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Irrwege

Titel: Irrwege
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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giftigen Atmosphäre der Kavernen, die langsam alles vergiftete, was die
Sartan an Lebendigem mit in diese Welt gebracht hatten. Wie aus Haplos Bericht
zu entnehmen, gab es Räume dort unten, andere Räume außer Gefängniszellen und
groß genug, um eine große Zahl von Leuten aufzunehmen. Sartanrunen auf dem
Boden wiesen jenen den Weg, die das Geheimnis ihrer Magie kannten.
    Fackeln brannten in Haltern an der Mauer. In
ihrem Licht entdeckte Xar hin und wieder ein Bruchstück dieser Runen. Auf ein
Wort – ein Sartanwort – erwachten die Runen flackernd zum Leben, leuchteten
kurz und erloschen wieder; die Magie, die sie nährte, war verbraucht und
vergangen.
    Xar lachte in sich hinein. Dies war ein Spiel,
mit dem er sich im Palast vergnügte und dessen er nie müde wurde. Die Runen
waren ein Symbol. Vergleichbar ihrer Magie, hatte die Macht der Sartan nur
kurze Zeit geleuchtet, um dann zu ersterben. Verbraucht, vergangen.
    Wie Samah sterben würde. Xar rieb sich voller
Vorfreude die Hände.
    Die Katakomben waren jetzt verlassen. In den
Tagen vor der verhängnisvollen Erschaffung der gefürchteten Lazare dienten sie
als Behausung für die Toten, beider Arten von Toten: solche, die wiedererweckt
waren, und solche, die ihrer Auferstehung harrten. Hier verwahrte man die
Gestorbenen für die drei Tage der Frist, die verstreichen mußte, bis man sie
ins Leben zurückholte. Hier befanden sich auch die Wiedergänger, die für die
Lebenden zur Last geworden waren. Kleitus’ eigene Mutter hatte dazu gehört.
    Doch jetzt standen die Zellen leer. Die
Wiedergänger waren am Tag des Massakers alle befreit worden. Manche zogen mit
dem Heer der Lazare; andere, schon zu lange tot, um den Lazaren von Nutzen zu
sein – wie die Königinmutter –, überließ man sich selbst, ziellos wanderten
sie durch die Straßen und Häuser der Stadt. Nach der Ankunft der Patryn wurden
sie zusammengetrieben und eingepfercht – Xar brauchte Soldaten. Nun erwarteten
sie den Befehl, in die Schlacht zu ziehen.
    Die Katakomben waren ein deprimierender Ort in
einer deprimierenden Welt. Xar hatte sich nach einer ersten kurzen
Besichtigung weitere Besuche erspart. Es war düster da unten, feucht und kalt.
Verwesungsgeruch hing wie ein erstickendes Miasma in der Luft. Die Fackeln
brannten zischend, mit kleiner, unsteter Flamme.
    Doch Xar bemerkte diesmal nicht den Geschmack
des Todes auf der Zunge. Oder wenn, genoß er ihn wie eine Delikatesse. Er wurde
erwartet, von zwei im Halbdunkel nur undeutlich erkennbaren Gestalten. Eine von
ihnen war die junge Frau, die ihm die Nachricht gebracht hatte, Marit – als
eine der ersten nach Abarrach gekommen, um seine Ankunft vorzubereiten. Er
wußte es, ohne in der spärlichen Helligkeit ihr Gesicht sehen zu können – ihre
Tätowierungen sagten es ihm; sie verströmten einen bläulichen Schimmer, die
Magie wirkte, um sie am Leben zu erhalten in dieser lebensfeindlichen Welt der
wandelnden Toten. Ihren Begleiter erkannte Xar an der Tatsache, daß die Runen
auf der Haut des Mannes nicht leuchteten. Im Gegensatz zu seinem roten
Auge (nur eines, das andere fehlte).
    »Mein Fürst.« Marit verneigte sich ehrerbietig.
    »Hoheit.« Die Drachenschlange verneigte sich mit
gleicher Ehrerbietung, aber nicht für eine Sekunde ließ das rote Auge den
Fürsten los.
    Xar bemerkte es mit Unwillen. Ihm mißfiel, wie
das rote Auge ihm überallhin folgte, als lauerte es auf einen Moment der
Unachtsamkeit, um wie ein Dolch heimtückisch zuzustoßen. Ihm mißfiel auch das
heimliche Lachen, das er in der Tiefe des Auges zu sehen vermeinte. Oh,
dessen Blick war stets dienstbeflissen, unterwürfig, das Lachen nie sichtbar,
wenn Xar dem Mann ins Gesicht schaute, doch er hatte immer das Gefühl, daß das
Auge höhnisch aufleuchtete, sobald er den Rücken kehrte.
    Xar hütete sich, das rote Auge merken zu lassen,
daß es ihn mit Unbehagen erfüllte. Der Fürst hatte Sangdrax (der Nichtigenname
der Drachenschlange) sogar zu seinem persönlichen Adjutanten ernannt. Auf diese
Weise behielt Xar seinerseits den fragwürdigen Bundesgenossen im Auge.
    »Alles ist bereit für Euren Besuch, Fürst Xar.«
Sangdrax sprach im Ton größten Respekts. »Die Gefangenen sind in getrennten
Zellen untergebracht, wie angeordnet.«
    Xar spähte an der Reihe der Gittertüren entlang.
Es war schwer, etwas auszumachen im matten Schein der Fackeln, die Mühe hatten,
sich gegen die klamme Atmosphäre zu
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