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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug
Autoren: M Bomm
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Absperrband nicht überschritten wurde. Es war inzwischen in noch weiterem Bogen gezogen worden. Zur Befestigung hatte man jene Metallständer auf die Asphaltfläche gestellt, an denen normalerweise die Bremsklötze für die Flugzeuge baumelten.
    Die Frauenleiche, um die herum die Kriminalisten der Spurensicherung den Boden nach möglicherweise verdächtigen Objekten absuchten, war mit einer Decke verhüllt. Horst Hauff, der Chef der Motorflugschule, hatte sich inzwischen von dem ersten Schock erholt. In sein Gesicht war wieder Farbe zurückgekehrt. Als erfahrener Jet-Pilot, der er bei der Bundeswehr einst war, hatte er gelernt, mit allen Situationen fertig zu werden. Dazu gehörte zwar nicht unbedingt ein Mord, doch entsann er sich jener Verhaltensweise, die er auch seinen Flugschülern stets weitergab: Ruhe bewahren.
    Er ging auf die vier Flugschüler zu, drei Männer und eine Frau, und gab ihnen zu verstehen, sie sollten ihm in den Schatten folgen, den die Halle zwischen Werkstatt und Bürotrakt warf. „Tut mir leid”, sagte er, „aber vorläufig kann nicht geflogen werden.”
    Die vier jungen Leute blickten ihn fragend an. „Ist da heut’ schon ein Unfall passiert?”, wollte die einzige Frau unter ihnen wissen.
    „Wir befürchten, es sieht wohl eher nach einem Verbrechen aus.”
    Die vier drehten sich instinktiv zu den Schaulustigen um, die sich an der Arbeit der Spurensicherung offenbar nicht sattsehen konnten.
    Hauff schlug den Flugschülern vor, sich in den nächsten Tagen telefonisch einen neuen Termin geben zu lassen. Dann ging er dem hochgewachsenen Kriminalkommissar entgegen, der über das Absperrband gestiegen war und sich einen Weg durch die Menschenmenge gebahnt hatte.
    Markus Deutschländer kam mit langen Schritten auf ihn zu. „Können wir uns irgendwo in Ruhe unterhalten?”
    Hauff deutete auf den Bürotrakt, vor dem ein verbogener Propeller in den Boden betoniert war, und ging voraus. Dabei sah er im Augenwinkel den Leichenwagen vorfahren.
    In seinem kleinen Büro stieß Hauff die Tür zum Zimmer seiner Sekretärin zu, die sich nur mühsam auf ihre Arbeit zu konzentrieren begann, und setzte sich hinter den Schreibtisch. Dem Kriminalisten bot er den Platz davor an.
    Hauff stützte sich mit den Unterarmen auf der Schreibtischplatte ab und musterte den Kommissar, der auch im Sitzen wie ein Hüne wirkte.
    „Ich steh’ Ihnen selbstverständlich für alles Notwendige zur Verfügung”.
    „Ihre Sekretärin hat gesagt, es fehlt ein Flugzeug”, stellte der Hauptkommissar fest und zog ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber aus dem Brusttäschchen seines karierten Hemdes.
    „Ja, die ›Echo-Bravo‹”, bestätigte der Chef der Motorflugschule, „eine Cessna hundertzweiundfünfzig, die Typenbezeichnung. Sie stand wohl ganz vorne in der Halle.”
    „Ich geh’ mal davon aus, dass nicht jeder Laie so ein Ding in die Luft bringt.”
    Hauff überlegte kurz. „In die Luft vielleicht schon, vorausgesetzt, er kennt sich ein bisschen mit der Technik aus und weiß, wie man den Motor startet und wie die Maschine zu bedienen ist. Man braucht nur genügend Geschwindigkeit, dann wird sie von Druck und Sog fast von allein hochgezogen. Aber zum Landen, würd’ ich sagen, bedarf es eines gewissen Know-hows.”
    Der Kriminalist hörte aufmerksam zu. Für die Fliegerei hatte er sich bis jetzt nicht sonderlich interessiert, obwohl seit seiner Tätigkeit in Kirchheim immerhin einer der bekanntesten Segelflugplätze weit und breit zu seinem Zuständigkeitsbereich zählte.
    „Nur mal eine Verständnisfrage”, warf er deshalb ein, „die ›Hahnweide‹ ist doch ein Segelfluggelände …”
    „Richtig, ja”, Hauff lehnte sich zurück und versuchte sich zu entspannen, „es dürfen hier nur Motorflugzeuge starten und landen, die hier am Platz zugelassen sind, keine Fremden also. Erlaubt sind deshalb nur die Schleppflugzeuge für die Segelflieger und die unsrigen, die Schulungs- und Chartermaschinen des Baden-Württembergischen Luftfahrtverbands.” Er machte eine kurze Pause und versuchte zu lächeln: „Wir sind hier, na ja, sagen wir’s mal so, geduldet.”
    „Geduldet? Von wem?”
    „Von den Segelfliegern”, Hauff versuchte ein Lächeln, „mit denen wir aber im Großen und Ganzen ein freundschaftliches Verhältnis haben, gar keine Frage. Und mit den Gemeinden ringsum haben wir uns auch arrangiert, das heißt, wir halten uns so gut es geht von ihnen fern, um die Lärmbelästigung in Grenzen zu
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