bin?«
    Herr Trutz legte den Kopf schief und musterte Karl wie ein Gemälde. »Sie können es feststellen«, antwortete er verschmitzt.
    »Und wie?«
    »Indem Sie versuchen, darin zu lesen. Klappen Sie's gelegentlich auf. Wenn Sie in dem Buch eine Geschichte finden – Ihre Geschichte –, dann sind Sie der Glückliche.«
    »Ich danke Ihnen für alles, Thaddäus. Durch Sie bin ich ein neuer Mensch ...«
    »Schnickschnack! Ich war nur ein Reisegefährte, der Sie auf den einen oder anderen Wegweiser aufmerksam gemacht hat. Die Verwandlung haben Sie selbst vollzogen. Ich konnte Ihre verkörperten Erwartungen doch in der Spiegelwabe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher