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Isabellas Unterwerfung

Isabellas Unterwerfung

Titel: Isabellas Unterwerfung
Autoren: Kat Marcuse
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blondes Haar sich vor ihr auf den Boden ergoss. Der Mann schwang eine dicke Peitsche mit vielen Riemen, und der Rücken der Frau war mit unzähligen roten Striemen übersät. Es war eines der Bilder, die Isabella abstoßend fand, wenn auch künstlerisch gut. Sie wollte nicht, dass es neben ihrem Fremden hing. Die Brutalität der Szene entweihte die Schönheit des anderen Bildes.
    „Häng es wieder um. Und solltest du noch einmal auf so eine Idee kommen, dann besprich das vorher mit mir.“ Isabella drehte sich um und ging. Leider bog sie falsch ab und fand sich in der letzten Nische wieder. Hier hingen jetzt zwei Frauenporträts. Das Bild zu ihrer Rechten zeigte eine Frau, die auf einem Berg roter Seide kniete. Der Seidenmantel hing von ihren nackten Schultern, bedeckte ihren halben Rücken und floss auf den Boden wie blutrotes Wasser. Sie hatte schwarzes Haar, das kunstvoll aufgesteckt war, und an ihrem Hinterkopf sah man den Knoten eines schwarzen Tuches. Ihre Augen waren verbunden. Die Hände hatte man mit einer Kette im Rücken gefesselt. Ausgeliefert, hilflos, erwartend, das waren die Empfindungen, die Isabella beim Betrachten des Bildes überkamen.
    Plötzlich stand Jesse hinter ihr. „Hey, was bist du denn so gereizt? Du musst zugeben, dass die beiden Frauen viel besser zusammenpassen. Ich finde das Masterbild zu hart, neben ihr.“ Jesse deutete auf das andere Bild. Das Masterbild, wie er es nannte, erschien ihr überall zu hart.
    „Vielleicht hätten wir es nicht auswählen dürfen. Es ist einfach zu krass, zu brutal.“
    „Es hätte wunderbar zu den beiden Frauen gepasst.“ Jesses Stimme nahm einen Unterton an, den Isabella nicht zu deuten wusste. Das Bild, von dem er sprach, hatte sie abgelehnt. Es hatte zwei Frauen gezeigt, fotografiert in Schwarz-Weiß, genau wie der Mann mit der Ledermaske. Die Beine der einen Frau hatten gespreizt nach oben gezeigt, ihre Waden mit kunstvollen Bondageseilen gefesselt, der Hintern offen dargeboten. Man hatte deutlich sehen können, dass die zweite Frau über ihr kniete und die Finger in ihrem Geschlecht vergrub. Bei dem Gedanken an dieses Bild wurde Isabella heiß und kalt. Es hatte sie abgestoßen und fasziniert, und auch jetzt begann ihr Herz, wie wild zu rasen. In der Tat hätten die beiden Bilder perfekt zusammengepasst, denn sie waren nicht subtil wie die anderen.
    „Es ist noch da“, hörte sie Jesse sagen, und für einen Augenblick entglitten ihr die Gesichtszüge.
    „Darüber lasse ich nicht mit mir reden. Außerdem kannst du nicht, ein paar Stunden bevor die Vernissage beginnt, alles umräumen. Wir haben seit einer Woche die Beleuchtung fertig.“
    „Das wäre kein Problem. Ich würde das Andreaskreuz nach vorn hängen und die beiden Frauen an seine Stelle. Die Ausleuchtung wäre fast gleich, nur ein paar kleine Änderungen.“ In Jesses Augen funkelte es.
    „Und das Rosenbild?“
    „Das willst du doch sowieso für dich.“
    Isabella schnappte nach Luft. „Wie kommst du darauf?“
    „Glaubst du, ich sehe nicht, wie du es immer anstarrst?“
    Mein Gott, was hatte er denn noch alles gesehen? Sie musste viel vorsichtiger sein. Keine verräterischen Blicke mehr. Isabella zwang sich, auf den Boden zu schauen.
    „Hast du das die ganze Zeit geplant? Du hast so lange gewartet, bis ich keine Wahl mehr habe als dem zuzustimmen.“ Ihre Stimme wurde so hart wie ihre Gesichtszüge. „Ich hasse es, manipuliert zu werden.“
    „Es ist deine Entscheidung. Lassen wir es so, wie es ist, und du riskierst, dass dein Rosenbild verkauft wird. Hängen wir es um, ist das Andreaskreuz die Eröffnungsszene. Deine Entscheidung.“
    Eröffnungsszene! Das wäre der perfekte Platz. Es würde mehr Raum, mehr Ausstrahlung haben, aber die Intimität der Betrachtung ginge verloren, ginge für sie verloren. Isabella ohrfeigte sich innerlich. Stell dich nicht so an. Heute Abend wird es verkauft. Dann hast du deine Ruhe und findest wieder zu dir. Soll er es doch hinhängen, wo er will. Es ist nur ein Foto. Ein Foto von einem fremden Model, das du nie kennenlernen wirst.
    „Die beiden Männer passen nicht zusammen“, wagte sie einen letzten unverbindlichen Einwand.
    „Wie meinst du das?“ Jesses Grinsen ging ihr gehörig auf die Nerven.
    „Stell dich nicht dümmer, als du bist. Du hast selbst Kunst studiert. Die beiden Bilder sind wie Feuer und Wasser. Das eine ist brutal und vulgär, das andere erotisch und subtil. Du wirst sie wieder auseinanderhängen“, bekräftigte sie
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