Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Irrgarten Der Liebe

Titel: Irrgarten Der Liebe
Autoren: Otto Julius Bierbaum
Vom Netzwerk:
Nacht
    In einer Wochenrunde.
    Drum folge deines Gottes Spur
    Und lieb auch du, o Kreatur,
    Zu jeder guten Stunde.
     
    Dann ist die Welt dir wie ein Strauß,
    Sieht hell und bunt und fröhlich aus
    Und du wirst selber blühen
    Im Garten der Gottseligkeit,
    Wo in des Himmels Licht gedeiht
    Das Blümlein Glück-ohn-Mühen.
     
     
Gigerlette
    Fräulein Gigerlette
    Lud mich ein zum Thee.
    Ihre Toilette
    War gestimmt auf Schnee;
    Ganz wie Pierrette
    War sie angethan.
    Selbst ein Mönch, ich wette,
    Sähe Gigerlette
    Wohlgefällig an.
     
    War ein rotes Zimmer,
    Drin sie mich empfing,
    Gelber Kerzenschimmer
    In dem Raume hing.
    Und sie war wie immer
    Leben und Esprit.
    Nie vergeß ichs, nimmer:
    Weinrot war das Zimmer,
    Blütenweiß war sie.
     
    Und im Trab mit Vieren
    Fuhren wir zu zweit
    In das Land spazieren,
    Das heißt Heiterkeit.
    Daß wir nicht verlieren
    Zügel, Ziel und Lauf,
    Saß bei dem Kutschieren
    Mit den heißen Vieren
    Amor hinten auf.
     
     
Flieder
    (Erinnerungsblatt an M.M.)
     
    Stille, träumende Frühlingsnacht ...
    Die Sterne am Himmel blinzelten mild,
    Breit stand der Mond wie ein silberner Schild,
    In den Zweigen rauschte es sacht.
    Arm in Arm und wie in Träumen
    Unter duftenden Blütenbäumen
    Gingen wir durch die Frühlingsnacht.
     
    Der Flieder duftet berauschend weich;
    Ich küsse den Mund dir liebeheiß,
    Dicht überhäupten uns blau und weiß
    Schimmern die Blüten reich.
    Blüten brachst du uns zum Strauße,
    Langsam gingen wir nach Hause,
    Der Flieder duftete liebeweich ...
     
     
Josephine
1.
    Ihr Kleidchen ist von Tarlatan,
    Ihr Herzchen ist von Golde;
    Ich bete, ich bete das Mädel an,
    Ihre Guckaugen haben mir's angethan,
    Josephine, Sephine, du Holde!
     
     
2.
    Wenn sie lacht, wenn sie lacht,
    Ist der Himmel erwacht,
    Gottvater singt selbst ihr zum Lobe
    Ein Lied, das er selber gemacht:
    Seffi,
    Ach stelle mich nicht auf die Probe.
    Sonst werd ich frivol,
    Daß der Teufel mich hol,
    Und mache mich, dir zum Preise,
    Wie Zeus auf die Lumpenreise.
    Gottvater singt's im tiefsten Baß,
    Ihm werden beide Backen naß
    Vor lauter Liebesthränen.
    Sie aber streicht die Backen mir,
    Sie aber kraut den Nacken mir
    Und thut sich an mich lehnen.
    Seffi!
     
     
3.
    Der Himmel ist blau, das Wetter ist schön,
    Madame, wir wollen spazieren gehn!
    Da ist sie dabei!
    In den blühenden Mai
    Aussegeln wie Frühlingsfregatten wir Zwei.
    Wie Blütenschnee ihr Kleid so klar,
    Ein Blumengarten ihr Strohhut war,
    Ein moosgrün Band vom Hute hing,
    Wie Wimpelwurf im Winde ging.
    Recht wie ein schwarzer Würdebär
    Ging neben der Fee mein Leibrock her.
     
    Wie wunderbar
    Der Maitag war!
    So frisch, so hell, so kühn, so jung,
    Wie Kinderglückserinnerung,
    Und so voll Liebe und Heiligkeit;
    Ach, kranke Welt, wie bist du weit,
    Weit von uns fern mit deiner Gier,
    Mit deinem Haß, mit deinem Streit, –
    Wir seligen, seligen Kinder wir!
     
     
4.
    Und es senkt sich die Nacht.
    Kühle Winde, blasse Sterne.
    »Du, hast du mich gerne?«
    Und sie küßt mich und lacht.
     
    Und wir gehen nach Haus.
    Alle Menschen schon schlafen.
    Die Fregatten im Hafen ...
    Und die Lampe loscht aus.
     
     
Komm her und laß dich küssen
    Die Luft ist wie voll Geigen,
    Von allen Blütenzweigen
    Das weiße Wunder schneit;
    Der Frühling tobt im Blute,
    Zu allem Uebermute
    Ist jetzt die allerbeste Zeit.
     
    Komm her und laß dich küssen!
    Du wirst es dulden müssen,
    Daß dich mein Arm umschlingt.
    Es geht durch alles Leben
    Ein Pochen und ein Beben:
    Das rote Blut, es singt, es singt.
     
     
Letzte Bitte
    Laß mich noch einmal dir ins schwarze Auge sehn,
    Laß mich noch einmal tief ins heiße Dunkel senken
    Den trunkenen Blick, dann will ich weitergehn
    Und dich vergessen ... Nur in harter Zeit,
    Wenn sich der Sehnsucht Augen rückwärts lenken,
     
    Wenn meine Seele nach Vergangenem schreit,
    Dann will ich jenes einen Blicks gedenken,
    Des liebeheißen, gütereichen Blicks,
    Der mir im Bann versagenden Geschicks
    Das Herz zu einem schmerzentiefen Glück geweiht.
     
     
Die Saite sprang – da war das Lied vorbei
    Schönes Kind, ich denk an dich,
    Weil die Geigen klingen
    Und im Herzen wunderlich
    Stille Stimmen singen.
     
    Schönes Kind, die Geige weiß,
    Wie ich dich ersehne,
    Darum klingt so schluchzend heiß
    Ihre Kantilene.
     
    Schönes Kind, mir bebt das Herz.
    Oh, wie starrt das Leben.
    Und die Liebe ist der Schmerz
    – – – – – – – – – – – – – – – – –
     
     
Dankbar und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher